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Sie alles, was Sie bei der Bereisung der einzelnen
Gegenden an natürlichen Schätzen des Landes und an
geschaffenen Werten gesehen haben, in Form von Ein-
zelbeschreibungen der betreffenden Gegend niederlegen.
Im einzelnen werden Sie hierbei die Bevölkerung,
die Bodenverhältnisse, den Pflanzenwuchs, den Acker-
bau, und den Viehstand schildern müssen. Diese Auf-
zeichnungen werden Sie in die Lage setzen, mit Sicher-
heit den Weg zu bestimmen, den Sie einschlagen
müssen, um den Wohlstand Ihres Bezirkes zu heben;
dadurch, daß Sie die Früchte Ihrer langjährigen Be-
obachtung des Landes auch Ihren Nachfolgern zu-
gänglich machen, ersparen Sie diesen den Verlust der
Zeit, die jeder Neuankömmling in einem Lande damit
verliert, daß er sich zuerst zurechtfinden muß.
Um Verbesserungen an althergebrachten Anbau-
methoden auszuprobieren, ebenso aber auch um den
Nutzen dieser oder jener noch wenig bekannten Kultur
vor Augen zu führen, werden Sie Versuchsfelder an-
legen. Diese sind ausschließlich für einjährige Pflan zen
bestimmt; es wäre falsch, sie nur bei Ihrem ständigen
Wohnort zu errichten; sic müssen vielmehr an allen
wichtigen Plätzen Ihres Bezirkes, soweit möglich auch
an solchen Orten, an denen Eingeborene in größerer
Anzahl zusammenkommen, und an Pauptverkehrswegen
angelegt werden, um die Aufmerksamkeit der Ein-
geborenen auf sie zu lenken und die Eingeborenen
dazu zu bringen, gleichfalls Versuche zu machen.
Hierzu werden Sie der Mitwirkung klügerer Häupt-
linge bedürfen, die Verständnis für die Vorteile zeigen,
die ihnen aus der Befolgung der erteilten Anweisungen
erwachsen.
Insbesondere möchte ich Sie noch auf die Bedeu-
tung des Anbaus von Baumwolle, nicht weniger aber
auch des von Lebensmitteln wie Mais, Erdnüsse,
Maniok, Jams usw. für Dahomey aufmerksam machen.
Abgesehen davon, daß sie für die Eingeborenen die
Hauptnahrung bilden, haben manche von ihnen bereits
als Ausfuhrware eine gewisse Bedeutung erlangt.
Mit anderen interessanten Nutzpflanzen, die in der
Kolonie mehr oder weniger noch unbekannt sind,
werden Sie Versuche anstellen; hierher gehören Reis,
Rizginus, Sesam und Indigo. Diese Versuche müssen
vorwicgend nach praktischen Gesichtspunkten gemacht
werden. Sie werden anstreben müssen, den Einge-
borenen recht augenfällig die Vorteile vorzuführen,
die sie von einer guten Bearbeitung des Bodens, aus-
reichender Düngung, sachgemäßer Pflege und Behand-
lung der Pflanzen und mehrjähriger Wechselwirtschaft
haben.
Von den in Betracht kommenden Pflanzen, mögen
sie nun wild wachsen oder in Pflege genommen sein,
hat die Olpalme, die wichtige Auofuhrprodnukte liefert,
in erster Linie Anspruch auf Ihre Ausmerksamkeit.
Eine sachgemäßere und gründlichere Ausbentung ihrer
Früchte, ihre zweckmäßigste Pflege und Bewirtschaf-
tung, die Kenmunis der verschiedenen Arten unter dem
Gesichtopunkt, welche am meisten Ol liefert, die Unter-
drückung der Grasbrände auf dem mit Palmen be-
pflanzten Gelände sind die Aufgaben, deren Lösung
Sie Ihre ganze Sorgfalt zuwenden müssen.
Der Rolabaum, die Rokospalme, die Stautschukarten,
der Sisal verdienen ebenfallos Ihre Beachtung. Sie
werden bestrebt sein, Neunanlagen solcher Pflanzungen
ins Leben zu rufen, sei co für Eingeborene, die sich
freiwillig damit befassen wollen, sei es auf Kosten des
Staates und unter grösßtmöglicher Ansnutzung von
Strafarbeitern, zu deren Gestellung ich die Herren
Administrateurs ermächtigt habe, vorausgesetzt, daß
Gelegenheit vorhanden ist, die Sträflinge so sicher zu
bewachen, daß sie nicht entfliehen können.
