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Deutscher Kolonialhongreß 1910.
Die VI. Sektion des Deutschen Kolonial=
kongresses (Obmann: Regierungsrat a. D. Pro-
fesor Dr. Leidig, Berlin W15, Pfalzburger
Straße 72a), die zum Gegenstande ihrer Verhand-
lungen die Auswanderung nach fremden
Ländern sowie die Besiedelung unserer Deut-
schen Kolonien hat, hat in ihrer letzten Sitzung
das vorläufige Vortrags-Programm festgestellt.
Danach wird Lic. Dr. Rohrbach in einem ein-
leitenden Vortrage die Frage der Besiedelung
in unseren deutschen Kolonien erörtern, woran
sich dann, wie erwartet werden darf, eine aus-
giebige Diskussion über die Streitfragen der Be-
siedelung in den einzelnen deutschen Kolonien
anschließen wird. Für diese Diskussion haben
bereits eine Reihe hervorragender Kenner der
einzelnen Kolonien ihre Beteiligung zugesagt.
Im Anschluß daran wird Frau Stabsarzt
Kuhn, Berlin, auf Grund eigener Erfahrung
über „Die Stellung der Frau in Deutsch-
Südwestafrika“ sprechen. Die Besprechung
dieses wichtigen Problems wird gewiß die Teil-
nahme weiter Kreise der an der Entwicklung
unserer Kolonien interessierten Frauen erregen.
Zwei wichtige Einzelfragen werden dann noch
zur Erörterung kommen. Professor Dr. Plehn-
Berlin hat zugesagt, einen Vortrag über „Die
Akklimatisationsaussichten der Germanen
im tropischen Afrika“ zu halten und Dr. Hart-
mann-Berlin wird über „Die Mischrassen in
unseren Kolonien, besonders in Südwest-
afrika“ sprechen.
Den Auswanderungsfragen sind drei
Vorträge gewidmet. Redakteur Flachsbarth=
Charlottenburg spricht über „Die Kolonisation
im Staate Sao Paulo“. Dr. Julius Wolf-
Berlin berichtet über „Die Auskunftserteilung
an Auswanderungslustige und die Ent-
wicklung der Zentralauskunftsstelle für
Auswanderer“. Und endlich wird Pastor
Dedekind, der Leiter der evangelischen Gesell-
schaft für die Protestanten in Amerika, das Thema
behandeln: „Welche Aussichten hat das deutsche
Volkstum in Südamerika, und was ist zu
seiner Erhaltung und Pflege seitens der deutschen
Heimat zu tun?“
Die Erörterung der mit der Auswanderung
zusammenhängenden Fragen ist diesmal etwas
beschränkt worden, weil die Sektion den Pro-
blemen der Auswanderung auf dem letzten Kolonial-
kongreß einen weiten Raum zugewiesen hatte.
Verkehrs-Nachrichten.
Der Norddeutsche Lloyd wird — zunächst versuchsweise — bei jeder zweiten Reise der
ostasiatischen Reichspostdampferlinie, und zwar ausgehend von Reise 459 ab und heimkehrend von
Reise 460 ab, Tsingtau unter Auslassung von Nagasaki anlaufen lassen.
Postdampfschiffsverbindungen nach den deutschen Schutzgebieten für den Monat Juli 1910.
Nach
Ausschisfungehafen.
Dauer
der Uberfahrt
Briefe müssen aus
Berlin spätestens
abgesandt werden am:
1. Deutsch= RNeugninea,
Kaiser-Wilhelmsland
und Bismarck:Archipel.
Die Abfahrt erfolgt
vom Ein-
schiffungshafen am:
1
Neapel 15“0. 29. Juli
(deutsche Schiffe) 12*. Aug.
Brindisi 24. Juli
(engl. Schiffe)
it
Für Briefe und
Friedrich-Wilhelms-
hafen 39, 43 u. 39 Tage
Nabaul 41, 46 und
41 Tage
(Friedrich Milhelms-
hafen 45 Tage
Nabaul 42 Tage
13“5. 22. 27. Juli
10“°. Aug. 10 30
zostkarten Nachversand über Sibirien—Schanghai—Hongkong
von Bp. 18 Berlin—Alerandrowo 7 3 am 18.7.1 und 15. 8. und von Berlin E2 (ab
Schles. Bhf. 7. 52) am 19.7. und 16. 8. (Ausgenommen sind Vriefe und Postkarten
nach Berlinhafen.)
Auf Verlangen des Absenders werden Briefe und Postkarten — nicht auch Druck-
sachen, Geschäftspapiere und Warenproben — außer mit den vorbe zeichneten Nachversanden
auch mit den übrigen Beförderungegelegenheiten über Sibirien — Schanghai geleitet.