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waren daher umfangreiche Absperrungsmaßregeln
notwendig, um die Verbindung mit der Küste
(Bare) aufrecht zu erhalten.
Der Süden des Bezirks Dschang gehört zu
den dichtest bevölkerten Gebieten des Schutzgebiets.
Gedrängt durch die früheren Sklavenjagden der
Fullah und der ihnen nachahmenden Bamum-
herrscher drängten die kräftigen Graslandvölker
vom Nün her immer weiter nach Westen, wo
der leicht zu sperrende Nkam-Fluß ihrem Weiter-
vordringen sich entgegenstellte. Am Nkam haben
sich denn auch noch spärliche Reste der früheren,
den Bareleuten verwandten Bevölkerung auf dem
linken Ufer erhalten (Njun, Mbue, Manjewo,
Balu). Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen,
daß auch sie in kurzer Zeit überrannt worden
wären. So ergab sich in dem Landstrich zwischen
Nün und Nkam die für die Tropen äußerst seltene
Bevölkerungsdichtigkeit von etwa 40 Menschen
auf den Quadratkilometer. Die Gesamtzahl der
Bevölkerung wird mit 80 000 zu niedrig geschätzt
sein, die der waffenfähigen Männer beträgt etwa
20 000. Der große, kräftig gebaute Volksschlag
ist den um Dschang sitzenden Bamileke eng ver-
wandt. Der Truppe war der Gegner in erster
Linie durch seine Zahl gefährlich. Die Bewaffnung
bestand aus zum Teil gut erhaltenen Busch-
gewehren sowie aus Speeren und Buschmessern,
die jeder Graslandbewohner trägt. Sehr be-
günstigt ward der Widerstand durch das wild-
zerrissene und unübersichtliche Gelände, in dem
die Eingeborenen nach kurzem Gefecht spurlos zu
verschwinden verstehen. Die Arbeit der Expedition
bestand daher nach schneller Zersprengung des
Feindes meist in der Aufspürung der zersplitterten
Kräfte in ihren schwer zugänglichen Fels= und
Waldverstecken. Es liegt auf der Hand, daß diese
Aufgabe bei der großen räumlichen Ausdehnung
des zu unterwerfenden Gebiets viel Zeit erforderte
und an die Leistungsfähigkeit der Europäer wie
der farbigen Soldaten außergewöhnliche Anfor=
derungen stellte.
Zur Durchführung der Unternehmung war die
8. Kompagnie durch 35 Soldaten der 6. Kom-
pagnie verstärkt worden.
Am 14. Oktober 1909 brach die Expedition
in Stärke von 5 Europäern, 80 farbigen Sol-
daten und 2 Maschinengewehren von Dschang
auf und marschierte über Bamugu, Fotuni, Banka
nach dem friedlichen Bagang. Von hier wurde
der Einmarsch in das feindliche Mamele-Gebiet
erzwungen und bereits Ende Oktober über Man-
jewo die Verbindung mit Station Bare aufge-
nommen. Durch regen Patronuillengang wurde
das Gebiet unmittelbar südlich Mamele vom
Feinde gesäubert, der, meist nach kurzem Gefecht,
in seine schwer zugänglichen Verstecke flüchtete.
Mit seinen Hauptkräften wich der Gegner in das
Mamele nördlich vorgelagerte Hochland von
Bangwe aus, dessen Abstreifung die Expedition
im November beschäftigte. Nachdem auch in
diesem Gebiet Ende November ernstlicher Wider-
stand nicht mehr geleistet wurde, marschierte die
Expedition am 5. Dezember in zwei Kolonnen in
das Belu-Gebiet ein. Die meisten Belu-Leute
baten bald um Frieden, während in den Dorf-
schaften Mboebu und Kem sowie in der Nkam-
Niederung bei Njun und Mbue die Bezwingung
des Feindes erst nach wochenlangem Durchstreifen
des Landes durch zahlreiche Patrouillen gelang.
Hierbei fand die Expedition Unterstützung durch
die Station Bare, welche die über den Nkam
flüchtenden Eingeborenen festnahm. Kurz nach
Jahresschluß rückte die Expedition in zwei Ab-
teilungen über Manjewo—Babontscha und Banka
— Fonjanti in die Südwestecke des Sperrgebiets
vor und nahm Fühlung mit den zu Jabassi ge-
hörenden Mbang-Dörfern. Im Randgebirge
nördlich Balu kam es hierbei mehrmals zu Ge-
fechten, während die Baluleute meist flüchteten.
Am 24. Januar 1910 wurde die Truppe in
Bana vereinigt und marschierte am 25. in das
sehr gebirgige Batscha-Land, dessen Bevölkerung
mehrfach das Lager beunruhigte, so daß starke
Patrouillen zur Einschüchterung der Bergleute
notwendig wurden. Ende Januar hatte der
größte Teil der im Westen sitzenden Dörfer um
Frieden gebeten und seine Strafzahlungen geleistet.
Es konnten daher mehrere Dörfer östlich des Nkam
anfangs Februar der Verwaltung der Station
Bare übergeben werden. In der ersten Höälfte
dieses Monats bestrafte ein Teil der Expedition
das Dorf Balambo, dessen Bewohner in frecher
Weise eine Verpflegungskolonne überfallen hatten,
und durchstreifte das Gebiet im Südosten nach
dem Nün zu bis Bangang-Fokam und Bangangte.
Hier herrschten jetzt infolge der Verwaltungstärig=
keit der Station friedliche Zustände, wenn es auch
noch in letzter Zeit zu blutigen Fehden zwischen
einzelnen Dorfschaften gekommen war. Eine
zweite Expeditionsabteilung beruhigte während-
dessen weiter das Balu-Gebiet, bis sich auch diese
Landschaft unterwarf.
Mitte Februar hatten fast sämtliche, seither
feindliche Dörfer um Frieden gebeten und bie
auf geringe Ausnahmen ihre Strafzahlungen ge-
leistet. Die Expedition wurde daher am 15. Fe-
bruar aufgelöst und trat den Rückmarsch nach
Dschang an. In Bana blieb ein Europäer mit
30 Soldaten und einem Maschinengewehr zurück
dort wird ein Posten errichtet, von dem aus das
unterworfene Gebiet verwaltet werden soll.
Durch die Unternehmung ist erreicht, daß das
etwa 2000 akm große Gebiet zwischen Nkam und