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der Kolonie, die gemeinsam ein Schreiben an den
Uajei en Jenkoy gerichtet hatten, um ihn, von
dem man wußte, daß er nur aus Schwachheit
seinen Leuten sich gefügt hatte, zu ersuchen, sich
unverzüglich in die Kolonie zu begeben, hatte
keinen Erfolg; auch sie haben von dieser Zeit an
jeden Verkehr abgebrochen.
Die Jekoylente haben etwa die Stärke von
200 Mannz sie besitzen eine nicht genau bekannte
Zahl Winchesterbüchsen und andere Feuerwaffen,
lange Haumesser, sowie 30 eiserne Brechstangen.
Ferner ist ihnen eine Kiste mit Dynamitpatronen
nebst Zündschnur, die zum Felsensprengen beim
Wegebau benutzt wurden, in die Hände gefallen,
leider sind sie mit ihrer Handhabung vertraut.
Die beträchtlich große Insel Jekoy wird durch
einen steilen, hohen Bergrücken durchzogen, der
nach der See zu jäh abfällt. Sie ist reich an
Schluchten, Höhlen, Schlupfwinkelun aller Art. Die
Eingeborenen haben hohe Schutzmauern errichtet,
von denen aus sie bequem sich der Insel nahende
Boote beschießen können; Artillerie ist, um die
Landung zu ermöglichen, unbedingt nötig. Zur
Niederwerfung des Aufstandes sind daher mehrere
Kriegsschiffe erforderlich.
Wie bekannt, haben sich inzwischen der Kreuzer
„Cormoran“" und das Vermessungsschiff „Planet“
nach Ponape begeben. Ferner sind nach Eingang
der ersten telegraphischen Nachrichten, Ende De-
zember v. Is., die Kreuzer „Emden“" und
„Nürnberg" dorthin gesandt worden.
Der Grund der Unruhen dürfte hauptsächlich
darin zu suchen sein, daß die Jekoyleute mit der
Durchführung der Wegearbeiten unzufrieden waren.
Sie waren beim Bezirksamtmann dahin vorstellig
geworden, daß von der Beaussichtigung der Ar-
beiten durch einen weißen Beamten abgesehen
werden solle, doch glaubte Regierungsrat Böder
darauf nicht verzichten zu können, da die Ein-
geborenen bei selbständiger Arbeit nichts Brauch-
bares leisteten und schon früher einen Damm
zur Verbindung der Insel Jekoy mit der Haupt-
insel Ponape so unzweckmäßig hergestellt hatten,
daß er jeden Augenblick wieder einzustürzen drohte.
Die Unzufriedenheit der Jekoyleute scheint dann
infolge der nach ihrer Auffassung ihnen gewor-
denen harten Behandlung und Bestrafung eines
unbotmäßigen Jekoymannes gewachsen zu sein,
so daß der plötzliche Ausbruch der Unruhen er-
folgte.
II.
Über die militärische Aktion gegen die
aufständischen Eingeborenen der Insel Ponape
ist am Dienstag, den 31. Januar, der nach-
stehende telegraphische Bericht von dem rang-
ältesten Seroffizier, Fregattenkapitän Vollerthun,
Kommandant S. M. S. „Emden“, eingelaufen:
Ich habe am 8. Januar mit „Emden“ und
„Nürnberg“ die Trukinseln (Ostkarolinen, 420
Seemeilen westlich von Ponape) angelaufen, um
mich durch den inzwischen auf der „Nürnberg“
eingeschifften Bezirksarzt über die Lage in Ponape
informieren zu lassen und um auf Wunsch des
Gouverneurs auch in diesem Teile des Archipels
die Flagge zu zeigen. Am 10. Januar früh
trafen beide Schiffe in Ponape ein, wo bereits
„Cormoran“ und „Planet“ ankerten.
Die vorgefundene Lage war folgende: Zwei-
hundertfünfzig aufständische Dschokadschleute, mit
neunzig Gewehren bewaffnet, hatten sich auf der
Dschokadschinsel auf einem etwa dreihundert Meter
hohen, steilen und fast unzugänglichen Felsen in
einem stark befestigten Lager verschanzt. Der Zu-
gang zu dem Lager war vom Feinde zerstört
worden. Den Übergang nach der Hauptinsel
Ponape hatten die Polizeitruppen abgesperrt und
damit die Kolonie vor Ausfällen gesichert. Den
Absperrungsgürtel nach der Hauptinsel ließ ich
durch ein zusammengesetztes Landungskorps von
„Emden“, „Cormoran“ und „Planet“ verstärken.
Nach See zu Üübernahmen zunächst „Nürnberg“
und „Planet“ die Blokade der Aufständischen.
Am 13. Januar morgens begann die Be-
schießung der feindlichen Stellung durch
„Emden“ und „Cormoran“. Dann wurde das
Landungskorps „Nürnberg“ zusammen mit hundert
Polizeisoldaten auf der Westseite der Halbinsel
Dschokadsch gelandet.
Die Truppen besetzten das Vorgelände, ohne
auf Widerstand zu stoßen. Mit einem unerwar-
teten Angriff wurde dann durch das Landungs-
korps das Hochplatean erstürmt, und der über-
raschte Feind floh nach kurzem Widerstond auf
die untere Insel. Bei diesem Angriff haben sich
besonders ausgezeichnet der Oberleutnant zur See
Frhr. Spiegel von und zu Peckelsheim
(S. M. S. „Cormoran"), Leutnant zur Ser
v. Prittwitz u. Gaffron (S. M. S. „Nürnberg")
der Polizeibeamte Jahn. Der Gegner verlor
drei Tote. Sieben Männer sowie vierzehn Frauen
und Kinder wurden gefangen genommen. Auf
unserer Seite fiel ein Polizeisoldat, schwer ver-
wundet wurde der Leutnant zur See v. Pritt-
witz und Gaffron (Schuß in den Oberarm,
Knochen zersplittert, Arm bleibt erhalten) und
ein Polizeisoldat. Bis zum 18. Januar wurden
die Versuche fortgesetzt, die Insel von dem Feinde
zu säubern. Dabei wurden neununddreißig Männer
und vierundachtzig Weiber und Kinder gefangen
genommen. Die Durchführung der Unternehmung
wurde durch zahlreiche, schwer zugängliche Höhlen
erschwert.