Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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land abgelehnt habe, dagegen mit der Aus- 
dehnung der Südgrenze bis zum Waldreservate 
einverstanden sei. Letztere Entscheidung ist in- 
sofern von Wichtigkeit, als zu dem fraglichen 
Terrain im Süden die günstigste Stelle zur An- 
lage der Viehboma und der Gebäude gehört. 
Leider trat im Dezember unter unserem Vieh 
in Geraragua eine seuchenartige Erkrankung auf 
(vermutlich eine Art Gallenfieber), wodurch wir 
35 männliche und 8 weibliche Tiere verloren. 
Es ist anzunehmen, daß die andauernde naß- 
kalte Witterung und das üppig gewachsene junge 
Gras das heftige Auftreten der Krankheit ver- 
stärkt haben. 
Der Viehstand betrug am 1. Januar 1910: 
188 Kühe und Färsen, 42 Kuhkälber, 301 
Ochsen und Bullen, 41 Bullenkälber, zusammen 
572 Stück Rindvieh, ferner 28 Csel, darunter 
2 Maskateselstuten und 11 Stück Kleinvieh. 
Zur Bewässerung des Kikafulandes 
wurde ein Wassergraben aus dem Namui abge- 
leitet. Seine Länge beträgt außer den Zweig- 
gräben 6624 m, seine Breite 1 m. Außerdem 
wurde zum Auffangen des Nachtwassers ein 
Staubecken angelegt. 
Mit der Vergrößerung der Kikafupflanzung 
macht sich die Anlage eines weiteren großen 
Wassergrabens notwendig, der jedoch wegen des 
steilen und felsigen Ufers des Kikafu ziemliche 
Schwierigkeiten verursachen wird. 
Die Arbeiterverhältnisse waren günstiger 
als im Vorjahre. Namentlich fand ein größerer 
Zuzug von fremden Arbeitern statt, was wohl 
in der Hauptsache den in reichem Maße vor- 
handenen und billigen Nahrungsmitteln zuzu- 
schreiben war. 
Während wir zu Anfang des Jahres noch 
höhere Werbekosten für Wanyamwezi zu zahlen 
hatten, stellten sich später zahlreiche Arbeiter 
ohne Vermittlung eines Anwerbers hier ein. 
Zum Teil wurden uns durch frühere Arbeiter 
neue Wanyamwezi zugeführt. Diesen wurde in 
der Regel pro Mann eine Rupie Bakschisch ge- 
zahlt. 
Das zur Zeit der Teuerung auf 25 Heller 
gesteigerte Verpflegungsgeld wurde auf 15 Heller 
pro Tag herabgesetzt. 
Der Umsatz des Ladens war etwas geringer 
als im Vorjahre;z er stellte sich auf 14420,50 Rupien. 
In der Bilanz pro 1909 steht bei einem 
Stammkapital von 426000 „ das afrikanische 
Unternehmen der Gesellschaft mit zusammen 
341 953 bewertet. Der Gewinn dieses 
Kontos Afrika betrug 11 114 J¼, zu denen 
762 “ Zinseneinnahmen traten; daher Gesamt- 
  
gewinn 11 876 /7, die durch die Berliner Un- 
kosten absorbiert worden sind. An Außenständen 
besaß die Gesellschaft Ende 1909 27221 d1# 
an Bankguthaben 67 534 % Demgegenüber 
standen afrikanische Verpflichtungen 9834 ./7. 
Jalult-Gesellschaft) 
Wir sind in der Lage, eine erheblich gün- 
stigere Gewinn= und Verlustrechnung vorzulegen 
als im verflossenen Jahre. Das bessere Er- 
gebnis ist neben den guten europäischen Kopra- 
preisen, die dem laufenden Jahre in noch höherem 
Maße zugute kommen werden, dem günstigen 
Resultat zu danken, welches die Pacific Phos- 
phate Company für ihr Geschäftsjahr 1908 
erzielte, und welches für uns ein wesentlich 
höheres Erträgnis aus unserer Beteiligung als 
in den Vorjahren ergab. 
Die Gesellschaft hat ihr Ordinary Share- 
Kapital inzwischen von 125 000 K auf 375 000 L 
erhöht. Die bei dieser Gelegenheit zu pari er- 
worbenen Anteile haben wir zum Anschaffungs- 
preise auf unserem Effektenkonto zu Buch gestellt, 
dessen Bestand sich dadurch von 325 000 auf 
580 000 .¼ erhöht hat. 
Die schon in unserem letzten Bericht er- 
wähnte schwache Lage des Phosphatmarktes hielt 
leider das ganze Jahr 1909 hindurch an, was 
zur Folge hatte, daß die Gesamtabladungen von 
Nauru und Ocean Island gegen das Vorjahr 
eingeschränkt wurden; trotzdem dürfen wir wieder 
einen befriedigenden Ertrag aus unserer Beteili- 
gung bei der Pacific Phosphate Company er- 
warten, wenn er auch hinter dem im abge- 
laufenen Jahre verrechneten zurückbleiben wird. 
Die Geschäftslage in unserem Inselgebiet war 
im allgemeinen normal. Der Warenumsatz litt 
allerdings unter den im Berichtsjahre erstmalig 
voll zur Wirkung kommenden Einfuhrzöllen; es 
ist aber anzunehmen, daß die Konsumenten sich 
mit diesen allmählich abfinden werden. Dagegen 
befinden sich diese Inselgebiete durch den Kopra- 
ausfuhrzoll in einer ungünstigeren Lage, als fast 
alle andern Kopra exportierenden Länder. 
Für die im Vorjahre verloren gegangenen 
beiden Schoner haben wir Ersatz beschafft; eines 
der Schiffe ist bereits in den Inselverkehr ein- 
gestellt, während das andere in kurzem folgen wird. 
Von schädigenden elementaren Ereignissen ist 
unser Arbeitsfeld auch im Berichtsjahre verschont 
geblieben, ebenso von Unruhen unter den Ein- 
geborenen. Es ist mit Freuden zu begrüßen, 
*) Aus dem Jahresbericht für 1909, vorgelegt in 
der Generalversammlung vom 18. Mai 1910.
	        
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