Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

W 326 20 
Deutsch-Südwestafrika. 
Die Diamantenkelder bei der Conception-Bucht. 
Von Dr. Voit. 
Die Untersuchung der Diamantenfelder südlich 
Conception-Bucht mußte mich, um zu einem halb- 
wegs klaren Resultat zu gelangen, naturgemäß 
zur Untersuchung des ganzen Küstenstrichs bis 
Spencer-Bai führen, da ein Fachmann den Küsten- 
strich noch nicht bereist hatte. Ich muß betonen, 
daß ich nur ein ganz beschränktes Areal einiger- 
maßen gründlich untersuchen konnte. Es ist 
einmal jetzt in der Zeit der Südweststürme nur 
eine geringe Anzahl von Tagen, an denen man 
— und zwar meistens nur von 5 bis 10, 
höchstens 12 Uhr — arbeiten kann, zweitens sind 
die Verhältnisse in den bereisten Gegenden ganz 
unsagbar schwierig. Man kann sich der Bewun- 
derung nicht verschließen, wenn man sieht, mit 
welcher Zähigkeit und mit welchem Aufwand an 
Kraft und Energie der Prospektor in die dortigen 
Gegenden vordringt, und ich muß sagen, daß ich 
die Erzählungen von dem wüsten Terrain, von 
den unglaublichen Schwierigkeiten und Ent- 
behrungen, die der Prospektor dort erdulden muß, 
bewahrheitet fand. Die Verhältnisse sind zum 
Teil, wenn man es nicht selbst durchgemacht hat, 
in des Wortes eigentlichster Bedeutung un- 
glaublich. 
Beschreibung des Küstenstriches 
der Tour Swakopmund-Lüderitzbucht. 
Im Gegensatz zu dem Besuch des Küsten- 
striches südlich Lüderitzbucht, welcher größere 
Schwierigkeiten nicht bietet, ist die Bereisung des 
nördlichen Küstengebietes ungemein erschwert, 
da die Dünen vielfach bis ans Meer heran- 
treten. Die Dünen sind zum größten Teil un- 
passierbar, besonders, wenn man den verhältnis- 
mäßig leichten ersten Gürtel nach Osten zu über- 
wunden hat. Sie streichen fast durchweg von 
Süden nach Norden, bilden aber nicht immer 
streng zusammenhängende Züge, sondern unter- 
brechen sich, um etwas mehr östlich bzw. westlich 
von neuem einzusetzen. Diese gleichen Unter- 
brechungen geben dann die Möglichkeit, nach Osten 
vorzudringen. 
Im Jahre 1903 versuchte ich einmal mit 
Pferden die Tour von Klipnuis im Kuiseb nach 
der Küste, um eventuell bis Sandfischhafen zu 
gelangen. Von dem dortigen Bastard Coetzee 
wurde mir mitgeteilt, dieses Ziel sei in großen 
Zickzackuegen nicht so schwer zu erreichen. Ich 
mußte seinerzeit trotz guter Führung und Aus- 
rüstung umkehren, und ich möchte sagen, daß 
nach allem dem, was man hört, sich die Ver- 
hältnisse nur noch verschlechtert haben. Coetzee 
und 
  
will noch das alte Bett des Kuisib von Swart- 
bank aus bis Sandfischhafen zu gelegentlich durch 
die Dünen verfolgt haben. Schon damals waren 
davon Spuren nicht bemerkbar, und an einen 
Transport von Swakopmund über die Dünen, 
der das englische Gebiet vermeiden würde, ist 
meines Erachtens heute nicht mehr zu denken. 
Es besteht allerdings für mich wenig oder 
gar kein Zweifel, daß der Kuisib in der Nähe 
von Swartbank seinen durch Dünen verdeckten 
Hauptwasserarm direkt nach Westen sendet, der 
ein großes Delta von Gorochas bis Sandfisch- 
hafen bildet. Desgleichen scheint es mir im 
höchsten Grade wahrscheinlich, daß die Wasser- 
stelle Erhornspütz unter den Dünen in einem un- 
sichtbaren Bett, das vielfach in große Vleys aus- 
weitet, mit dem Tsondab in Verbindung zu 
bringen ist; mit anderen Worten, daß Erhornspütz 
die versandete Mündung des Tsondab darstellt. 
Schließlich ist wohl gar kein Zweifel mehr, daß 
Mcob mit Reutersbrunn die Deltamündung des 
Tsauchab darstellt, welcher allerdings schon hinter 
Seßriem sich in Vleys zu verlieren scheint. Tat- 
sächlich ist in regenarmen Gegenden und Wüsten 
diese Ausweisung der Reviere in Vleys bzw. 
Oasen eine bekannte Erscheinung, wie denn 
schließlich auch der Tsauchab sich im Sossob- 
Vley tot zu verlaufen scheint, in Wirklichkeit 
aber wahrscheinlich nur von Dünen üÜberdeckt 
wird. Das ganze orographische Bild hat sich 
außerdem im Namigürtel durch säkulare Hebungen 
und Senkungen bedeutend verwischt. 
Ich möchte noch bemerken, daß man überall 
in den Deltas Wasser aufmachen kann, das fast 
immer recht gut ist, mit Ausnahme von Er- 
horuspütz, das sich aber wohl auch noch ver- 
bessern lassen wird. 
Während von Swakopmund bis Conception= 
Bucht die Dünen ganz nahe ans Meer heran- 
treten und nur in einem schmalen Streifen am 
Strande gelegentlich das anstehende Gebirge, 
Fundamental--Gneis mit seinen Variationen und 
intrusivem Granit, hervortreten lassen, treten bei 
Conception die wirklichen Dünen ostwärts zurück 
und lassen in einem langgestreckten Tal, das sich 
südlich bis Meob hinzieht, das Grundgebirge, 
vorwiegend Granit der ersten Intrusivperiode, 
mit einer Unmenge von Diabasgängen zutage 
treten, während der ganzen Küste entlang trüge- 
rische Salzpfannen auftreten. Dieses langgestreckte 
Tal ist mehr oder weniger mit Schürffeldern be- 
legt, deren Zahl ziemlich nahe an 6000 kommen 
dürfte, und ist der Mittelpunkt der augenblick- 
lichen Schürftätigkeit. Südlich Meob, dessen letzte 
südliche Wasserstelle Reutersbrunn getauft ist, 
treten die Dünen wieder ganz ans Meer heran; 
diese Tour ist bis südlich von Sylvia-Hügel recht
	        
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