Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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ist die Wohnung des Missionars Rautanen und seiner 
Familie. Außerdem ist ein Schulhaus vorhanden. In 
den Nebengebänden befinden sich Wirtschaftsräumc, 
darunter eine sehr fleißig benutzte Werkstatt. 
Bemerkeuswert an sämtlichen Gebäuden sind die 
weit überragenden Dächer, wahre Kunstwerke, deren 
Herstellung schon oben geschildert ist. Diese „Schoben- 
dächer“, welche in der Heimat wegen der Feuergefähr- 
lichkeit nur noch selten in den Dörfern zu finden sind, 
halten auch den stärksten TKropenregen ab, sobald das 
Dach steil genug ist. Nach drei bis fünf Jahren aller- 
diugs werden Reparaturen, nach etwa zehn ZJahren 
wird die Erneuerung des Dachstuhls erforderlich. 
Die Missionsstation Olukonda (Ondonga ist 
die Begeichnung für das gesamte Gebiet des Häupt- 
lings Kambonde, das sich nordwärts bis Unkuanjama. 
Nandes Reich, erstreckt) ist etwa 3 km von der Häupt- 
lingswerft Okaloko entfernt. 
3. Das Bild (Kirche in Olukonda läßt sehr 
dentlich die beschriebene Bauart erkennen. Sämtliche 
Missionsstationen in Deutsch-Amboland sind nach die- 
sem Muster errichtet. Sonstige Wohnungen Weißer 
gibt es nicht. 
4. Die innere Einrichtung entspricht durchaus 
der Einfachheit des äußeren Gesamteindrucks; trotzdem 
macht der Raum einen gewissen feierlichen Eindruck 
auf den Beschauer. Die Kanzel ist aus Finland be- 
zogen, alles übrige aus der Werkstatt des Missionars 
hervorgegangen. 
5. Das Kornfeld ist kurz vor der Erntezeit 
ausgenommen. Die Länge des Strohs läßt sich an 
dem im Felde stehenden schlanken Ovambo beurteilen. 
6. Links auf dem Bild steht eine sogenannte 
Heiden-Christin, ein junges Mädchen, welches an 
dem übergeworfenen Hemd als Zögling der Mission 
erkennbar ist. Entschieden graziöser sehen die anderen 
Gestalten ans: Heidenfrauen, deren Kopfsschmuck sie 
sogleich als Angehörige des Ondonga-Stammes kenn- 
geichnet. Bekanntlich umfaßt der Name Ovambo eine 
bedeutende Anzahl einzelner Stämme in scharf gegen- 
einander abgegrenzten Gebieten mit Sonderbezeich- 
nungen. Ein Ovambo aus der Landischaft Ondonga 
neunt sich ebenso stolz einen Ondonga, wie sein Nachbar 
aus Unkuambi diesen Namen für sich beansprucht. 
Jeder Stamm spricht seinen ausgeprägten Dialekt, 
man könnte fast sagen: eine eigene Sprache. Männer 
und Frauen tragen an dem allerdings sehr primitiven 
Nationalkostüm ganz bestimmte Unterscheidungsmerk- 
male; die Frauen speziell ganz verschiedenartigen Kopf- 
putz. Letzterer darf durchweg nur von verheirateten 
Frauen, nicht von Jungfrauen getragen werden. Bei 
der auf unserem Bilde rechts stehenden Ondonga-Fran 
erkennt man deutlich eine erhebliche Anzahl zopf- 
artige Gebilde, die, in Kranzform angecordnet, an 
dem natürlichen Kopfhaar der Trägerin befestigt sind. 
Zur Herstellung werden Tiersehnen verwandt: zwei 
solcher Sehnen in der ungefähren Stärke einer Zucker- 
schnur werden zu Stricken zusammengeflochten, mit den 
Kopfhaaren fest verwebt und verklebt und dann am 
unteren Ende mittels Bast zu je vieren gebündelt. 
Gewöhnlich setzt sich der Schmuck aus zehn solcher 
Bündel zusammen, d. h. also aus 80 einzelnen Sehnen. 
