Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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namentlich in den Lehrjahren lange nicht solche 
Mißgriffe in der Wahl der für den gegebenen 
Standort geeigneten Holzart machen, wenn wir 
zwei Holzarten zugleich auf einer Fläche pflanzen, 
als wenn wir nur eine Holzart pflanzen. Die 
Kulturen, namentlich diejenigen mit schwer ver- 
pflanzbaren Holzarten, werden gleichmäßiger an- 
gehen, wenn wir eine schwer zu kultivierende 
Holzart mit einer leichter zu kultivierenden mischen. 
Dadurch werden sich Fehlstellen mehr ausgleichen, 
die Kultur wird sonach rascher in Schluß gebracht 
und es wird eine viel gleichmäßigere Boden- 
beschattung erzielt werden. Verschiedene Holzarten 
eignen sich wegen ihrer lichten Krone oder wegen 
Laubabfall in der Trockenzeit nicht zur Gründung 
von reinen Beständen, so z. B. Anogeissus leio- 
carpus und Tectona grandis. Gemischte Be- 
stände werden windfester. Die einzelnen Holz- 
arten wechseln zu verschiedenen Zeiten ihre Be- 
laubung. Mischbestände werden also dauernd 
eine bessere Bodenbeschattung ausüben als reine 
Bestände. Endlich werden gemischte Bestände 
eine größere Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge 
und vor allem eine größere Sicherheit gegen deren 
Massenvermehrung bieten als reine Bestände. 
Einen Beweis hierfür liefern unsere Urwald- 
bestände, welche sich aus Hunderten von ver- 
schiedenen Holzarten zusammensetzen. Diese Wal- 
dungen leiden niemals unter der verheerenden 
Wirkung eines in Massen auftretenden Schädlings. 
Und gerade in den Tropen, wo in bezug auf 
Naturerscheinungen so ziemlich alles gewissermaßen 
Exrtremen unterworfen ist, liegt die Gefahr des 
Massenauftretens eines Schädlings für reine Holz- 
bestände sehr nahe. Wenn wir uns an das 
halten, was uns unsere gemischten Urwaldbestände 
bezüglich des gegenseitigen Auftretens und öfteren 
Vorkommens zweier oder mehrerer Holzarten 
nebeneinander lehren, dann werden wir keine 
zu argen Mißgriffe in der Wahl der zur Be- 
gründung gemischter Bestände verwendeten Holz- 
arten machen. 
An dieser Stelle möge noch kurz die Be- 
handlung des auf den Kulturen erscheinenden 
natürlichen Anwuchses Erwähnung getan werden. 
Auf den angeforsteten Flächen erscheint mancher 
Keimling von Pterccarpus erinaccus, Pseudo-- 
cedrela Kotschyri, Syzygium guincense, Buty- 
rosbermum Parklü, Anogeissus leiocarpus usw. 
Diese jungen Pflänzlinge werden alle geschont 
und nur da entfernt, wo sie eine Pflanze der 
künstlich eingebrachten Holzart bedrohen. Dieser 
natürliche Anwuchs ist sehr erwünscht, er hilft, 
die Kultur rasch in Schluß zu bringen und liefert 
außerdem in späteren Jahren manches wertvolle 
Nutzholz. 
Nach 
Fertigstellung der Freilandkulturen 
  
wurden in der Nähe der zwei bereits vor- 
handenen, etwa 0,7 ha großen, östlich Unter- 
abteilung a gelegenen Pflanzgärten noch vier 
weitere Pflanzkämpe von zusammen ungefähr 
0,8 ha angelegt. In diese sechs Pflanzkämpe 
wurden von folgenden Holzarten Samen aus- 
gelegt: 
1. Chlorophora excelsa: In den Pflanz- 
gärten I, II, III, IV wurde die Saat während 
der Zeit vom 16. Juni bis 23. August in 
Zwischenpausen von mehreren Wochen ausgelegt. 
Die Saat wurde in etwa 20 em voneinander 
entfernten, der ganzen Länge der Pflanzbeete 
nachgehenden Rillen ausgelegt. Die kleine, 
gelblich--weiße, unserem Radischensamen in Farbe 
und Größe sehr ähnliche Saat ist schwer ohne 
mechanische Hilfsmittel so auszulegen, daß jedes 
Samenkorn einzeln fällt und jedes ungefähr den 
kleinen Zwischenraum von andern hat. Weil die 
jungen Pflänzlinge spätestens nach etwa 3¾/ Jahren 
zur Auspflanzung gelangen, findet trotz des 
manchmal recht engen Standes der Pflanzen 
eine Verschulung nicht statt. Regelmäßig nach 
zehn bis zwölf Tagen keimte die Saat zu 
mindestens 90 v. H. Nach einem Monat waren 
die Pflänzlinge bereits 10 bis 15 cm, nach drei 
Monaten 25 bis 30 em, nach fünf Monaten 
60 bis 120 cm und nach sieben Monaten 90 bis 
200 cm hoch. Die Pflänzlinge stehen gut; die 
an den Rändern der Pflanzbeete stehen den Pflänz- 
linge haben sich größtenteils schon verzweigt und 
sind durchgehends wegen des größeren, ihnen zur 
Verfügung stehenden Wachsraumes stärker, stufiger. 
Die Saat stammt von den wenigen im Bezirk 
Sokode-Bassari natürlich vorkommenden Odum- 
bäumen. Der dortige Bezirksleiter ließ die 
Früchte, welche die Gestalt von 3 bis 5 cm 
langen Kätzchen haben, sammeln und die Kätzchen 
in Wasser auswaschen, wodurch die gut keimende 
Saat gewonnen wurde. 
Ende Januar trat an den Pflanzen der schon 
einmal erwähnte Schädling Phytolyma lata 
auf. Es ist klar, daß dieser Schädling bei dem 
engen Stande der Pflanzen die günstigsten Be- 
dingungen zu seiner Massenvermehrung fand. 
Es wurde die größte Mehrzahl der Pflanzen be- 
fallen. Die Pflanzen leiden fast nicht unter den 
verursachten Vergallungen der jungen Triebe. 
Bei der Verpflauzung werden sämtliche ver- 
gallte Triebe abgeschnitten und verbrannt, um 
so die Verschleppung der jungen, in den Gallen 
lebenden Generation nach den Kulturen zu ver- 
meiden. Es stehen im ganzen schätzungsweise 
100 000 Odumpflänzlinge zur Auspflanzung für 
die Regenzeit 1909 bereit. 
2. Khaya Klainii: In der Zeit vom 
12. Juni bis 30. Juli wurde die Saat in den
	        
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