Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

661 
wo selbst im November des regenarmen Jahres 
1905 eine ganze Kompagnie zugleich baden 
konnte, fanden wir einen etwa 3 km langen, 
an einzelnen Stellen 10 m breiten, stark fließenden 
Bach vor. In Aub (5 km südwestlich) maß ich 
einen berühmten alten Feigenbaum. Er hat 1m 
über dem Erdboden einen Umfang von 8,20 m. 
In Neuhof, zwischen Nabis und Zaris, 
trafen wir eine Schürfgesellschaft an, die von 
Nubib aus in die Richtung auf Spencerbay vor- 
dringen wollte. 
Von Zaris aus unternahm ich einen Besuch 
des Gefechtsfeldes von Nubib. Es ist mir bei 
diesen Besuch erst recht zum Bewußtsein ge- 
kommen, welch eine hervorragende unübertreff- 
liche Leistung der Transport von 23 Kranken 
und Verwundeten vom Gefechtsfelde in die 800 m 
liefer liegende Namib gewesen ist. Gesunde 
Offtziere und Mannschaften haben sich damals 
streckenweise an Ochsenstricken heruntergelassen. 
Auch uns machte jetzt der Abstieg die fast senk- 
rechten Wände herab große Mühe. 
* 
* 
Am 5. Juli trat ich, begleitet von meiner 
Frau, einen abermaligen Kamelritt in die Namib 
an. Dieser Ritt verfolgte lediglich den Zweck, 
ein südwestlich der Nubib-Berge gelegenes Felsen- 
gebirge, für welches ich mich vom Feldzuge her 
interessierte, zu kartographieren. 
In den Flächen zwischen den Gebirgen fanden 
wir viele alte Spuren von Eingeborenen, alte 
Pontoks, Feuerstellen, gelegentlich auch Patronen- 
hülsen. Wir haben aber nur eine frische 
Menschenspur gesehen. Die alten Spuren rühren 
wohl noch aus der Kriegszeit her. Hier saß 
1905 der Bastard Hendrik Brandt (setzt in 
Okanjande) mit viel geraubtem Vieh aus dem 
Bethanierlande, bis er einer Aufforderung von 
Andreas, in Nubib zu ihm zu stoßen, Folge 
leistett, um zwei Tage nach seiner Ankunft dort 
von uns gefaßt zu werden. Jetzt ist das von 
uns durchrittene Gebiet tatsächlich unbewohnt. 
Wenn auch die Numib-Berge westlich Nam 
und Gorab menschenleer sind, so halte ich doch 
das Vorhandensein kleinerer Buschmannssippen in 
den Nubib= und Zaris-Bergen für wahrscheinlich. 
Daß diese mit den auf den Farmen beschäftigten 
Eingeborenen, Hottentotten wie Buschleuten, in 
Verbindung stehen, erscheint mir sicher. Deshalb 
  
— 
sind die Farmer an der Namib-Grenze schlimm 
daran. Sie werden VBiehdiebstähle kaum ver- 
hindern können. Aber ein wenig mehr Obacht 
könnten sie schon auf ihr Vieh geben, als es 
mitunter geschieht. So traf ich Kleinvieh 6 km 
von einer Farm ohne jede Aufsicht im Felde 
stehen. Dabei war gerade jener Farmer schon 
mehrfach von Buschleuten gebrandschatzt worden. 
Von Zaris aus entsandte ich Oberleutnant 
v. Hantelmann an der noch nicht bekannten 
Westseite der Nubib-Berge entlang nach Sessrim. 
Ich selbst ritt nach Büllsport zurück. Dort 
hatte ein Polizeisergeant eine Höhle gefunden, 
deren Erkundung er für lohnend hielt. Dann 
wußte er eine Stelle mit Buschmannszeichnungen 
und schließlich erfuhr ich durch ihn, daß in den 
Zariser-Bergen zwei Buschmannsskelette lägen, die 
ich retten wollte. 
Die Höhle liegt am Südhange der karstartig 
zerklüfteten Zariser-Berge, etwa 2 km von Toms 
entfernt. Sie hat einen niedrigen unscheinbaren 
Eingang, der in eine Vorhöhle führt, von der 
man durch einen engen Spalt in ein anscheinend 
weit ausgedehntes Höhlengebiet kommt. Die 
einzelnen Höhlen, zwischen 1,50 und 4 m hoch, 
sind in mehreren Etagen übereinander gelagert 
und alle miteinander verbunden. Wir mögen 
wohl 60 m tief hineingedrungen sein, ohne das 
Ende erreicht zu haben. Wir fanden Dutzende 
von alten Feuerstellen, aber keine Anzeichen da- 
für, daß die Höhle noch in neuester Zeit benutzt 
worden ist. Der Besuch der Höhle ist lohnend, 
nur rate ich künftigen Besuchern, sich einen 
Ariadnefaden mitzunehmen. Wir hatten trotz 
unserer Spuren nicht geringe Mühe, den Aus- 
gang zu finden. 
Die Buschmannszeichnungen befinden sich im 
Tale eines rechten Nebenflusses des Tsondab, 
der oberhalb Awabes mündet. Sie sind ein- 
farbig (rot) und von gleichem Charakter wie die 
Zeichnungen am Erongo. Interessant ist eine 
Giraffe, die anscheinend mit einem Stein in die 
Felswand eingekratzt ist. 
Die beiden Buschmannsskelette habe ich ge- 
borgen und eines dem Museum für Völkerkunde 
in Berlin, das andere dem Landesmuseoum in 
Windhuk überwiesen. Ich glaube übrigens nicht, 
daß es in der Namib noch reine Buschleute gibt. 
Alles, was ich an sog. Buschleuten gesehen habe, 
zeigte starke Nama-Beimischung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.