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Ware gezeigt hatten, war man aufs unangenehmste
überrascht, als schon die erste Pflücke den gehegten
Erwartungen nicht entsprach und schließlich die
gesamte Ernte sich zu einem völligen Mißerfolg
gestaltete.
üÜber die Ursachen dieses Fehlschlags sind die
Ansichten geteilt. Man wird der Wahrheit am
nächsten kommen, wenn man sie in dem Zusammen-
wirken von generellen Faktoren (Abnützung des
Bodens, Verschlechterung der Saat) und von be-
sonderen, gegen das Ende des Wachstums hinzu-
getretenen Umständen, insbesondere dem außer-
gewöhnlich hohen Nilwasserstand, Nebeln und
Raupenschäden erblickt.
Die Ernte stand sowohl der Menge wie der
Beschaffenheit nach weit hinter der vorangegangenen
und hinter dem Durchschnitt der letzten Jahre
zurück, obwohl die Anbaufläche, 1597 055 Feddan
(1 Feddan = rund 4200 aqm) gegen 1638040
Feddan im Vorjahre, nicht erheblich kleiner ge-
wesen ist. Es sind im ganzen nur 5000772
Kantar (1 Kantar = 44 /28 kg) gegen 6751 133
Kantar im Vorjahre") geerntet worden. Von
der vorjährigen Ernte waren am 1. September
1909 noch 354600 Kantar am Platze. Es standen
somit 5 355 372 Kantar zur Verfügung, wovon
bis Schluß der Kampagne, 31. August d. Js.,
5073037 Kantar ausgeführt worden sind, so daß
ein Rest von 282 335 Kantar auf neue Kampagne
übernommen wurde.
Die Ausfuhr verteilte sich, nach Ballen zu
etwa 7½ Kantar gerechnet, auf die einzelnen
Bestimmungsländer, wie folgt:
Großbritannien 288 406, Osterreich-Ungarn
78519, Frankreich 67 802, Vereinigte Staaten
von Nordamerika 67 542, Italien 50 708, Ruß-
land 50 576, Deutschland 19083, Spanien 15 161,
Holland 14547, Japan 13517, Schweden 1950,
Belgien 1070, Portugal 537, Indien 436, andere
Länder 92.
Die deutschen und unter deutschem Schutz
stehenden Firmen, sieben von im ganzen 23 Export-
häusern, sind daran mit dem stattlichen Betrag
von 200776 Ballen beteiligt.
In der Ausfuhrziffer für Deutschland sind
übrigens nur die nach Hamburg und Bremen
verschifften Mengen enthalten. Es ist indes darauf
hinzuweisen, daß Süddeutschland einen großen
Teil der Ware über Triest, Genua und Venedig,
das Elsaß über Marseille und die Rheinlande
über Antwerpen, Rotterdam und Hull beziehen.
Der Gesamtbedarf Deutschlands an ägyptischer
Baumwolle betrug während der Kampagne 1909/10
nach Schätzung einer der größten dortigen Baum-
wollfirmen etwa 70 000 Ballen.
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1909, S. 1014.
Der unerwartet schlechte Ernteausfall hat
naturgemäß einen außerordentlichen Einfluß auf
die Preisgestaltung ausgeübt, dies um so mehr,
als die Aufwärtsbewegung der Preise durch das
ebenfalls ungünstige Ergebnis der amerikanischen
Ernte noch gestützt wurde. Während November-
kontrakte im September v. Is. mit 18 Tallaris
(1 Tallari = 4,15 J4) notiert wurden, ist diese
Notierung im Laufe des Geschäftsjahres bis auf
223⅜⅝. Tallaris, der Maikontrakt vorübergehend
sogar bis auf 313/ Tallaris gestiegen.
Was das Geschäftsjahr 1910/11 betrifft, so
ist zu bemerken, daß der Anbau laut Mitteilung
des Finanzministeriums von 1597 055 Feddan
auf 1 642 610 Feddan gestiegen ist.
Hiervon entfallen 1 325 834 Feddan gegen
1 326 588 Feddan im Vorjahr (also 754 Feddan
weniger) auf das Delta und 316 776 Feddan
gegen 270 467 Feddan (also 46 309 Feddan
mehr) auf Oberägypten.
Die Temperatur war den Kulturen im all-
gemeinen günstig. Ubrigens haben sich die Grund-
besitzer, gewitzigt durch die letztjährigen Erfahrungen,
mehr als je die Bekämpfung der Baumwollraupe
angelegen sein lassen, während die Regierung
Maßregeln zur Vermeidung allzu ausgiebiger
Bewässerung und zur Herbeiführung einer zweck-
mäßigeren Felderwirtschaft getroffen hat. Die Gefahr
eines zu hohen Grundwasserstandes mit der Folge
von Infiltrationen in die Baumwollfelder ist im
übrigen schon wegen der verhältnismäßig geringen
Nilschwelle in diesem Jahre nicht so groß wie
im Vorjahre.
Bisher sind die Ankünfte aus Ober= und
Unterägypten reichlich und von befriedigender
Beschaffenheit.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alerandrien.)
Baumwollanbau im Uganda-Schutzgebiet.
Boden. Uganda hat wenig Granitboden;
da, wo er vorkommt, ist er der beste Baumwoll=
boden. Fast ausschließlich hat Uganda schweren
roten Lehmboden, eigentlich für Baumwolle recht
schlecht, nur die starken und das ganze Jahr
hindurch fallenden Regen (1200 mm für das
Jahr) lassen ihn leidliche Ernten hervorbringen.
Die Landschaft Usoga hat schwärzlichen Boden,
hierauf werden die besten Ernten erzielt.
Saatsorten. Zuerst wurde Black Rattler
importiert; dies hat sich mit der Zeit zu einer
Baumwolle herangebildet, die man wohl am
besten als „Uganda-Baumwolle“ bezeichnet. Sie
ist natürlich der amerikanischen Upland-Qualität
ähnlich geblieben, hat aber im allgemeinen einen
längeren Stapel und erzielt daher bessere Preije.