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die Einkerbungen eine Art Treppe bilden, nichts
oder nur sehr wenig abbröckelt. Verschüttungen
sind selten. Die Brunnen fallen geradezu auf
durch ihren genauen regelrechten Bau und ihre
Sauberkeit. In der Morgenfrühe steht das Wasser
bis zu 1 m tief über der Brunnensohle. Abends
6 Uhr, nachdem also die Brunnen schon Tags über
in Anspruch genommen waren, und außerdem,
da sie nicht überdacht sind, das Wasser der Ver-
dunstung ausgesetzt war, sah ich noch 20 bis
30 cm tiefes Wasser. Die Brunnen sollen schon
seit Jahrhunderten bestehen; die Fertigkeit zu
ihrer Anlage vererbt sich von Generation auf
Generation.
Das Wasser wird von den Menschen als
Trinkwasser benutzt, durch Kalebassenschalen an
7 bis 8 m langen Stangen geschöpft und in
irdene Krüge gegossen, die manchmal klassische
Formen haben. Die Krüge werden von den
Frauen in einem mit Tragriemen versehenen ge-
flochtenen Korb auf dem Rücken befördert.
Dicht neben jedem Brunnen ist ein bis zu
3 m langer, immer sauber gehaltener Graben
ausgehoben, in den das Brunnenwasser zum
Tränken des Viehes geschöpft wird. Diese Tränke-
gräben sind gegen den Brunnen zu abgeschlossen,
so daß das Tränkewasser nicht in den Brunnen
laufen kann, dadurch also einer Verunreinigung
vorgebeugt wird.
In diesem Zusammenhang noch ein Wort über
die landwirtschaftliche Struktur in Groß-Ufiome.
Die wirtschaftliche Grundlage der Wasiome
bildet ihr Ackerbau. Ihre Hauptkulturen sind
verschiedene Sorten Mtama und dann Mwele.
Den Maisbau überlassen sie den dort noch ange-
siedelten Wanyamwezis, welche im sumpfigen
Hanaratal auch mit Erfolg Reis von guter Qua-
lität anbauen.
Jeder M iome hat um seine Tembe etwa 20
bis 40 und mehr Stauden Tabak stehen.
Groß-Ufiome mit seiner etwa 1650 Einwohner
zählenden Bevölkerung —— darunter 620 erwach-
sene arbeitsfähige Männer, 530 Frauen und
500 Kinder — besitzt zur Zeit 620 Stück Groß-
und etwas über 1000 Stück Kleinvieh. Der
Viehbestand mehrt sich von Jahr zu Jahr.
Zwischen Mangati und Ufiome findet ein
lebhafter Austausch von Vieh gegen Getreide statt.
Mit ganzen Kolonnen von Trageseln ziehen die
Mangati nach Ufiome und kaufen Getreide gegen
Zahlung von Groß= und Kleinoieh ein.
Wenn man die Ausfuhr an Getreide nach
Mangati, Mbulu und Jrangi berücksichtigt, wenn
man den Umstand bedenkt, daß die Wasiome
große Quanten selbst aufzehren und auch in
Pombe konsumieren, wenn man ferner in Betracht
zieht, daß jede Familie, wie ich mich überzengt
habe, einen nicht unbedeutenden Vorrat für den
Fall der Not in Nilindos in Reserve legt, dann
wird man den Wasiome-Leuten das Zeugnis
einer intensiven Ackerbaubetätigung nicht ab-
sprechen können.
Vielleicht könnten jene Brunnenanlagen zur
Prüfung der Frage anregen, ob nicht überall in
der unendlichen Massaisteppe am Ostfuße ihrer
zahlreichen Berge ähnliche Brunnen gegraben
werden könnten. Damit würden sich für eine
Seßhaftmachung der Massai und für Viehzucht
treibende deutsche Ansiedler günstige Perspektiven
eröffnen.
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Kamerun.
Aus dem ODaha-Gebiet.“)
Im Interesse der fortschreitenden Kultur der
Kolonie ist es als eine Notwendigkeit zu be-
zeichnen, daß der bei den Maka so verbreiteten
Menschenfresserei ein Ende gemacht und ein
Stamm der Weiterentwicklung zugeführt wird,
welcher in hervorragendem Maße bildungsfähig
ist. Die Maka sind den verhältnismäßig intelli-
genten Ngumba ebenso nahe verwandt wie die
scheuen Niem den Mabea. Die nördlichen Maka.
die im Dume-Bezirk Arbeiter stellen und Straßen
bauen, haben sich in den Strafarbeitern, welche
ich nach ihrer Unterwerfung im Januar 1907
dem Eisenbahnamt und der Jaunde-Station zu-
geführt habe, als so brauchbar erwiesen, daß die
Eisenbahn dringend um weitere Maka bat, und
in Jaunde arbeitet eine Anzahl derselben Maka-
jetzt gut bezahlt als Maurer. Die Hauptförderung
für die Stammeskultivierung und die Abschaffung
der barbarischen Gebräuche bietet aber zweifellos
möglichst reger Verkehr mit Europäern und fort-
geschritteneren Stämmen. Bald werden bei zu-
nehmendem, fortschreitendem Verkehr die Maka
sich des Menschenfressens schämen, wie dies auch
bei den übrigen Stämmen der Fall gewesen ist,
die dieser Unsitte fröhnten. Die Maka fressen
Menschenfleisch als Nahrungsmittel, verschonen
auch ihre eigenen Toten nicht, kaufen Menschen
und machen sie zum Schlachten fett. Darin
unterscheiden sie sich wesentlich von den übrigen
Stämmen Kameruns, die ich im Urzustand noch
menschenfressend angetroffen habe. Am nächsten
stehen ihnen wohl die Njem, die aber ihre eigenen
Toten verschonen und sie im Walde aufrecht an
*) Die folgenden Ausführungen sind einem Bericht
des Hauptmanns Dominik über eine im Märez d. Is.
gegen die südlichen Maka veranstaltete Straferpe-
dition entnommen.