Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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verschiedenen von mir versuchten Arten möchte 
ich mimosa pudica ohne weiteres verwerfen, nicht 
so sehr wegen der Dornen, sondern wegen anderer 
Nachteile: sie gedeiht nämlich nicht überall und 
dann nur in Flecken, kann also ein gegebenes 
Areal nicht hinreichend bedecken.“ 
„Passiflora foetida wird von vielen Pflanzern 
vorgezogen, aber ich habe noch nie gesehen, daß 
sie Lalang tötet. Ich glaube, daß ihre beste und 
zugleich ihre schlimmste Leistung ist, daß sie Lalang 
dem Auge verbirgt. Dies mag für manche 
Pflanzer genügend sein, ob aber die von Passi- 
flora und Lalang umgebenen Bäume dabei ge- 
winnen, bezweifle ich. Die vorteilhafteste „green 
manure“-Pflanze, die ich bisher gesehen und ver- 
sucht habe, ist Crotalaria striata und besonders 
die größere Art davon, die bis zu 8 Fuß Höhe 
und 2 Zoll Durchmesser wächst. Die kleinere Art 
ist wählerischer bezüglich des Bodens; sie wächst 
langsamer und muß dichter angepflanzt werden, 
damit sie den Boden vollständig bedeckt. Crota- 
lalariasamen darf nicht auf gewöhnliche Weise 
gesät, sondern muß in ½ Zoll tiefe Furchen ge- 
legt und mit Erde bedeckt werden, die in hüge- 
ligem Gelände auch noch festgedrückt werden muß. 
Am besten sind die Furchen in der gleichen 
Richtung wie die Bäume und genügend weit 
voneinander anzulegen, um Raum für einen 
Arbeiter zum Durchgehen und Jäten zu lassen, 
denn die wichtigste Aufgabe bei Anwendung von 
„green manure“ ist die strikte Wachsamkeit gegen 
Unkraut und fortgesetztes Ausroden desselben. In 
dieser Beziehung bin ich anderer Ansicht als 
Mr. Carruthers.“ 
Inzwischen wird auf verschiedenen Pflanzungen 
die Bekämpfung von Lalang und anderem Unkraut 
durch Bespritzen mit arseniksaurer Soda versucht. 
Die Blätter werden dadurch innerhalb 48 Stunden 
getötet und dann liegen gelassen. Diese Methode 
kostet von 10 bis 50 Cents (0,25 „ bis 1,20 M) 
für den acre. 
Der Gesundheitszustand der Kautschukkulturen 
während des Jahres 1908 war im allgemeinen 
gut, wenn auch Wurzelkrankheit, hauptsächlich auf 
den engbepflanzten Gebieten, und die Kautschuk- 
termite wie früber beträchtlichen Schaden an- 
richteten. 
Aufbereitung für den Markt. 
Die ursprüngliche Form der Aufbereitung für 
den Markt (biscuits) findet hier nun immer weniger 
Anwendung; der größte Teil der hier gewonnenen 
Produkte gelangt als „Sheets“ und „Crépe“ zur 
Verschiffung. Die für den Versand als best- 
geeignet angesehene Ziegelstein-(block) Form kommt 
letzthin mehr in Aufnahme. Hinsichtlich einer 
  
einheitlichen Klassifizierung des Kautschuks nach 
Qualitäten auf den Pflanzungen ist bis jetzt wenig 
unternommen worden. 
Finanzverhältnisse. 
Der Preissturz Ende 1907 und Anfang 1908 
hat einen heilsamen Einfluß auf den Kautschuk- 
anbau ausgeübt, indem er eine finanzielle Ge- 
sundung der bestehenden Pflanzungsgesellschaften 
herbeigeführt und das Emporschießen von Speku- 
lationsunternehmungen zeitweise verhindert hat. 
Das Anziehen der Preise in den letzten Monaten 
hat jedoch von neuem das Interesse des Kapitals 
auf den Kautschukanbau gelenkt, und neue Grün- 
dungen (nicht alle auf gesunder Basis) sind jetzt 
an der Tagesordnung. Privatbesitzer, darunter 
viele Chinesen, verwandeln ihren Besitz in Aktien- 
unternehmen oder vergeben die Option darauf 
an gewerbsmäßige Gründer. Viele Tausende von 
acres teilweise bewirtschafteter oder nahezu ertrags- 
fähiger Pflanzungen werden daher zur Zeit dem 
spekulierenden Publikum in Europa angeboten. 
Diese neuen Unternehmen sind zwar mit weitaus 
größerem Kapital begründet als die Pionier= 
gesellschaften; im Hinblick auf die guten Aussichten 
der Industrie wird jedoch erwartet, daß bei vor- 
sichtiger Bewirtschaftung auch sie gute Erträge 
geben werden. Zur Beurteilung einer Pflanzung 
gehört wohl mehr als die bloße Kenntnis der 
Anzahl der Bäume und ihres Alters, wie das 
Publikum mitunter zu glauben scheint. Die Pro- 
spekte müßten immer ausführliche Gutachten zu- 
verlässiger Sachverständiger enthalten, namentlich 
über das sorgfältige Anpflanzen der Bäume, die 
Reinhaltung des Bodens von Unkraut und ver- 
ständiges Zapfen. 
Die in der letzten Zeit veröffentlichten Jahres- 
herichte der bedeutendsten Plantagengesellschaften 
zeigen in fast allen Fällen größere Gewinne und 
erhöhte Dividende. Die Erträge sind reicher und 
die Bewirtschaftungskosten geringer als bisher, so 
daß die Anteilbesitzer bisher allen Grund zur 
Zufriedenheit haben. Die Aktiennotierungen haben 
sich seit der letztjährigen Krise in vielen Fällen 
verdoppelt und find immer noch im Steigen. 
Eine bemerkenswerte und Mißtrauen erweckende 
Neuerscheinung sind Gesellschaften, die sich nicht 
mit dem Anbau von Kautschuk oder dem Auf- 
kaufen und Wiederverkaufen von Pflanzungen 
befassen, sondern mit der Finanzierung von be- 
stehenden Pflanzungen gegen hohe Verzinsung 
bzw. Verpfändung des zu erwartenden Ertrags 
oder eines Anteils am Gewinn. 
Zuletzt haben sich auch, wie verlautet, belgische 
und amerikanische Fabriken größere Anteile an 
Pflanzungsgesellschaften zu sichern angefangen.
	        
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