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nene dritte Ausgabe durchweg authentisches Ma-
terial enthält. Der Umfang des Buches hat sich
um ein Drittel vermehrt. Insbesondere ist das
Kapitel über Viehzucht erweitert worden; das
Kapitel über die Schutzgebietsverwaltung enthält
Zusätze über Eisenbahn-, Post= und Telegraphen-
verhältnisse, über Abgaben und die Schürfgebühren
sowie den neuen Zolltarif. Der Anhang hat
gleichfalls eine wesentliche Vermehrung erfahren;
hier sind die drei Verordnungen, betreffend den
Handel und Verkehr mit Rohdiamanten und deren
Gewinnung im Schutzgebiet, zu nennen.
Die reichlich beigefügten Illustrationen —
ältere überholte Bilder sind weggefallen — unter-
stützen in trefflicher Weise den Text und das
Orientierungsbestreben des Rat suchenden Lesers.
Eine wertvolle Neuerung ist auch hinsichtlich
des Kartenmaterials zu verzeichnen: statt einer
einzigen sind nämlich zwei Karten aufgenommen.
Die eine Karte gibt einen geographischen Überblick
über das Schutzgebiet, unter Hervorhebung der
einzelnen Verwaltungsstellen und Gerichtssitze, der
Post= und Telegraphen= sowie der fertigen und
projektierten Eisenbahn-Verbindungen, während die
zweite Karte den Umfang des Landbesitzes und
der Minengerechtsame des Fiskus und der Privat-
gesellschaften veranschaulicht.
In einem Anhang „Literatur, Karten und
Zeitungen“ sind ebenfalls die allerjüngsten Er-
scheinungen, z. B. die erst vor wenigen Tagen
fertiggestellte nue Karte des südwestafrikanischen
Schutzgebiets, mit berücksichtigt.
Der „Ratgeber“ ist für jeden, der nach Süd-
westafrika auswandern will, unentbehrlich. Er
wird überall da, wo nicht ganz besondere Ver-
hältnisse vorliegen, vorherige Anfragen an die
zuständigen Behörden überflüssig machen. Dabei
ist der Preis der alte geblieben und so niedrig
bemessen, daß er gegenüber dem, was in dem
Buche geboten wird, überhaupt keine Rolle spielt.
Graf v. Götzen, früher Kaiserlicher Gonverneur
von Deutsch-Ostafrika: Deutsch-Ostafrika im
Aufstand 1905/06. Mit sechs farbigen Licht-
drucktafeln nach Originalen von Wilhelm Kuh-
nert, vier Kartenskizzen und einer Ubersichts-
karte. Berlin 1909. Verlag von Dictrich
Reimer (Ernst Vohsen). Preis geb. 12, —.
Während der Aufstand in Deutsch-Südwest-
afrika durch den Preußischen Generalstab eingehend
geschildert worden ist, fehlte bisher eine zusammen-
fassende Darstellung des ostafrikanischen Aufstandes
vom Jahre 1905/06. Das Erscheinen eines
Buches wie des vorliegenden ist daher hochwill-
kommen, namentlich wenn es aus der Feder eines
so sachkundigen und berufenen Mannes wie des
Grafen Götzen stammt. Der Verfasser stand mitten
in den Ereignissen und war durch seine Stellung
als Gouverneur in erster Linie an den Maßnahmen
zur Niederwerfung des Aufstandes beteiligt.
Möge das Buch auch solche Leser finden und
(wie der Verfasser selbst sagt) zum Nachdenken an-
regen, deren Gedankenkreis koloniales Leben bisher
nicht in sich einzuschließen pflegte. Das würde
nicht unwesentlich zur Steigerung des Interesses
an den Kolonien überhaupt und zum wachsenden
Verständnis für ihre Notwendigkeiten beitragen,
zu denen nicht in letzter Linie eine starke Schutz-
truppe gehört.
Major Langheld: Zwanzig Jahre in deutschen
Kolonien. 431 Seiten mit 180 Bildern und
2 Karten. Berlin 1909. Verlag von Wilhelm
Weicher. Preis geh. 9,—, geb. 10, —.
Der Verfasser schildert im ersten Teile des
Buches die Erlebnisse seiner langen und ab-
wechslungsreichen Tätigkeit in Deutsch-Ostafrika.
Besonders interessant sind seine Erinnerungen an
Wißmann und an Emin Pascha, den er bis
Bukoba begleitete. Aber auch die anderen Ab-
schnitte enthalten an Wissenswertem eine reiche Fülle.
Die fesselnden Ausführungen über unser ost-
afrikanisches Schutzgebiet finden im zweiten Teile
„Kamernn“ eine wertvolle Ergänzung durch
den häufigen Vergleich der dortigen Verhältnisse
mit den bereits geschilderten, sowie durch das
öftere Eingehen auf das System der Engländer
in Nigerien, dessen sichtliche Erfolge der Verfasser
mehrfach an Ort und Stelle kennen zu lernen
und zu bewundern Gelegenheit hatte. In der
anspruchslosen Darstellung der eigenen Tätigkeit
begegnen wir immer wieder den Vorteilen, die
zielbewußten Persönlichkeiten eine langjährige
Afrika-Erfahrung zum Besten des Schutzgebietes
an die Hand zu geben pflegt. Sei es, daß sie
es verstehen, den Eingeborenen — unbeschadet
des erforderlichen Respekts vor unserer Macht-
überlegenheit — zur richtigen Zeit die Hand zum
Friedeu zu bieten und dadurch unnötigem Blut-
vergießen vorzubeugen, oder daß ihnen perfön-
liche Beziehungen zugute kommen, die sie in den
langen Jahren ihrer Afrikatätigkeit mit den ent-
scheidenden Persönlichkeiten des Nachbargebictes
zum Nutzen von Handel und Wandel anknüpfen.
Auch das stille und segensreiche Wirken deutscher
Frauen unter den Farbigen Kameruns lernen wir
kennen, wie sie dort nicht nur Wunden zu heilen,
sondern durch Energie und Unerschrockenheit selbst
der Indolenz der Buschbewohner Achtung und
Anhänglichkeit abzuringen verstanden haben.
Dem Buche kann man unur weiteste
breitung wünschen.
Ver-