Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Vorkommen dieser Culexarten hängt offenbar mit 
dem hohen Steppengras zusammen, denn im 
Busch blieben wir häufig gänzlich unbelästigt. 
An einem Orte N'Counda mit holländischer 
Faktorei, in dessen Nähe ein sehr großes Dorf 
liegt, versicherte man mir, daß die Schlafkrank- 
heit unter den Eingeborenen unbekannt sei. 
Merkwürdig ist, daß da, wo die Moskitos 
massenhaft auftreten, die Glossinen verschwinden. 
An einzelnen Plätzen, wo Culexarten nicht so 
häufig vorkamen, bemerkte ich Anopheles. Da 
wir vom 18. September ab vollständig in der 
Zone des Überschwemmungslandes fuhren, konnte 
abends häufig nur auf einem höbchstgelegenen 
Punkte genächtigt werden. Ein solcher Ort ist 
Bojenge auf dem französischen Gebiet. Dort 
ist ein Depot mit zwei Weißen vorhanden. Die 
ganze Niederlassung ist von überaus wildreichen 
Sümpfen umgeben. Vom Dampfer aus sahen 
wir auf den ausgedehnten Wiesen mehrfach Büffel 
und Elefanten. Bei dieser Europäerniederlassung 
war aus Indien importierter Bambus angepflanzt, 
der sich zu erstaunlicher Höhe und Schönheit ent- 
wickelt hatte. Dieser Bambus ist ein gesuchter 
Hort für Moskitos; deshalb hat neuerdings das 
französische Gouvernement Befehl zu seiner Aus- 
rottung gegeben. 
Die von Vögeln, manchmal auch von Kroko- 
dilen belebten Sandbänke verschwanden allmählich 
im Wasser, und wir fuhren zwischen über- 
schwemmtem Urwaldgebiet. Mit dem Auftreten 
des dichten Busches zu beiden Seiten des immer 
enger werdenden Flusses fanden sich eine Menge 
Glossinen auf dem Dampfer ein und blieben bis 
zum Ende der Fahrt tägliche Gäste an Bord. 
Am 20. September kamen wir in Wesso an. 
Der Administrateur und der Arzt waren auf 
Reisen. In Wesso befinden sich zur Zeit fünf 
Schlafkranke in ärztlicher Behandlung. Sie sind 
jedoch nicht im Dorfe selbst heimisch, sondern 
stammen vom oberen Sanga, der ganz verseucht 
sein soll. Ich habe den Eindruck bekommen, daß 
die Fälle von Schlafkrankheit am Dschah nicht 
bei Einheimischen vorkommen, sondern sämtlich 
importiert sind. 
Die Abfahrt von Wesso erfolgte am 29. Sep- 
tember; der Dscha war enorm im Steigen be- 
griffen, so daß die Differenz in einer Nacht 1 m 
betrug. Am Abend des 30. September kamen 
wir bei strömendem Regen in Molundu auf 
deutschem Boden an. 
Togo. 
Die Verkehrsanlagen in Togo im Rechnungs- 
jahr 1909. 
Der Betrieb der Verkehrsanlagen in Togo — 
der Küstenbahn Lome — Anecho, der Inlandbahn 
Lome—Palime und der Landungsbrücke in Lome 
— hat im Rechnungsjahr 1909, in ihrem zweiten 
Pachtjahr der Gesamtverpachtung, einen Rohüber- 
schuß von 388 992 .“¼, das sind 53 088 M oder 
15,8 v. H. mehr als im Vorjahre, erbracht. Die 
einzelnen Ziffern, verglichen mit denen des Vor- 
jahres, sind aus der nachstehenden Zusammen- 
stellung ersichtlich. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
uspnnterschied gegen 
1909 1908 das Vorjahr 
1½ AM im ganzen v. H. 
Einnahmen aus: 
Personenverkehr6 669, 135 768FT 30 901 122,8 
Güter= u. Vieh- 
verkehhr.1 252 7246081 26 644 3,7 
Sonstig. Quelle22095 3313F 18 782 
Gesamteinnahme940016 863 6897 76 3/J360 8,8 
Betriebsausgabe 551 0244277854 23239 4,4 
Betriebsziffer68,6 v. O. 61,1 v. GS. 2,5 
Rohüberschuß.388 992 335 0044 53 098715.8 
Zugkilometrer. 110 287 105 367/F 4890 F 4,6 
Dem Gouvernement Togo fließt aus dem 
Überschuß zunächst der Mindestpachtzins von 
306 500 ¾ zu. Der Betriebspächter erhält so- 
dann außer seiner Entschädigung von 30 000 d 
noch die im vorigen Jahre hieran rückständig ge- 
bliebenen 596,50 .“ und von dem verbleibenden 
Uberschuß von rund 51 895..“ ein Zehntel mit 
rund 5190 /“; der Rest mit rund 46 700 % 
kommt dem Gouvernement zugute. Diesem fließt 
außerdem der Erlös aus der am 1. April 1909 
eingeführten Erhöhung des Landebrückentarifes 
von 9 auf 11 /“ für die Tonne der gesamten 
Ein= und Ausfuhr zu. Dieser beläuft sich für 
den in Rede stehenden Zeitraum auf rund 
77125. J. Demnach beträgt der Gesamtreinertrag 
der Verkehrsanlagen für das Gouvernement im 
Jahre 1909 rund 430320 gegen 306 500.% 
im Vorjahre, also mehr 123 800 oder 40,4 
v. H. Diese Steigerung des Erträgnisses für das 
Schutzgebiet darf, wenn sie auch mit nahezu 60 
v. H. auf der erwähnten Tariferhöhung beruht, 
als hocherfreulich bezeichnet werden. 
Die Betriebseinnahmen haben um 76327.% 
oder 8,8 v. H., die Ausgaben aber nur um
	        
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