MW 34 20
daß die Ovambos nur auf Monate von ihren
Kapitänen beurlaubt werden und dann wieder
in den Busch zurückkehren müssen. Immerhin
ist es durch geeignete Vermittlung gelungen,
größere Zuzüge von Ovamboleuten zu erzielen.
Die Fundstelle Guchab, im Otavitale bei
km 54 der von der South West Afrika Company
gebauten Bahnlinie Otavi— Grootfontein gelegen,
wurde im Berichtsjahr in Angriff genommen;
bis zu seinem Schlusse wurden verschifft 1800
Tonnen silberhaltiges Kupfererz mit einem durch-
schnittlichen Gehalt von 0,04 v. H. Silber und
33 v. H. Kupfer.
Der im Gesellschaftsdienste stehende Land-
messer hat seit Februar 1907 in unserem Kon-
zessionsgebiete folgende Vermessungsarbeiten aus-
geführt: Farm Otavi, Bergwerk und Hüttenanlage
Tsumeb, Nivellement Tsumeb.—Otsjikotosee, Ab-
steckung der Bebauungspläne Tsumeb, Bahnhof
Otavi und Otavifontein sowie ein Dreiecksnetz
über das 1000 englische Quadratmeilen große
Minen-Konzessionsgebiet einschließlich Basis-
messung.
Für die Eisenbahn ist das abgelaufene Ge-
schäftsjahr das erste mit vollem eigenen Betriebe.
Dieser wurde auf der ganzen Strecke am 16. De-
zember 1906 seitens der Gesellschaft übernommen,
so daß die Bahn bei Beginn des Geschäftsjahres
1907/08 erst 3½ Monat im Betrieb war. Ver-
gleiche mit früheren Jahren lassen sich infolge-
dessen nicht ziehen. Allein die gewonnenen Er-
gebnisse, welche unsere Erwartungen übertreffen,
reichen hin, um zu erkennen, daß die Bahn
leistungs= und entwicklungsfähig ist. Namentlich
ihrem ursprünglichen und Hauptzweck, dem Erz-
transport, ist sie in jeder Beziehung gerecht ge-
worden, und sie zeigt sich auch weiterhin ge-
steigerten Auforderungen in dieser Richtung ge-
wachsen.
Die Gesamtlänge der Bahn Swakopmund—
Tsumeb einschließlich der Zweigstrecke Onguati—
Karibib beträgt 580 km. Angesichts der Schwierig-
keiten und der Beschleunigung der Bauausfüh-
rung hat die Bahnanlage sich als solide und sach-
gemäß bewährt; an nachträglichen Verbesserungen
wurden im Berichsjahr an neu auftretenden
Wasseransammlungsstellen Durchlaßrohre einge-
baut und entlang der ganzen Strecke Wasser-
abezugsgräben angelegt. Ferner wurden die
Böschungen an besonders gefährdeten Stellen
durch Steinpackungen gesichert und einige Fluß-
läufe durch Buhnenbauten reguliert. Auch ist
Bettungsschotter in verstärktem Maße eingebaut
worden. Mit derartigen Arbeiten wird auch
während der nächsten Jahre fortgefahren werden,
namentlich mit der Durchführung der Beschotte-
rung, da das Fehlen des Schotters an manchen
Stellen während der Regenzeit zu Betriebs-
gesährdungen geführt hat.
An namhafteren Erweiterungs= und Neu-
bauten wurden ausgeführt in Usakos ein massives
Dienstgebäude für die Betriebsleitung, zwei massive
Beamtenwohnhäuser mit je 24 Zimmern und ein
neues Pumpgebäude für die Wasserstation.
Die Niederlassung Usakos hat sich weiterhin
gut entwickelt. Weitere Geschäftshäuser zur Deckung
des Bedarfs der Europäer und der Eingeborenen
sind entstanden, ferner eine Selterwasserfabrik, eine
Obstweinkelterei und zwei Bäckereien, davon eine
mit Dampfbetrieb. Die evangelische Mission hat
ein Wohn= und Schulgebäude errichtet, in dem
auch der Gottesdienst abgehalten wird. Die Kirche
soll erst demnächst in Angriff genommen werden.
Im Rivier hat die Mission einen Garten an-
gelegt. Die Wasserleitung mit Hochreservoir ist
fertiggestellt, und die Häuser haben Anschluß da-
ran erhalten. Auch wird der mit Kaskaden an-
gelegte Springbrunnen auf dem Hansemannplatz
von der Wasserleitung gespeist.
In Omarurn hat das Gouvernement Pflanzen
kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf verfügbarem
Gelände am Bahnhof ist ein Pflanzgarten an-
gelegt worden, der für die übrigen Stationen,
bei denen Kulturzustand und Wasser dies gestatten,
die Pflanzen für gärtnerische Anlagen liefern soll.
Das Bahnunterhaltungspersonal ist da,
wo europäische Bedienstete abgegangen sind, nach
Möglichkeit durch Eingeborene ersetzt worden, die
in der von der Eisenbahn eingerichteten Ein-
geborenenschule unterrichtet waren. Diese Ein-
richtung hat sich gut bewährt und soll weiter
ausgebildet werden.
Der Strecke entlang ist ein Sanitätsdienst
eingerichtet, der von zwei Arzten und zwei Heil-
gehilfen wahrgenommen wird. Zur Vermeidung
der häufig auftretenden Darmerkrankungen infolge
Wassergenusses sind Sucrofilter allgemein ein-
geführt worden. Seit deren Einführung hat sich
der Gesundheitszustand unter den Europäern so-
wohl wie unter den Eingeborenen durchaus be-
friedigend gestaltet.
Der Betriebsmittelpark umfaßte Ende des
Geschäftsjahres 37 Lokomotiven, 31 Wassertender
und 261 Wagen.
Im regelmäßigen Betriebe verkehrten in
jeder Richtung auf der Strecke Swakopmund —
Usakos — Karibib täglich ein gemischter Zug, Usakos
—Otjiwarongo—Tsumeb wöchentlich drei gemischte
Züge. Außerdem liefen Güterzüge nach Bedarf.
Es wurden gefahren 2875 Züge mit 566 605
Zugkilometern.
Die Personenbeförderung betrug 22 848
Personen, und zwar: I. Klasse 3123 Personen
(13,7 v. H.), II. Klasse 11 659 Personen (51 v. H.),