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Früchten, deren haselnußgroße Samen ein gutes
Ol sehr reichlich enthalten. Ich kenne die Früchte
schon seit zehn Jahren, konnte aber nie etwas
über den Baum selbst erfahren. Auch das weiße
Personal in Neitsas wußte nicht das Geringste
von dem Vorhandensein dieser Bäume, von denen
ich außer jungen Früchten auch Blütenzweige
zur Bestimmung erlangte. Der Samen des
Marulebaumes (Sclerosarya), der in der ganzen
Gegend in sehr großer Menge wächst, schmeckt
genau wie Wallnüsse und enthält sehr reichlich
vorzügliches Ol. Diese beiden Baumarten sind
durchaus nicht nur als veldkostliefernd vom Busch-
mannsstandpunkte aus von Interesse; sie werden
vielleicht die Zukunft mancher Farm im Nord-
osten beeinflussen, denn ihre Menge und die
Qualität des Oles könnten eine kleine Olindustrie
hervorrufen.
In Neitsas hatte ich Gelegenheit, einem
Termitenschwärmen und Termitenfang zuzusehen.
Am Fuße jedes Termitenhügels hatten die Busch-
leute ein eimergroßes Loch mit senkrechten Wänden
gebuddelt, über welchem eine brennende Fackel
befestigt wurde. Die geflügelten, aus vielen Aus-
gängen des Hügels hervorkommenden Tiere füllten
das Loch in einigen Minuten. Der Inhalt wurde
in einen Sack entleert; das Loch füllte sich dann
noch ein= bis zweimal. Ein und derselbe Busch-
mann bediente mehrere Hügel, indem er von
einem zum anderen lief und die vollgewordenen
Löcher leerte. Die Termiten enthalten ein farb-
loses Ol von gutem Geschmack, das durch schwaches
Pressen sehr leicht gewonnen werden könnte.
Würde ein Farmer, der eine starke Buschmanns-
werft hat, zum Zwecke der industriellen Ver-
wertung der Termiten das Einsammeln richtig
organisieren, so könnte er in einer Nacht leicht
50 bis 100 Zentner Termiten sammeln, die 10
bis 20 Zentner Ol enthalten. Leider bietet sich
die Gelegenheit zum Fange aber nur an einem
oder zwei Abenden im Jahre. JIch zerrieb eine
Termite auf Papier und erzeugte dadurch einen
6 bis 8 qdem großen Olfleck.
Am 19. Dezember reiste ich von Neitsas über
Aitsas, wobei man die letzte Düne passiert, und
Begus nach Guntsas weiter. Der Wald ist
auf dieser Strecke meist ziemlich dicht und besteht
hauptsächlich aus Tamboti, papierrindigen Commi-
phoren, sehr vielen Selerocaryen. Drei Termiten-
hügel an dieser Strecke sand ich bewachsen mit
einem echten Gossipium (Baumwolle), die hier
wirklich den Eindruck einer autochthonen Pflanze
machte. Ich sammelte etwas Samen davon, der
in meiner Forststation bereits ausgesät und
hoffentlich keimfähig ist. Der Stapel ist übrigens
so gering, nämlich nur 1,5 cm lang, daß an eine
Nutzbarmachung dieser Pflanze nicht zu denken
ist. Immerhin würde aber vielleicht Kulturbaum-
wolle auf den schönen Flächen dieser Parkland-
schaft gut gedeihen, obwohl ich mich in dieser
Hinsicht übertriebenen Hoffnungen nicht hingebe.
Denn obwohl zur Zeit meiner Reise die ganze
Landschaft durch die täglichen Güsse gut durch-
tränkt war und mehr Wasser kaum noch hätte
aufnehmen können, so genügen doch die durch-
schnittlich nicht mehr als 500 mm keineswegs für
ein üppiges Gedeihen der Baumwolle. Sicher
aber wird in den meisten Jahren Erdnußkultur
im großen ohne Bewässerung rentabel sein.
Nach Ansicht der meisten Farmer des Herero-
und Namalandes kann die Viehzucht im Norden
und Nordosten nicht prosperieren; die Leute don
oben sind jedoch entgegengesetzter Ansicht, beson-
ders diejenigen, die Sandfeldweide haben. Alle
behaupten einmütig, als Viehzüchter nie mit einer
Farm im Herero= oder Namalande tauschen zu
wollen. Soviel ist mir als Laien auf diesem
Gebiete klar: eine Farm im Norden kann in den
meisten Jahren dank der großen Regenwasser-
mengen bis in ihre entlegensten Winkel hinein
ausgenutzt werden, dem Mangel an Brakstellen
kann leicht und mit geringen Kosten aus den
Salzvorräten der Etoschapfanne abgeholfen werden.
Mag indessen recht haben, wer will; die Zukunft
des ganzen Nordostens liegt weniger auf dem
Gebiete der Viehzucht, als auf dem des Acker-
baues. Schon in den allernächsten Jahren wird
hier sicherlich mit menschen= und zeitsparenden
Maschinen gearbeitet werden.
Das Farmhaus von Guntsas lag bei meiner
Ankunft mitten in einem vielverzweigten See und
machte einen recht verkommenen Eindruck. Viel
ist dort nicht geleistet. Die Weiterfahrt nach
Auns wurde durch beständigen starken Regen
und viele Durchschlagstellen sehr erschwert. In
Auns (v. Spiegel der Altere) war recht tüchtig
gearbeitet worden. Hier sah ich zum ersten Male
außer 25 ha Maisfeld ein Stück Tabak, sehr
ungleichmäßig hoch, da viele Pflanzen, ballenlos
gepflanzt, ausgegangen und durch Nachpflanzen
ersetzt worden waren. Von der eminent vorteil-
haften Methode, den Tabak in Büchsen oder
J. Schmidtschen Kartontöpfen einzeln zu zieben
und dann mit Ballen anzupflanzen, wußte man
hier noch nichts, doch fand ich sofort vollstes
Verständnis dafür.