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französischen Grenze) sehr ausgedehnte Marmor-
lager entdeckt. Es handelt sich meist um dick-
bankigen, reinweißen, daneben aber auch um
grauen Marmor. Für Bildhauerzwecke erscheint
ersterer bei seiner gleichmäßigen Farbe, seiner
Durchsichtigkeit und seinem guten Bruch hervor-
ragend geeignet. Mehrere Kisten mit Proben
zur näheren Untersuchung befinden sich auf dem
Transport. An Ort und Stelle könnte der Mar-
mor zu Bauzwecken, ferner zur Kalkbereitung,
sowohl als Ersatz für Zement als auch zur
Düngung Verwendung finden; in letzterer Eigen-
schaft ist er besonders für die in Adamaua beab-
sichtigte Tabakkultur von Wichtigkeit. Das Lager
befindet sich unweit des Mas Lue, eines schiff-
baren Nebenflusses des Kebi, so daß Abtransport
zu Schiff auf dem Benus-Niger bis zum Meere
möglich ist. Allerdings ist die Schiffbarkeit des
Flußweges besonders im Oberlauf des Benus
mit seinen Nebenflüssen auf kurze Zeit des Jahres
beschränkt.
Kolonitalwirtschaftliche Oittellungen.
Ostafrihonische Sisenbahngesellschaft.“)
Für unsere Stammstrecke Daressalam — Mo-
rogoro ist das abgelaufene Geschäftsjahr das erste
mit vollem eigenen Betriebe gewesen. Im Vor-
jahre ging der Betrieb noch teilweise für Rech-
nung des Baues, und so kann zwar hinsichtlich
der Betriebseinnahmen, nicht aber der Betriebs-
ausgaben ein Vergleich zwischen 1909 und 1908
gezogen werden.
Größere Kosten sind uns wieder durch ver-
mehrten Schottereinbau entstanden, weil sich die
Dämme, namentlich während der großen Regen-
zeit, noch erheblich setzen. An einigen besonders
gefährlichen Stellen wurden die Böschungen ge-
sichert. Mit solchen Arbeiten muß auch weiter
fortgefahren werden, bis die Strecke die dem
Tropenregen widerstehende Festigkeit erlangt hat.
Auch muß auf die größeren Anforderungen des
Baubetriebes und auf die neuen schwereren Fahr-
zeuge Rücksicht genommen werden.
Namhafte Erweiterungs= und Neubauten
wurden auf der alten Strecke nicht ausgeführt.
Die Beamtenhäuser in Daressalam, deren Bau
im Jahre 1908 begonnen hatte, sind fertig und
bezogen. Die Bureaus in Daressalam mußten
vergrößert werden.
Am Hafen von Daressalam wird ein
dritter elektrisch betriebener Transporter für das
größer gewordene Lösch= und Ladegeschäft auf-
gestellt und ein neuer Personen-Landesteg ein-
gebaut.
Die Fahrzeuge sind zur Beförderung der
Baumaterialien für den Weiterbau unserer Bahn
weiter vermehrt worden. Die Anschaffungskosten
werden aus dem Neubaufonds bestritten.
Der Betriebsmittelpark umfaßte am Ende
des Geschäftsjahres:
32 Lokomotiven, 13 Wasserwagen, 1 Revisions-
wagen (vierachsig), 12 Personenwagen (5. I./II.,
*) Aus dem sechsten Geschäftsbericht (1909.)
2 III., 5 IV. Kl.), 4 Gepäckwagen, 30 gedeckte
Güterwagen, 148 offene Güterwagen (davon
25 Mittelbord= und 10 Hochbordwagen), 60 Schie-
nenwagen, 7 Motordraisinen, 23 Bahnmeister-
wagen.
Im Bau befanden sich am Ende des Geschäfts-
jahres:
12 Lokomotiven, 10 Wasserwagen, 1 Revisions-
wagen (vierachsig), 3 Personenwagen I./II. Kl.
(vierachsig), 5 gedeckte Güterwagen (vierachsig),
10 offene Güterwagen (vierachsig), 2 Motor-
draisinen, die sämtlich noch in diesem Jahre ge-
liefert werden sollen.
Im regelmäßigen Betriebe verkehrte je ein
gemischter Zug in der Richtung Daressalam —
Morogoro jeden Montag, Mittwoch und Freitag
und in der Richtung Morogoro —Daressalam
jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Als
Baugüge wurden mit einigen Ausnahmen täglich
zwei Materialzüge gefahren.
Am 1. Januar 1910 haben wir die Strecke
Morogoro—Kilossa (81 km) von der Bau-
firma übernommen und dem öffentlichen Betriebe
übergeben.
Die Arbeiten an der Weiterbanstrecke haben
gute Fortschritte gemacht. Die Tracierungs-
arbeiten sind zu Ende; das Gleis liegt bis
km 240. So weit ungefähr befördern auch die
Bauzüge, die täglich verkehren, Personen und
Güter.
Die elektrische Zentrale hat im vergangenen
Geschäftsjahre den Ansprüchen noch genügt, doch
für den in diesem Jahre infolge weiterer An-
schlüsse zu erwartenden größeren Stromverbrauch
ist die ursprünglich nur für unseren eigenen Be-
darf eingerichtete Anlage unzureichend. Es mußte
eine größere Antriebmaschine und ein größerer
Dynamo beschafft und die Akkumulatorenbatterie
vergrößert werden. Die neue Anlage wird vor-
aussichtlich Ende dieses Jahres in Betrieb gesetzt
werden.