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wo selbst im November des regenarmen Jahres
1905 eine ganze Kompagnie zugleich baden
konnte, fanden wir einen etwa 3 km langen,
an einzelnen Stellen 10 m breiten, stark fließenden
Bach vor. In Aub (5 km südwestlich) maß ich
einen berühmten alten Feigenbaum. Er hat 1m
über dem Erdboden einen Umfang von 8,20 m.
In Neuhof, zwischen Nabis und Zaris,
trafen wir eine Schürfgesellschaft an, die von
Nubib aus in die Richtung auf Spencerbay vor-
dringen wollte.
Von Zaris aus unternahm ich einen Besuch
des Gefechtsfeldes von Nubib. Es ist mir bei
diesen Besuch erst recht zum Bewußtsein ge-
kommen, welch eine hervorragende unübertreff-
liche Leistung der Transport von 23 Kranken
und Verwundeten vom Gefechtsfelde in die 800 m
liefer liegende Namib gewesen ist. Gesunde
Offtziere und Mannschaften haben sich damals
streckenweise an Ochsenstricken heruntergelassen.
Auch uns machte jetzt der Abstieg die fast senk-
rechten Wände herab große Mühe.
*
*
Am 5. Juli trat ich, begleitet von meiner
Frau, einen abermaligen Kamelritt in die Namib
an. Dieser Ritt verfolgte lediglich den Zweck,
ein südwestlich der Nubib-Berge gelegenes Felsen-
gebirge, für welches ich mich vom Feldzuge her
interessierte, zu kartographieren.
In den Flächen zwischen den Gebirgen fanden
wir viele alte Spuren von Eingeborenen, alte
Pontoks, Feuerstellen, gelegentlich auch Patronen-
hülsen. Wir haben aber nur eine frische
Menschenspur gesehen. Die alten Spuren rühren
wohl noch aus der Kriegszeit her. Hier saß
1905 der Bastard Hendrik Brandt (setzt in
Okanjande) mit viel geraubtem Vieh aus dem
Bethanierlande, bis er einer Aufforderung von
Andreas, in Nubib zu ihm zu stoßen, Folge
leistett, um zwei Tage nach seiner Ankunft dort
von uns gefaßt zu werden. Jetzt ist das von
uns durchrittene Gebiet tatsächlich unbewohnt.
Wenn auch die Numib-Berge westlich Nam
und Gorab menschenleer sind, so halte ich doch
das Vorhandensein kleinerer Buschmannssippen in
den Nubib= und Zaris-Bergen für wahrscheinlich.
Daß diese mit den auf den Farmen beschäftigten
Eingeborenen, Hottentotten wie Buschleuten, in
Verbindung stehen, erscheint mir sicher. Deshalb
—
sind die Farmer an der Namib-Grenze schlimm
daran. Sie werden VBiehdiebstähle kaum ver-
hindern können. Aber ein wenig mehr Obacht
könnten sie schon auf ihr Vieh geben, als es
mitunter geschieht. So traf ich Kleinvieh 6 km
von einer Farm ohne jede Aufsicht im Felde
stehen. Dabei war gerade jener Farmer schon
mehrfach von Buschleuten gebrandschatzt worden.
Von Zaris aus entsandte ich Oberleutnant
v. Hantelmann an der noch nicht bekannten
Westseite der Nubib-Berge entlang nach Sessrim.
Ich selbst ritt nach Büllsport zurück. Dort
hatte ein Polizeisergeant eine Höhle gefunden,
deren Erkundung er für lohnend hielt. Dann
wußte er eine Stelle mit Buschmannszeichnungen
und schließlich erfuhr ich durch ihn, daß in den
Zariser-Bergen zwei Buschmannsskelette lägen, die
ich retten wollte.
Die Höhle liegt am Südhange der karstartig
zerklüfteten Zariser-Berge, etwa 2 km von Toms
entfernt. Sie hat einen niedrigen unscheinbaren
Eingang, der in eine Vorhöhle führt, von der
man durch einen engen Spalt in ein anscheinend
weit ausgedehntes Höhlengebiet kommt. Die
einzelnen Höhlen, zwischen 1,50 und 4 m hoch,
sind in mehreren Etagen übereinander gelagert
und alle miteinander verbunden. Wir mögen
wohl 60 m tief hineingedrungen sein, ohne das
Ende erreicht zu haben. Wir fanden Dutzende
von alten Feuerstellen, aber keine Anzeichen da-
für, daß die Höhle noch in neuester Zeit benutzt
worden ist. Der Besuch der Höhle ist lohnend,
nur rate ich künftigen Besuchern, sich einen
Ariadnefaden mitzunehmen. Wir hatten trotz
unserer Spuren nicht geringe Mühe, den Aus-
gang zu finden.
Die Buschmannszeichnungen befinden sich im
Tale eines rechten Nebenflusses des Tsondab,
der oberhalb Awabes mündet. Sie sind ein-
farbig (rot) und von gleichem Charakter wie die
Zeichnungen am Erongo. Interessant ist eine
Giraffe, die anscheinend mit einem Stein in die
Felswand eingekratzt ist.
Die beiden Buschmannsskelette habe ich ge-
borgen und eines dem Museum für Völkerkunde
in Berlin, das andere dem Landesmuseoum in
Windhuk überwiesen. Ich glaube übrigens nicht,
daß es in der Namib noch reine Buschleute gibt.
Alles, was ich an sog. Buschleuten gesehen habe,
zeigte starke Nama-Beimischung.