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wegsam. In Numis ist hinreichendes Bankwasser
vorhanden. Da mir bekannt war, daß ein Über-
gang über die Dünen westlich Numis nach dem
Kunguib-Gebirge weniger Schwierigkeiten bot,
hatte ich Numis zum Sammelplatz gewählt.
Leutnant von Haxthausen traf mit den Kamelen
im Laufe des 1. Juli dort ein. Am andern
Tage wurde nach dem Kunguib-Gebirge ab-
marschiert. Die Dünen, obwohl teilweise Wander-
dünen, sind höchstens 20 bis 25 m hoch und
der Dünenstreifen hat hier nur eine Breite von
15 bis 20 km. Der Streifen selbst läuft von
Kunbis in südlicher Richtung bis nach Tiras.
Die Dünen nehmen von Norden nach Süden
sowohl an Höhe wie an Breite ab.
Im Koichab-Rivier machten wir eine Ruhe-
vause. Das Rivier, in dem Kamele hinreichend
Futter finden, läuft westlich von dem angegebenen
Dünenstreifen. Aus dem starken, teilweise ver-
dorrten, alten Baumbestand ist zu schließen, daß
hier früher viel Wasser niedergegangen ist. Der
Beitermarsch erfolgte am Rande des Koeichab-
Riviers. Kurz vor dem Kunguib-Gebirge ging
die Patrouille in drei Abteilungen zu Fuß vor
und fand ziemlich viel Wasser.
Ich gewann die überzeugung, daß das
Kunguib-Gebirge bzw. die dortige Waseerstelle,
von Hottentotten und Buschleuten als Durch-
gangsstation aus dem Innern nach der Küste
benutzt wird. Der Weg über das Kunguib-
Gebirge nach der Küste bietet nicht die Schwierig-
keiten, wie der über Awasib oder noch weiter
nördlich. Um über das Gelände nördlich vom
Kunguib-Gebirge, namentlich über die Frage, ob
die Flüche vom Kunguib-Gebirge bis nach Awasib
reicht, Aufklärung zu erhalten, sandte ich den
Leutnant von Haxthausen über Awasib—Chowasib
—Numib — Gorab nach Chamis zurück (s. u.).
Ich selbst ritt vom Kunguib-Gebirge nach
Namtop und stellte fest, daß die Dünen nach
Norden sowohl an Höhe wie an Breite bedeutend
zunehmen. Der geschilderte Dünenstreifen hängt
mit dem Hauptdünengürtel, der bis zum Meere
reicht, nicht zusammen. Über die Ausdehnung
der Fläche beim Kunguib-Gebirge, wie über die
Breite des Hauptdünengürtels bis zum Meere
werden spätere Patrouillenritte Aufklärung geben.
Von Namtop trat ich den Rückmarsch nach
Bethanien an, wo ich nach zweitägigem Ritt
wieder eintraf.
II.
Eine Kamelpatrouille Chamis — Tiras —
Numis —Kunguib—Kunbis — Aunis—
Auboris — Kunjas — Chamis.
Bericht des Oberleutnants v. Harthausen.
Die Patrouille ritt am 27. Juni 1909 von
Chamis ab. Die 21 Kamele gingen die ersten
Tage sehr schlecht. Bis Numis hatten sie sich
einigermaßen eingelaufen. Von hier aus führte
Hauptmann von Rappard die verstärkte Patrouille
über den Dünengürtel zwischen Tirasbergen und
Koichab-Rivier nach dem Kunguib-Gebirge, wo
sich Hottentotten und Buschleute aufhalten sollten.
Es wurde dort jedoch nichts Verdächtiges ge-
funden. Am Nachmittage des 3. Juli ritt Haupt-
mann v. Rappard nach Namtop und gab mir
den Befehl von Kunguib nach Awasib, von dort
nach Chamis zurückzureiten.
Nach Aussage eines landeskundigen Busch-
manns sollte sich westlich von Kunguib, in einer
Nacht zu Fuß zu erreichen, die Wasserstelle
Gachab befinden. Sie sollte stets Wasser ent-
halten und mit Vorliebe von Eingeborenen be-
sucht werden. Ich entschloß mich daher, in der
übernächsten Nacht nach Gachab zu reiten. Der
Marsch auf Gachab führte 30 km durch feste
Sandwüste (nur vereinzelt standen Brackbüsche),
dann in die unbewachsenen Berge bei Gachab.
In den Gachabbergen vor einem Steilabfall ließ
ich halten, da die Führung des Buschmanns
unsicher wurde. Nach der Beschreibung des
Buschmanns lag Gachab selbst noch 15 km vor
uns, erkenntlich an einer zum Teil weißen Kuppe.
Von einer Bergspitze sah ich, daß wir uns etwa
20 km von der See, zwischen Lüderitzbucht und
Anichab, befanden. Bei dem regen Verkehr von
Diamantsuchern in dieser Gegend war es aus-
geschlossen, daß sich feindliche Eingeborene bei
Gachab hätten aufhalten können.
Da das Weitermarschieren bei dem knappen
Proviant unzweckmäßig gewesen wäre, entschloß
ich mich zu dem Marsche auf Awasib. Von dem
genannten Berge aus waren die Höhen von
Awasib, Aunis und Kunbis gut sichtbar. Auch
konnte ich den günstigsten Weg nach Awasib
erkunden.
Bis auf etwa 30 bis 40 km an Awasib
herangekommen, stand ich vor einem ununter-
brochenen Gewirr von hohen Dünen. Ein Weiter-
marsch auf das geplante Ziel hätte bei der
Schwerfälligkeit der Kamele sowohl für die Tiere
als auch für die Reiter, die auf jede Düne
mehrere Male hinauftreiben mußten, zu großen
Verlusten führen können. Nach Awasib gebrauchte
ich mindestens drei Tage, dabei war dort kein
Wasser zu erwarten; nach Kunbis, der nächsten
Wasserstelle waren es zwei Tage. Ich beschloß
deshalb nach Kunbis abzubiegen. Südlich war
eine flachere Dünenformation zu erkennen, noch
weiter südlich folgten dann wieder hohe Dünen.
Der Vormarsch wurde durch unzählige kleine
Wanderdünen sehr erschwert. Die Bewachsung
innerhalb des Dünengebirges war spärlich. Später
wurde das Gelände günstiger, die hohen Dünen