Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Ware gezeigt hatten, war man aufs unangenehmste 
überrascht, als schon die erste Pflücke den gehegten 
Erwartungen nicht entsprach und schließlich die 
gesamte Ernte sich zu einem völligen Mißerfolg 
gestaltete. 
üÜber die Ursachen dieses Fehlschlags sind die 
Ansichten geteilt. Man wird der Wahrheit am 
nächsten kommen, wenn man sie in dem Zusammen- 
wirken von generellen Faktoren (Abnützung des 
Bodens, Verschlechterung der Saat) und von be- 
sonderen, gegen das Ende des Wachstums hinzu- 
getretenen Umständen, insbesondere dem außer- 
gewöhnlich hohen Nilwasserstand, Nebeln und 
Raupenschäden erblickt. 
Die Ernte stand sowohl der Menge wie der 
Beschaffenheit nach weit hinter der vorangegangenen 
und hinter dem Durchschnitt der letzten Jahre 
zurück, obwohl die Anbaufläche, 1597 055 Feddan 
(1 Feddan = rund 4200 aqm) gegen 1638040 
Feddan im Vorjahre, nicht erheblich kleiner ge- 
wesen ist. Es sind im ganzen nur 5000772 
Kantar (1 Kantar = 44 /28 kg) gegen 6751 133 
Kantar im Vorjahre") geerntet worden. Von 
der vorjährigen Ernte waren am 1. September 
1909 noch 354600 Kantar am Platze. Es standen 
somit 5 355 372 Kantar zur Verfügung, wovon 
bis Schluß der Kampagne, 31. August d. Js., 
5073037 Kantar ausgeführt worden sind, so daß 
ein Rest von 282 335 Kantar auf neue Kampagne 
übernommen wurde. 
Die Ausfuhr verteilte sich, nach Ballen zu 
etwa 7½ Kantar gerechnet, auf die einzelnen 
Bestimmungsländer, wie folgt: 
Großbritannien 288 406, Osterreich-Ungarn 
78519, Frankreich 67 802, Vereinigte Staaten 
von Nordamerika 67 542, Italien 50 708, Ruß- 
land 50 576, Deutschland 19083, Spanien 15 161, 
Holland 14547, Japan 13517, Schweden 1950, 
Belgien 1070, Portugal 537, Indien 436, andere 
Länder 92. 
Die deutschen und unter deutschem Schutz 
stehenden Firmen, sieben von im ganzen 23 Export- 
häusern, sind daran mit dem stattlichen Betrag 
von 200776 Ballen beteiligt. 
In der Ausfuhrziffer für Deutschland sind 
übrigens nur die nach Hamburg und Bremen 
verschifften Mengen enthalten. Es ist indes darauf 
hinzuweisen, daß Süddeutschland einen großen 
Teil der Ware über Triest, Genua und Venedig, 
das Elsaß über Marseille und die Rheinlande 
über Antwerpen, Rotterdam und Hull beziehen. 
Der Gesamtbedarf Deutschlands an ägyptischer 
Baumwolle betrug während der Kampagne 1909/10 
nach Schätzung einer der größten dortigen Baum- 
wollfirmen etwa 70 000 Ballen. 
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1909, S. 1014. 
  
Der unerwartet schlechte Ernteausfall hat 
naturgemäß einen außerordentlichen Einfluß auf 
die Preisgestaltung ausgeübt, dies um so mehr, 
als die Aufwärtsbewegung der Preise durch das 
ebenfalls ungünstige Ergebnis der amerikanischen 
Ernte noch gestützt wurde. Während November- 
kontrakte im September v. Is. mit 18 Tallaris 
(1 Tallari = 4,15 J4) notiert wurden, ist diese 
Notierung im Laufe des Geschäftsjahres bis auf 
223⅜⅝. Tallaris, der Maikontrakt vorübergehend 
sogar bis auf 313/ Tallaris gestiegen. 
Was das Geschäftsjahr 1910/11 betrifft, so 
ist zu bemerken, daß der Anbau laut Mitteilung 
des Finanzministeriums von 1597 055 Feddan 
auf 1 642 610 Feddan gestiegen ist. 
Hiervon entfallen 1 325 834 Feddan gegen 
1 326 588 Feddan im Vorjahr (also 754 Feddan 
weniger) auf das Delta und 316 776 Feddan 
gegen 270 467 Feddan (also 46 309 Feddan 
mehr) auf Oberägypten. 
Die Temperatur war den Kulturen im all- 
gemeinen günstig. Ubrigens haben sich die Grund- 
besitzer, gewitzigt durch die letztjährigen Erfahrungen, 
mehr als je die Bekämpfung der Baumwollraupe 
angelegen sein lassen, während die Regierung 
Maßregeln zur Vermeidung allzu ausgiebiger 
Bewässerung und zur Herbeiführung einer zweck- 
mäßigeren Felderwirtschaft getroffen hat. Die Gefahr 
eines zu hohen Grundwasserstandes mit der Folge 
von Infiltrationen in die Baumwollfelder ist im 
übrigen schon wegen der verhältnismäßig geringen 
Nilschwelle in diesem Jahre nicht so groß wie 
im Vorjahre. 
Bisher sind die Ankünfte aus Ober= und 
Unterägypten reichlich und von befriedigender 
Beschaffenheit. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alerandrien.) 
Baumwollanbau im Uganda-Schutzgebiet. 
Boden. Uganda hat wenig Granitboden; 
da, wo er vorkommt, ist er der beste Baumwoll= 
boden. Fast ausschließlich hat Uganda schweren 
roten Lehmboden, eigentlich für Baumwolle recht 
schlecht, nur die starken und das ganze Jahr 
hindurch fallenden Regen (1200 mm für das 
Jahr) lassen ihn leidliche Ernten hervorbringen. 
Die Landschaft Usoga hat schwärzlichen Boden, 
hierauf werden die besten Ernten erzielt. 
Saatsorten. Zuerst wurde Black Rattler 
importiert; dies hat sich mit der Zeit zu einer 
Baumwolle herangebildet, die man wohl am 
besten als „Uganda-Baumwolle“ bezeichnet. Sie 
ist natürlich der amerikanischen Upland-Qualität 
ähnlich geblieben, hat aber im allgemeinen einen 
längeren Stapel und erzielt daher bessere Preije.
	        
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