Bei der Auswahl dieser Leute ist nicht allein der
Gesichtspunkt maßgebend, daß die Gefangenen ohne
Gefahr außerhalb des Gefäugnisses verwendet werden
können, sondern es sind auch in erster Linie solche
Leute heranzuziehen, die das größte Geschick zeigen.
unsere Pflanzungsmethoden sich anzueignen und die
Kenntnisse, die sie durch eigene praktische Arbeit sich
erworben haben, zu ihrem Nutzen weiter zu ver-
werten. .
Ein ernsthaftes Studium des Schibaumes und
Versuche, aus ihm den besten Nutzen zu ziehen, sind
gleichfalls von Wichtigkeit; in Nigerien besteht bereits
ein lebhafter Ausfuhrhandel mit Produkten aus diesem
Baum.
Die Wichtigkeit der Erhaltung des Waldbestandes
der Kolonie wird Ihnen nicht entgangen sein; es ist
Ihre Aufgabe, jede mißbräuchliche Abholzung der be-
stehenden Wälder zu verhindern. ¾Übertretungen der
Vorschriften wollen Sie gleichzeitig den Bezirksoleitern
und Ihren eigenen Vorgesetzten anzeigen, damit Be-
strafung sicher eintritt.
Lebhaft werden Sie sich auch mit der Frage der
Aufforstung beschäftigen müssen, die von außer-
ordentlicher Wichtigkeit ist für viele Gegenden, dic in
der Trockenzeit unter Wassermangel leiden und infolge
Abwaschung der oberen Erdschicht unfruchtbar sind.
Auch die Förderung der Viehzucht gehört in Ihren
Wirkungskreis. Die Verbesserung der einheimischen
Rasse des Groß= und Kleinviehs durch Zuchtwahl oder
Kreuzung, dic sachgemäße Fütterung der Tierc, die
Verwendung des Rindviehs als Zugtiere und für
Transportzwecke, die Steigerung des Milchertrages.
die Mästung zu Schlachtzwecken werden in dem Maße
fortschreiten, als Sie ihnen Ihre Aufmerksamkein
schenken.
In Ihren Versuchsgärten und landwirtschaftlichen
Stationen werden Sie nur diejenigen Arbeiten vor-
nehmen lassen, deren Ausführung Sie persönlich über-
wachen müssen: Pflanzgschulen, vergleichende Beob-
achtungen und Versuche zur Verbesserung interessamer
Pflanzgenarten, Einführung fremder Pflanzen, Haltung
von Zucht= und Arbeitstieren usw.
Ferner werden Sie in kleinerem Umfang metcoro-
logische Beobachtungen anstellen, die Sie befähigen
werden, zahlenmäßige Angaben über die Haupteigen-
tümlichkeiten des Klimas Ihrer Gegend zu machen.
Anderseits wird es sehr nützlich sein, wenn Sie Ihre
Mußezeit dagu benutzen, botanische, faunische und gev-
logische Sammlungen aus Ihrer Gegend an zulegen.
Endlich werden Sie dafür Sorge tragen. so of#t
Sie können, möglichst genaue Statistiken aufzustellen
über die landwirtschaftliche Produktion Ihres Bezirker,
über die Zahl des Viehes, den Ab= und Zugang unter
Angabe der Zahlen und des Wertes und über dic auf
den Märkten hauptsächlich vertretenen Lebensmittel.
Diese letzteren Angaben werden für die Raufleme
wertvoll sein.
2. Anterordnungsverhältnisse der Agenten
zu ihren Chefs.
Nach Artikel 3 der VUerfügnng vom 6. Dezember
1905 ist das Personal des Serrice de I'’Agriculture
ceinem C'hef de Servise unterstellt, der direkt dem
Gouverneur der Kolonie untersteht.
Der Chef de Service unterbreitet dem Lieutenaut-
Gonverneur, nachdem er sich mit dem Secrutairt-
geinéral über die zur Verfügung stehenden Mittel ver-
ständigt hat, alle wichtigeren Berichte und Eui-
würfe über landwirtschaftliche Unternehmungen und
Arbeiten und alle Personalfragen seines Departemente.