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felder gebunden und muß nach Aberntung eines
solchen ein neues aufsuchen.
Hauptmann v. Erckert ließ infolgedessen den
Gedanken der Tsamasversorgung für die Erx-
peditionstruppe sehr bald fallen und wandte seine
Sorge der Erschließung von Wasservorräten im
Etappengebiete zu. Zu dem Zwecke ließ er um-
fangreiche Bohrungen, zum Teil mittels Bohr-
maschinen, in den Revieren des Auob, Elephanten-
Flusses und des Nossob, die zunächst als Vor-
marschstraßen in Frage kamen, anstellen. Nach-
dem in monatelanger, entbehrungsreicher Arbeit
beträchtliche Tiefen (bis zu 56 m) erreicht waren,
mußten die Bohrungen größtenteils als aussichts-
los aufgegeben werden.
Als eine notwendige Folge der vollständigen
Wasserarmut der Kalahari ergab sich die fast
ausschließliche Verwendung von Kamelen, da es
sich mit Bestimmtheit voraussehen ließ, daß Pferde
und Maultiere, in größerer Zahl der Expedition
beigegeben, schnell zugrunde gehen mußten.
Schon seit 1905 hatte sich am Bai-Weg der
Nutzen der Kamele zur Uberwindung wasserloser
Strecken zwischen Lüderitzbucht und Keetmanshoop
erwiesen. Sie konnten dort aber erst entbehrt
werden, als der Bahnbau sich Keetmanshoop
näherte. Auch aus dem Nordbezirk wurde eine
Anzahl Kamele herangezogen. Bis Ende Ja-
nuar 1908 waren etwa 800 Tiere eingetroffen,
so daß alle Truppen an der Kalahari-Grenze, die
Erckert für die Expedition bestimmt hatte, damit
ausgerüstet werden konnten.
Die Hoffnungen, die Erckert auf die Leistungs-
fähigkeit der Kamele gesetzt hat, haben sich
glänzend erfüllt. Von 710 Tieren, die an der
Expedition teilnahmen, wurden nur vier wegen
Beinbruchs, eines wegen Schwäche erschossen.
Sie hielten in der überwiegenden Mehrzahl
12 Tage, ein Teil sogar 16 Tage durch, ohne
getränkt zu werden.
Auch die Sicherstellung der Nachrichtenver-
bindung erforderte die umfangreichsten Vorbe-
reitungen. Neben dem Kabel wurde auch für
heliographische Verbindungen gesorgt. Versuche
mit Brieftauben schlugen fehl; wahrscheinlich fielen
fie den zahlreichen, im dortigen Gebiet vor-
handenen Raubvögeln zum Opfer.
Hand in Hand mit dem Ausbau der Etappen-
straßen ging die technische Ausrüstung und tak-
tische Ausbildung der Truppe für die Expedition.
Auch sanitäre und truppenhygienische Maßnahmen
wurden getroffen.
Als Zeitpunkt für die Expedition hatte Haupt-
mann v. Erckert den Monat März gewählt, ein-
mal weil die mannigfachen Vorbereitungen nicht
früher abgeschlossen sein konnten, dann aber be-
sonders mit Rücksicht auf den Umstand, daß der
März der einzige Monat im Jahre ist, wo die
Lage des Feindes als kritisch angesehen werden
konnte. Im März ist die alte Tsamas vertrocknet,
die neue noch nicht völlig reif. Der Hottentotte
ist daher an bestimmte wenige Plätze gebunden,
muß unter Umständen sogar die Werft teilen.
Man durfte mit ziemlicher Sicherheit darauf
rechnen, daß Simon Kopper in dieser Zeit die
Gegend am unteren Nossob an der Grenze des
deutschen Gebietes aufsuchen würde, da dort er-
fahrungsgemäß die ausgedehntesten Tsamasfelder
vorhanden waren, und die Vleys in den größeren
Pfannen, wenn überhaupt in diesem Jahre, sich
im März füllen mußten. Diese Periode des
Zwanges dauerte aber nur vier bis sechs Wochen,
dann war die junge Tsamas reif und die ganze
Kalahari stand ihm wieder offen. Innerhalb des
Monats März war die Ausführung der Expedition
zeitlich von der Zunahme des Mondes abhängig,
da die glühende Hitze und der bei Tage weithin
sichtbare Staub zu Nachtmärschen zwangen, und
die Spur des Feindes nur bei hellem Mondlicht
verfolgt werden konnte.
Die Aussichten für ein erfolgreiches Vorgehen
gegen Simon Kopper wuchsen, sofern auch die
britische Polizei ihre Unterstützung bei dem
Unternehmen zusagte. Das deutsche Gouvernement
erhielt auf seine dahin zielende Aufforderung von
den englischen Behörden den Bescheid, Simon
Kopper solle durch eine Patrouille mitgeteilt werden,
daß er, falls er in Britisch-Betschuana-Land Zu-
flucht suche, entwaffnet und von der Grenze ent-
fernt werden würde. Eine Mitwirkung der
Polizeitruppe bei den Operationen sei in Rücksicht
auf ihre Stationierung im weitab gelegenen öst-
lichen Betschuana-Protektorat und nach ihrer Or-
ganisation nicht möglich. Angesichts dieser Sach-
lage sah sich Hauptmann v. Erckert bei der
Expedition allein auf die eigenen Kräfte an-
gewiesen.
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Das Detachement Grüner hatte am 7. März
abends in Nanib, das Detachement Willeke am
7. früh vor dem Abmarsch in Arahoab zum letzten
Male getränkt. Mit welchen Schwierigkeiten man
in der Wasserversorgung rechnete, geht aus fol-
gender Anweisung Erckerts hervor: „Wird Blut
von Tieren genossen, so muß es vorher gequirlt
werden und sich setzen, damit die wässerige
Flüssigkeit sich ausscheidet und die schädlichen
dicken Blutkörperchen abgesondert werden.“
Hatte man bisher gehofft, den Gegner noch
auf deutschem Boden erreichen zu können, so war
das nunmehr ausgeschlossen. Der Vormarsch von
Geinab nach Osten führte auf englisches Gebiet.
Die Grenze war freilich in der dortigen Gegend
nicht vermessen. Hauptmann v. Erckert glaubte