Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Er findet hauptsächlich Verwendung als Hecken- 
pflanze, er gedeiht sichtlich ausgezeichnet. Stamm- 
stücke älterer Pflanzen wurden zur technischen 
Bewertung nach Frankreich geschickt; doch stehen 
Mitteilungen über die Verwertbarkeit noch aus. 
In dem Versuchsgarten werden zahlreiche 
junge Kolapflanzen- zur Versendung ins Innere 
gezogen. Die Saat der Cola vera wird aus 
Französisch Guinea bezogen. Die Saat wird in 
die bekannten kleinen geflochtenen Pflanz- 
körbchen gesetzt. In diesen werden die jungen 
Pflanzen gezogen, versandt und verpflanzt. Nach 
Mitteilungen des Herrn Savariau wird bei 
Kolapflanzungen der Verband von sechsmal 7m 
angewendet. 
Die im Versuchsgarten vorhandenen Kakao- 
bäume stehen ziemlich gut; jedoch trocknen die 
Früchte vor der Reife ein und fallen ab. Da 
Portonovo eine durchschnittliche Regenmenge von 
1600 mm im Jahr hat, so ist nicht ohne weiteres 
anzunehmen, daß Mangel an Niederschlägen die 
Ursache dieser Erscheinung ist. Möglich ist, daß 
die mit geringer Luftfeuchtigkeit verbundene 
Trockenperiode, welche hier in den Monaten 
Dezember, Januar und Februar zu herrschen 
pflegt, die Fruchtentwicklung stört. 
Wahrscheinlich ist der seit vielen Jahrzehnten 
in nächster Nähe von Portonovo unter Kultur 
befindliche Boden zu arm an Nährstoffen. 
Auf Kultur von Kaffee wird kein Wert 
gelegt; die vorhandenen Bäume werden noch 
gepflegt. 
Kautschuk. An Kautschukbäumen sind vor- 
handen: Hevea brasiliensis. Diese wurden 
1901/02 gepflanzt und tragen seit 1906 Früchte, 
deren Samen zur Vermehrung verwendet wird; 
Castilloa elastica leidet sehr unter Bohrkäfern 
und Termiten; Manihot von Piauhany, eine 
erst kürzlich eingeführte Kautschukpflanze, läßt ein 
Urteil über ihr Gedeihen in Dahomey noch 
nicht zu. 
Zapfversuche an der im Versuchsgarten zu 
Portonovo gezogenen Varietät von Manihot 
Glaziovii, welche im Jahre 1904 angestellt 
wurden, haben ein befriedigendes Ergebnis nicht 
gehabt. 
Ich führe die Versuche an, weil in Togo 
Manihot Glaziovüt schon sehr verbreitet ist und 
die Anschauungen über den Wert dieser Kaut- 
schukpflanze ziemlich weit anseinander gehen. 
1. Versuch an 3 siebenjährigen Bäumen mit 
Schnitt; die Anzapfung erfolgte am 12. und 
19. September, die Einsammlung am 13. und 
15. bzw. 22. und 25. September. Der Kaut- 
schukertrag betrug im ganzen 48 g, also durch- 
schnittlich auf den Baum 18 g. 
  
2. Versuch an 4 siebenjährigen und 8 vier- 
jährigen Bäumen. Die Anzapfung erfolgte durch 
Einhiebe; die Stämme sind dreimal auf je einem 
Drittel der Stammhöhe angezapft worden, nach- 
dem vorher jeweils die Rinde abgenommen war. 
Die Abrindung erfolgte am 12., 19. und 27. 
Die Einhiebe wurden ausgeführt am 14., 20. 
und 28. September; die Einsammlung vom 15. 
bis 20., 21. bis 28. September, 29. September 
bis 5. Oktober und 5. Oktober bis 15. Oktober. 
Die siebenjährigen Bäume ergaben im ganzen 
325 g, also durchschnittlich auf den Baum 
81,25 g. Die vierjährigen Bäume im ganzen 
278 g, also durchschnittlich auf den Baum 
34,75 g. 
3. Versuch an 18 siebenjährigen Bäumen. 
Die Abrindung und die Einhiebe sind auf ein- 
mal an jedem Baum vorgenommen worden. 
Die Abrindung erfolgte am 30. September, 
die Einhiebe wurden am 1. Oktober ausgeführt; 
die Einsammlung erfolgte am 8., 9. und 13. Ok- 
tober; am 15. und 28. Oktober trat nochmals 
Milchsaft aus, nachdem ein Gewitter vorausge- 
gangen war; auch dieser wurde gesammelt. Im 
ganzen wurden 1150 g Kautschuk, also 63,88 g 
pro Baum erzielt. 
Die beim dritten Versuch aufgewendeten Ar- 
beitslöhne wurden mit 8 Franken berechnet. 
Die mit V. Schnitt angezapften Bäume sind 
von verschiedenen Insekten, Ameisen und Ter- 
miten befallen worden; mehrere von ihnen sind 
vom Wind abgebrochen worden, die übrigen 
haben so gelitten, daß man bezweifelte, daß sie 
den Gewitterstürmen standhalten würden. 
Die nach und nach angezapften Bäume 
schienen anfangs unter der Anzapfung nicht zu 
leiden; bald begannen aber die Insekten ihr un- 
heilvolles Werk und zwei Stämme von vier sind 
sehr beschädigt worden. 
Von den 18 Bäumen des dritten Versuches 
haben sieben ihre Blätter sofort nach der An- 
zapfung verloren und die äußeren Zweige sind 
vertrocknet. Die 11 übrigen haben keine größeren 
Nachteile gezeigt, als die des zweiten Versuches. 
Das Agrikulturdepartement ist auf Grund 
dieser Versuche zu folgenden Schlüssen gekommen: 
1. Von der Anlage von Pflanzungen 
von Manihot Glaziovii wird abgeraten. 
2. Die Ausbeutung bestehender Pflanzungen 
wird nur angeraten, wenn die Stämme einen 
Durchmesser von mindestens 25 em haben. 
3. Es wird die Anzapfung mit Einhieben 
empfohlen.
	        
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