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ist die Wohnung des Missionars Rautanen und seiner
Familie. Außerdem ist ein Schulhaus vorhanden. In
den Nebengebänden befinden sich Wirtschaftsräumc,
darunter eine sehr fleißig benutzte Werkstatt.
Bemerkeuswert an sämtlichen Gebäuden sind die
weit überragenden Dächer, wahre Kunstwerke, deren
Herstellung schon oben geschildert ist. Diese „Schoben-
dächer“, welche in der Heimat wegen der Feuergefähr-
lichkeit nur noch selten in den Dörfern zu finden sind,
halten auch den stärksten TKropenregen ab, sobald das
Dach steil genug ist. Nach drei bis fünf Jahren aller-
diugs werden Reparaturen, nach etwa zehn ZJahren
wird die Erneuerung des Dachstuhls erforderlich.
Die Missionsstation Olukonda (Ondonga ist
die Begeichnung für das gesamte Gebiet des Häupt-
lings Kambonde, das sich nordwärts bis Unkuanjama.
Nandes Reich, erstreckt) ist etwa 3 km von der Häupt-
lingswerft Okaloko entfernt.
3. Das Bild (Kirche in Olukonda läßt sehr
dentlich die beschriebene Bauart erkennen. Sämtliche
Missionsstationen in Deutsch-Amboland sind nach die-
sem Muster errichtet. Sonstige Wohnungen Weißer
gibt es nicht.
4. Die innere Einrichtung entspricht durchaus
der Einfachheit des äußeren Gesamteindrucks; trotzdem
macht der Raum einen gewissen feierlichen Eindruck
auf den Beschauer. Die Kanzel ist aus Finland be-
zogen, alles übrige aus der Werkstatt des Missionars
hervorgegangen.
5. Das Kornfeld ist kurz vor der Erntezeit
ausgenommen. Die Länge des Strohs läßt sich an
dem im Felde stehenden schlanken Ovambo beurteilen.
6. Links auf dem Bild steht eine sogenannte
Heiden-Christin, ein junges Mädchen, welches an
dem übergeworfenen Hemd als Zögling der Mission
erkennbar ist. Entschieden graziöser sehen die anderen
Gestalten ans: Heidenfrauen, deren Kopfsschmuck sie
sogleich als Angehörige des Ondonga-Stammes kenn-
geichnet. Bekanntlich umfaßt der Name Ovambo eine
bedeutende Anzahl einzelner Stämme in scharf gegen-
einander abgegrenzten Gebieten mit Sonderbezeich-
nungen. Ein Ovambo aus der Landischaft Ondonga
neunt sich ebenso stolz einen Ondonga, wie sein Nachbar
aus Unkuambi diesen Namen für sich beansprucht.
Jeder Stamm spricht seinen ausgeprägten Dialekt,
man könnte fast sagen: eine eigene Sprache. Männer
und Frauen tragen an dem allerdings sehr primitiven
Nationalkostüm ganz bestimmte Unterscheidungsmerk-
male; die Frauen speziell ganz verschiedenartigen Kopf-
putz. Letzterer darf durchweg nur von verheirateten
Frauen, nicht von Jungfrauen getragen werden. Bei
der auf unserem Bilde rechts stehenden Ondonga-Fran
erkennt man deutlich eine erhebliche Anzahl zopf-
artige Gebilde, die, in Kranzform angecordnet, an
dem natürlichen Kopfhaar der Trägerin befestigt sind.
Zur Herstellung werden Tiersehnen verwandt: zwei
solcher Sehnen in der ungefähren Stärke einer Zucker-
schnur werden zu Stricken zusammengeflochten, mit den
Kopfhaaren fest verwebt und verklebt und dann am
unteren Ende mittels Bast zu je vieren gebündelt.
Gewöhnlich setzt sich der Schmuck aus zehn solcher
Bündel zusammen, d. h. also aus 80 einzelnen Sehnen.
