Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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rüstung vervollständigten. Am 9. November mar- 
schierte die Expedition nach Nbamba und fuhr 
von dort mit dem „Pfeil“ am Rande des Fest- 
landes entlang durch den Möve-See und Mungo 
aufwärts bis Mpundu. 
Die Fahrt durch die Mangrovenbestände bot 
wenig Bemerkenswertes. Vom Schiff aus war 
es dem Botaniker leider nicht möglich, festzustellen, 
wieviele und welche Arten unter den Mangroven 
vorhanden sind. Es konnte deshalb die Frage 
nicht gelöst werden, ob der auffällige Unterschied 
zwischen den krüppeligen, ganz unnutzbaren Partien 
und den glattwüchsigen hochstämmigen Beständen 
in der Standortsbeschaffenheit oder auf Ver- 
schiedenheit der Arten beruht. Der Übergang 
von einer Wuchsform zur anderen vollzieht sich 
stets allmählich, ohne daß eine Mischung beider 
Arten, wenn es sich um solche handeln sollte, 
jemals erkennbar wäre. Die krüppelhafte Form 
mit dem unverhältnismäßig stark ausgebildeten 
Stelzwurzelsystem findet sich stets auf festem, etwas 
hochgelegenem Boden, der gegen das Wasser zu 
einen steilen Rand hat und anscheinend der Ab- 
spülung unterliegt, während auf dem weichen 
Sand-oder Schlickboden die Mangrove stets guten 
Wuchs zeigt. Jedoch kommen unbestreitbar meh- 
rere Arten vor, und eine eingehendere Erforschung 
erscheint mit Rücksicht auf etwaige Holz= und 
Rinden-Nutzungen sehr wünschenswert. An der 
Mündung des Mungo hört die Mangroven- 
vegetation ziemlich unvermittelt auf, es folgt 
stromaufwärts zunächst ein Gebiet, das sehr reich 
an Raphia= und Kletterpalmen ist, dann beginnt 
auf beiden Seiten eine Art Parklandschaft: Gras- 
fläche mit zahlreichen Wollbäumen und Olpalmen, 
stellenweise auch mit niedrigem Buschwald. Farmen 
sind verhältnismäßig selten. Dieses Gebiet er- 
streckt sich etwa bis dahin, wo der Mungo aus 
der West—Ost-Richtung nach Süden abbiegt. Der 
niedrig gelegene Boden scheint in der Regenzeit 
sumpfig zu sein, und die Vegetationsform wird 
deshalb kaum durch die Tätigkeit des Menschen, 
durch Farmanlagen usw. beeinflußt sein. Es 
fehlen die charakteristischen Gewächse des sekun- 
dären Waldes: der Schirmbaum, die hohen mono- 
kotylen Unkräuter, abgesehen vom Gras, und die 
kräutigen Schlinggewächse. Solange nicht der 
Wollbaum eine nutzbringende Verwertung ge- 
funden hat, ist dieses Gebiet forstwirtschaftlich 
wertlos; andernfalls würden von hier mit ver- 
hältnismäßig geringen Kosten beträchtliche Mengen 
dieses Holzes zu beschaffen sein. 
Weiter stromaufwärts wird der Boden höher 
und die Landschaft bekommt mehr Waldcharakter. 
Zu dem auch hier noch an Zahl und Masse über- 
wiegenden Wollbaum gesellt sich als zweite Haupt- 
holzart der sog. Tulpenbaum, Spatodea cam- 
  
panulata, dessen Holz aber bis jetzt auch noch 
als unverwertbar gilt. 
Von Mpundu aus trat die Expedition am 
11. November den Fußmarsch nach Johann- 
Albrechtshöhe an, zunächst auf dem rechten Mungo- 
Ufer bis Ndo, dann bis Mundame auf dem linken 
Ufer. Am 16. erreichte sie die Station Johann-= 
Albrechtshöhe, blieb dort bis zum 24., um Probe- 
flächen aufzunehmen, und schlug dann zu dem 
gleichen Zweck für mehrere Tage ihre Zelte in 
der Mukonje-Pflanzung auf. 
Die ganze Mungo-Niederung oberhalb Mpundu 
und das Gebiet Mundame—Johann-Albrechtshöhe 
scheint recht dicht besiedelt zu sein, es überwiegt 
deshalb im Walde die sekundäre Form. Primärer 
Urwald ist fast nur beschränkt auf Schluchten, 
steilere Hänge und bergiges Gelände, also auf 
Flächen, die für den Farmbetrieb der Eingeborenen 
nicht in Betracht kommen. Auf landwirtschaftlich 
nutzbarem Boden findet sich der primäre Urwald 
nur vereinzelt und dann meistens etwa in der 
Mitte zwischen je zwei Dorfschaften wie eine Art 
Landwehr. Bemerkenswert ist das strichweise Auf- 
treten von Niabi. Zwischen Mujuka und Bakundu 
ba nambele ist er häufig, jenseits Bakundu scheint 
er ganz zu fehlen, zwischen der Woermann- 
Faktorei Ndo-Strand (am Mungo) und dem 
Hauptdorf Ndo dagegen kommt er wieder zahlreich 
vor. Da die Eingeborenen aus der Fruchtschale 
des Njabi Fett und Butter gewinnen und die 
Samen essen, so sind junge Pflanzen selten, nur 
bei Ndo waren sie häufiger zu finden. Diese 
Holzart verjüngt sich offenbar sehr leicht, und 
wenn durch Aushauen von verdämmendem Unter- 
wuchs dem Njabi-Aufschlag bessere Wachstums- 
bedingungen geschaffen werden, so läßt sich eine 
reichliche Nachzucht dieser wertvollen Holzart ohne 
große Schwierigkeiten und Kosten in die Wege 
leiten. 
Der sekundäre Wald kommt in allen Stadien, 
von der verbuschten Farm bis zum Wald mit 
fast primärem Charakter, vor. Er ist im allge- 
meinen recht stamm= und massenreich, wenn auch 
von wechselnder Beschaffenheit. Es handelt sich hier 
im großen ganzen offenbar um ein altes Sied- 
lungsgebiet, in dem seit vielen Generationen die 
Eingeborenen halb nomadisierend umhergezogen 
sind. Bald hier, bald dort legten sie ihre Dorf- 
schaften und Farmen an, und so erhielten all- 
mählich weite Landstriche das im ganzen ziemlich 
einheitliche Gepräge des sekundären Urwaldes, 
mit Ausnahme der oben bezeichneten Flächen. 
Um ein Urteil über den wirtschaftlichen Wert 
dieses Waldgebietes zu erhalten, wurden in der 
Nähe von Johann-Albrechtshöhe zwei Probe- 
flächen, eine im sekundären, eine im primären 
Walde, ausgenommen. 
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