Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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der Kolonie, die gemeinsam ein Schreiben an den 
Uajei en Jenkoy gerichtet hatten, um ihn, von 
dem man wußte, daß er nur aus Schwachheit 
seinen Leuten sich gefügt hatte, zu ersuchen, sich 
unverzüglich in die Kolonie zu begeben, hatte 
keinen Erfolg; auch sie haben von dieser Zeit an 
jeden Verkehr abgebrochen. 
Die Jekoylente haben etwa die Stärke von 
200 Mannz sie besitzen eine nicht genau bekannte 
Zahl Winchesterbüchsen und andere Feuerwaffen, 
lange Haumesser, sowie 30 eiserne Brechstangen. 
Ferner ist ihnen eine Kiste mit Dynamitpatronen 
nebst Zündschnur, die zum Felsensprengen beim 
Wegebau benutzt wurden, in die Hände gefallen, 
leider sind sie mit ihrer Handhabung vertraut. 
Die beträchtlich große Insel Jekoy wird durch 
einen steilen, hohen Bergrücken durchzogen, der 
nach der See zu jäh abfällt. Sie ist reich an 
Schluchten, Höhlen, Schlupfwinkelun aller Art. Die 
Eingeborenen haben hohe Schutzmauern errichtet, 
von denen aus sie bequem sich der Insel nahende 
Boote beschießen können; Artillerie ist, um die 
Landung zu ermöglichen, unbedingt nötig. Zur 
Niederwerfung des Aufstandes sind daher mehrere 
Kriegsschiffe erforderlich. 
Wie bekannt, haben sich inzwischen der Kreuzer 
„Cormoran“" und das Vermessungsschiff „Planet“ 
nach Ponape begeben. Ferner sind nach Eingang 
der ersten telegraphischen Nachrichten, Ende De- 
zember v. Is., die Kreuzer „Emden“" und 
„Nürnberg" dorthin gesandt worden. 
Der Grund der Unruhen dürfte hauptsächlich 
darin zu suchen sein, daß die Jekoyleute mit der 
Durchführung der Wegearbeiten unzufrieden waren. 
Sie waren beim Bezirksamtmann dahin vorstellig 
geworden, daß von der Beaussichtigung der Ar- 
beiten durch einen weißen Beamten abgesehen 
werden solle, doch glaubte Regierungsrat Böder 
darauf nicht verzichten zu können, da die Ein- 
geborenen bei selbständiger Arbeit nichts Brauch- 
bares leisteten und schon früher einen Damm 
zur Verbindung der Insel Jekoy mit der Haupt- 
insel Ponape so unzweckmäßig hergestellt hatten, 
daß er jeden Augenblick wieder einzustürzen drohte. 
Die Unzufriedenheit der Jekoyleute scheint dann 
infolge der nach ihrer Auffassung ihnen gewor- 
denen harten Behandlung und Bestrafung eines 
unbotmäßigen Jekoymannes gewachsen zu sein, 
so daß der plötzliche Ausbruch der Unruhen er- 
folgte. 
II. 
Über die militärische Aktion gegen die 
aufständischen Eingeborenen der Insel Ponape 
ist am Dienstag, den 31. Januar, der nach- 
stehende telegraphische Bericht von dem rang- 
  
ältesten Seroffizier, Fregattenkapitän Vollerthun, 
Kommandant S. M. S. „Emden“, eingelaufen: 
Ich habe am 8. Januar mit „Emden“ und 
„Nürnberg“ die Trukinseln (Ostkarolinen, 420 
Seemeilen westlich von Ponape) angelaufen, um 
mich durch den inzwischen auf der „Nürnberg“ 
eingeschifften Bezirksarzt über die Lage in Ponape 
informieren zu lassen und um auf Wunsch des 
Gouverneurs auch in diesem Teile des Archipels 
die Flagge zu zeigen. Am 10. Januar früh 
trafen beide Schiffe in Ponape ein, wo bereits 
„Cormoran“ und „Planet“ ankerten. 
Die vorgefundene Lage war folgende: Zwei- 
hundertfünfzig aufständische Dschokadschleute, mit 
neunzig Gewehren bewaffnet, hatten sich auf der 
Dschokadschinsel auf einem etwa dreihundert Meter 
hohen, steilen und fast unzugänglichen Felsen in 
einem stark befestigten Lager verschanzt. Der Zu- 
gang zu dem Lager war vom Feinde zerstört 
worden. Den Übergang nach der Hauptinsel 
Ponape hatten die Polizeitruppen abgesperrt und 
damit die Kolonie vor Ausfällen gesichert. Den 
Absperrungsgürtel nach der Hauptinsel ließ ich 
durch ein zusammengesetztes Landungskorps von 
„Emden“, „Cormoran“ und „Planet“ verstärken. 
Nach See zu Üübernahmen zunächst „Nürnberg“ 
und „Planet“ die Blokade der Aufständischen. 
Am 13. Januar morgens begann die Be- 
schießung der feindlichen Stellung durch 
„Emden“ und „Cormoran“. Dann wurde das 
Landungskorps „Nürnberg“ zusammen mit hundert 
Polizeisoldaten auf der Westseite der Halbinsel 
Dschokadsch gelandet. 
Die Truppen besetzten das Vorgelände, ohne 
auf Widerstand zu stoßen. Mit einem unerwar- 
teten Angriff wurde dann durch das Landungs- 
korps das Hochplatean erstürmt, und der über- 
raschte Feind floh nach kurzem Widerstond auf 
die untere Insel. Bei diesem Angriff haben sich 
besonders ausgezeichnet der Oberleutnant zur See 
Frhr. Spiegel von und zu Peckelsheim 
(S. M. S. „Cormoran"), Leutnant zur Ser 
v. Prittwitz u. Gaffron (S. M. S. „Nürnberg") 
der Polizeibeamte Jahn. Der Gegner verlor 
drei Tote. Sieben Männer sowie vierzehn Frauen 
und Kinder wurden gefangen genommen. Auf 
unserer Seite fiel ein Polizeisoldat, schwer ver- 
wundet wurde der Leutnant zur See v. Pritt- 
witz und Gaffron (Schuß in den Oberarm, 
Knochen zersplittert, Arm bleibt erhalten) und 
ein Polizeisoldat. Bis zum 18. Januar wurden 
die Versuche fortgesetzt, die Insel von dem Feinde 
zu säubern. Dabei wurden neununddreißig Männer 
und vierundachtzig Weiber und Kinder gefangen 
genommen. Die Durchführung der Unternehmung 
wurde durch zahlreiche, schwer zugängliche Höhlen 
erschwert.
	        
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