Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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lebenden Buschleute bestehen nur aus Haut und 
Knochen; sie haben aber in der Zeit der Tsama= 
reife und in der guten Jagdzeit einen stark auf- 
getriebenen Unterleib, den sog. Tsamasbauch. 
Die Haut weist ungeheuer viele Falten auf, 
die aber bei guter Ernährung allmählich ver- 
schwinden. 
Die hiesigen Buschleute haben ihre eigene 
Sprache, die eine Abart des Nama, aber doch 
so verschieden davon ist, daß sich Hottentott und 
Buschmann nicht verstehen. Der verstorbene 
Robert Duncan z. B., dessen Muttersprache Nama 
war, brauchte zur Verständigung mit Buschleuten 
einen Dolmetscher. 
Die Buschmannsprache scheint noch einen oder 
zwei Schnalzlaute mehr zu kennen und wendet 
diese noch häufiger an als die Namasprache. 
Der Buschmann ist der Paria unter den 
Rassen der Kalahari. Sein Leben bedeutet ein 
stetes Kämpfen gegen Natur und Menschen. 
Infolge der dauernden Anstrengungen sollen 
die im Felde lebenden Buschleute im allgemeinen 
nicht älter als 30 bis 40 Jahre werden. 
Die Kleidung besteht bei Mann und Weib 
lediglich in einem Lendenschurz. Kopftuch oder 
Sandalen kennt der Buschmann nicht. Aus Bast, 
Blech oder Erdnüssen fertigt er einen sehr primi- 
tiven Schmuck für seine Erkorene an. 
An einem Lederriemen, über die Schulter ge- 
hängt, trägt er an der Hüfte seine aus einem 
Fell hergestellte Jagdtasche, in der sich sein Haus- 
gerät befindet. Dieses besteht meist aus einer 
Art Messer, einer als Pfeife dienenden Blech- 
röhre, etwas getrocknetem Kraut als „Tabak“ 
und dem Feuerzeug. Das letztere bilden zwei 
Stückchen Holz, ein weiches und ein hartes, die 
so lange aneinander gerieben werden, bis Funken 
entstehen. Diese werden mit einem Feuerschwamm 
aufgefangen. 
Als Waffen trägt der Buschmann bei sich ein 
30 bis 40 cm langes Wurfmesser, eine Wurfkeule, 
Bogen mit vergifteten Pfeilen und, wenn möglich, 
einen alten Vorderlader. Ob er auch Patronen 
dazu hat oder nicht, ist ihm vollkommen gleich- 
gültig. Wenn er ein Gewehr besitzt, oder wenn 
ihm ein solches anvertraut ist, so ist er so stolz 
darauf, daß er es stets bei sich trägt. 
Der Buschmann bewegt sich dauernd im Ge- 
schwindschritt, häufig im Trab. Auf diese Weise 
legt er ungeheure Strecken zurück. Während des 
Laufens nimmt er schnell eine Tsama, eine Gurke 
oder eine Wasserwurzel auf und verzehrt diese 
im Weitergehen. 
Die Hauptbeschäftigung des Buschmanns be- 
steht naturgemäß in der Jagd. Die Buschleute 
bei Copper müssen alles erlegte Großwild ab- 
liefern. 
  
Da das Leben der freien Buschleute viel 
interessanter ist, wenden wir uns jetzt diesen zu. 
In einer kleinen Werft von zwei oder drei 
Pontoks wohnt der Buschmann mit seiner Familie 
in einem abgelegenen Tsamafeld, möglichst ver- 
steckt. Die kleinen Pontoks sind gänzlich unauf- 
fällig unter niedrige Büsche gebaut. 
Das Eheleben des Buschmanns ist so streng, 
daß Ehebrecher und Ehebrecherin unrettbar dem 
Tode verfallen sind. 
Bei der Werft befinden sich Fallgruben und 
Schlingen, in denen kleine Böcke und Schakale 
gefangen werden. Auch die schon geschilderten 
Hottentottenhunde tun hierbei gute Dienste. 
Will der Buschmann ein Stück Großwild er- 
legen, so wendet er zwei verschiedene Methoden 
an. Entweder er legt sich an einem erkundeten 
Wechsel nieder und wartet, bis die Beute kommt, 
was manchmal zwei oder drei Tage dauert, oder 
er läuft so lange, bis er ein Stück Großwild 
aufgespürt hat. Dann schleicht er hinter einer 
Deckung, wobei ihm in der Kalahari die Dünen 
sehr von Nutzen sind, an das Tier heran, kriecht 
schließlich auf dem Bauche und erlegt das Wild 
auf wenig Schritte. Hierzu benutzt er entweder 
das Wurfmesser oder die vergifteten Pfeile. 
Über die Gewinnung dieses Giftes haben selbst 
Leute, die mehrere Jahre unter den Buschleuten 
wohnten, Genaues nicht erfahren können. Nur 
soviel ist bekannt, daß das Gift zum Teil aus 
bestimmten Pflanzen, zum Teil von unter der 
Erde lebenden Larven gewonnen wird. 
Da der Buschmann ein sehr schlechter Schütze 
ist, schießt er nur auf ganz kurze Entfernung. 
Ist die Beute getroffen, dann hetzt sie der Busch- 
mann zu Tode. 
Der Pfeil ist so eingerichtet, daß der Schaft 
abbricht, während die vergiftete Knochenspitze in 
dem Wild stecken bleibt. 
In dauernd gleichmäßigem Tempo läuft der 
Jäger stunden-, erforderlichenfalls tagelang hinter 
dem verwundeten Tier her und vermeidet dabei 
die Bogen, die das Tier gemacht hat. Das kranke 
Tier spannt in seiner Todesangst alle Kräfte an, 
die es auf diese Weise viel schneller verbraucht 
als der stets gleichmäßig folgende Buschmann. 
Ist das Wild verendet, so bedeckt es der 
Jäger mit großen Asten und Büschen, um es 
vor Hyänen, Schakalen und Raubvögeln zu 
schützen. Dann läuft er zu seiner Werft zurück 
und holt seine Familie heran. Bei der Beute 
wird dann die neue Werft aufgeschlagen. 
Der Buschmann verschlingt dann derartige 
Massen, daß er nachher bequem fünf bis sechs 
Tage hungern kann. Sein vorher vollkommen 
eingefallener Bauch schwillt dabei zu einem 
Ballon an.
	        
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