Hierzu kommen noch 6 bis 10 schmale Lederriemen
von ¼ bis 1 m Länge, welche das Gesamtgebilde noch
beträchtlich verlängern. Die Länge der Zöpfe richtet
sich nach Reichtum und sozialer Stellung. Man kann
in Ondonga „vornehme“ Frauen sehen, deren Kopf-
bedeckung wie die Schleppe unserer Damen den Boden
fegt. Bedenkt man hierzu, daß der ganze Apparat
Tag und Nacht fest und unauflöslich mit dem Kopf
der Trägerin verbunden bleibt, daß die Sehnen
dauernd durch intensives Einreiben mit Fett geschmeidig
erhalten werden, daß als Kopfkissen größtenteils Mutter
Erde dient, dann wird man sich ein ungefähres Bild
machen können nicht nur von der Last, welche solch ein
weibliches Wesen mit sich herumschleppt. sondern auch
von der Verfassung, in der sich diese, namentlich bei
ü#lteren Frauen, gewöhnlich befindet. Der dem Haupt
einer Ondonga-Schönen entströmende Geruch übertrifft.
von seiner Eigenart abgesehen, an Intensität das
teunerste Pariser Modeparfüm.
Der Lendenschurz der Weiber wird aus Glasperlen
und Tierfellen gearbeitet. Form und Färbung der
Perlen sind genau so der Mode unterworfen, wie die
Toiletten unserer Damen. Dieser Schurz ist in der
Tat ein sehr graziöser Schmuck, der den meist gut ge-
wachsenen, schlanken Gestalten eine gewisse Anmut
verleiht.
Die Art des Dreschens ist so klar aus dem
Bilde ersichtlich, daß sich eine Erklärung erübrigt. Die
beiden dabei verwendeten Strohschalen werden im
Lande angefertigt.
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7. Hier wird das gedroschene Korn zu Mehl
verarbeitet. Die Arbeit ist durchaus nicht leicht; sie
erfordert im Gegenteil Kraft und Geschicklichkeit. Es
ist interessant, daß mit solch einfachen Mitteln das
denkbar feinste Mehl hergestellt wird. Die Weiber
entwickeln dabei eine erstaunliche Gewandtheit, durch
schnelle Dreh- und Schüttelbewegungen mit den Stroh—
schüsseln Schrot. Grob= und Feinmehl voneinander
zu sondern.
Das Bild zeigt auch in auffallender Weise, wie
unvorteilhaft im Vergleich zu Bild 6 die enropäische
Kleidertracht auf Aussehen und Haltung der einge-
borenen Frau wirkt.
8. In den meisten Missionshäusern findet der
Webstuhl zur Herstellung des Hausleinens Verwen-
dung. Das Christenmädchen auf dem Bilde ist mit
dieser Arbeit beschäftigt.
9. Die Ovambos bereiten aus ihrem Korn ein
recht wohlschmeckendes, leicht sänerliches Getränk, das.
in reichlicher Menge genossen, stark berauschend wirkt:
das sogenannte Opambobier. Die auf dem Bilde
sichtbaren irdenen Gefäße werden gleichfalls im Lande
angefertigt. Uber der Herstellungsweise schwebt ein
Geheimnis, das auch den Missionaren gegenüber streng
gewahrt wird.
10. Der Junge, welcher heidnische und christliche
Tracht in malerischer Vereinigung zur Schau trägt,
führt ein schönes Eremplar des in Damara= und
Namaland wohlbekannten Fettschwanzes anscheinend
zur Schlachtbank. Das Tier ist jedenfalls importiert.
Das eingeborene Kleinvieh (fast ausschließlich Ziegen)
ist bedentend kleiner wie das Damaravieh, liefert aber
verhältnismäßzig mehr Milch.
11. Das Bild stellt einen Baumwollstrauch
dar, welchen der Missionar Rautanen zu Versuche zwecken
aufgezogen hat. Versuche in größerem Umfange sind
bisher im Lande nicht gemacht worden.
12. Ein sehr charakteristisches Landschaftsbild
aus den Stammesgebieten des Ovambolandes!