Hierzu kommen noch 6 bis 10 schmale Lederriemen 
von ¼ bis 1 m Länge, welche das Gesamtgebilde noch 
beträchtlich verlängern. Die Länge der Zöpfe richtet 
sich nach Reichtum und sozialer Stellung. Man kann 
  
in Ondonga „vornehme“ Frauen sehen, deren Kopf- 
bedeckung wie die Schleppe unserer Damen den Boden 
fegt. Bedenkt man hierzu, daß der ganze Apparat 
Tag und Nacht fest und unauflöslich mit dem Kopf 
der Trägerin verbunden bleibt, daß die Sehnen 
dauernd durch intensives Einreiben mit Fett geschmeidig 
erhalten werden, daß als Kopfkissen größtenteils Mutter 
Erde dient, dann wird man sich ein ungefähres Bild 
machen können nicht nur von der Last, welche solch ein 
weibliches Wesen mit sich herumschleppt. sondern auch 
von der Verfassung, in der sich diese, namentlich bei 
ü#lteren Frauen, gewöhnlich befindet. Der dem Haupt 
einer Ondonga-Schönen entströmende Geruch übertrifft. 
von seiner Eigenart abgesehen, an Intensität das 
teunerste Pariser Modeparfüm. 
Der Lendenschurz der Weiber wird aus Glasperlen 
und Tierfellen gearbeitet. Form und Färbung der 
Perlen sind genau so der Mode unterworfen, wie die 
Toiletten unserer Damen. Dieser Schurz ist in der 
Tat ein sehr graziöser Schmuck, der den meist gut ge- 
wachsenen, schlanken Gestalten eine gewisse Anmut 
verleiht. 
Die Art des Dreschens ist so klar aus dem 
Bilde ersichtlich, daß sich eine Erklärung erübrigt. Die 
beiden dabei verwendeten Strohschalen werden im 
Lande angefertigt. 
— 
7. Hier wird das gedroschene Korn zu Mehl 
verarbeitet. Die Arbeit ist durchaus nicht leicht; sie 
erfordert im Gegenteil Kraft und Geschicklichkeit. Es 
ist interessant, daß mit solch einfachen Mitteln das 
denkbar feinste Mehl hergestellt wird. Die Weiber 
entwickeln dabei eine erstaunliche Gewandtheit, durch 
schnelle Dreh- und Schüttelbewegungen mit den Stroh— 
schüsseln Schrot. Grob= und Feinmehl voneinander 
zu sondern. 
Das Bild zeigt auch in auffallender Weise, wie 
unvorteilhaft im Vergleich zu Bild 6 die enropäische 
Kleidertracht auf Aussehen und Haltung der einge- 
borenen Frau wirkt. 
8. In den meisten Missionshäusern findet der 
Webstuhl zur Herstellung des Hausleinens Verwen- 
dung. Das Christenmädchen auf dem Bilde ist mit 
dieser Arbeit beschäftigt. 
9. Die Ovambos bereiten aus ihrem Korn ein 
recht wohlschmeckendes, leicht sänerliches Getränk, das. 
in reichlicher Menge genossen, stark berauschend wirkt: 
das sogenannte Opambobier. Die auf dem Bilde 
sichtbaren irdenen Gefäße werden gleichfalls im Lande 
angefertigt. Uber der Herstellungsweise schwebt ein 
Geheimnis, das auch den Missionaren gegenüber streng 
gewahrt wird. 
10. Der Junge, welcher heidnische und christliche 
Tracht in malerischer Vereinigung zur Schau trägt, 
führt ein schönes Eremplar des in Damara= und 
Namaland wohlbekannten Fettschwanzes anscheinend 
zur Schlachtbank. Das Tier ist jedenfalls importiert. 
Das eingeborene Kleinvieh (fast ausschließlich Ziegen) 
ist bedentend kleiner wie das Damaravieh, liefert aber 
verhältnismäßzig mehr Milch. 
11. Das Bild stellt einen Baumwollstrauch 
dar, welchen der Missionar Rautanen zu Versuche zwecken 
aufgezogen hat. Versuche in größerem Umfange sind 
bisher im Lande nicht gemacht worden. 
12. Ein sehr charakteristisches Landschaftsbild 
aus den Stammesgebieten des Ovambolandes!
	        
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