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gegenständen wurde in der bisher üblichen Weise
fortgefahren. Die Ergebnisse wurden in Englers
Botanischen Jahrbüchern und im Notizblatt des
Botanischen Gartens und Museums veröffentlicht.
Als selbständiges Werk, an dem sämtliche
wissenschaftliche Beamte des Museums beteiligt
sind, erscheint: Wissenschaftliche Ergebnisse der
deutschen Zeuntralafrika-Expedition 1907/08 unter
Führung Seiner Hoheit des Herzogs Adolf
Friedrich zu Mecklenburg, Band II, Botanik.
Ferner wird jetzt ausgegeben: A. Engler,
die Pflanzenwelt Afrikas, insbesondere seiner
tropischen Gebiete. Grundzüge der Pflanzen-
verbreitung in Afrika und die Charakterpflanzen
Afrikas. Mit 5 Karten, 46 Vollbildern und 709
Textfiguren. "
Im wachsenden Maße machen sich die in
unseren Kolonien vorhandenen Institute, Forst-
verwaltungen der Gouvernements und vereinzelte
Stationen, die auf Bearbeitung der eingehenden
Herbarsendungen gerichtete Tätigkeit der Zentral-
stelle zunutze, indem sie ihre eigenen Samm-
lungen von lebenden oder getrockneten Pflanzen
mit Hilfe der Zentralstelle wissenschaftlich be-
stimmen und dadurch erst in einen gebrauchs-
fähigen Zustand versetzen lassen. Der Botanische
Garten in Victoria ging im vergangenen Jahre
daran, seinen großen Bestand von ökonomischen
Gewächsen aller Art auf richtige botanische
Etikettierung zu prüfen. Nach einem getroffenen
Übereinkommen wird die Zentralstelle den ge-
samten Bestand von neuem durchbestimmen.
Was für die lebenden Pflanzen des Victoria-
gartens gilt, gilt in gleicher Weise für die
Herbarien, die die Forstverwaltung für Deutsch-
Ostafrika und Kiautschon, das Biologisch-Land-
wirtschaftliche Institut Amani und die Versuchs-
anstalt für Landeskultur in Kamerun zu dem
Zwecke angelegt haben, ihren Beamten und
sonstigen Interessenten die Bestimmung wildvor-
kommender Pflanzen im Lande selbst zu er-
möglichen. Auch ihnen sind im verflossenen Jahre
viele Hunderte von Bestimmungen zugegangen,
ferner von zahlreichen privaten Einsendern.
Von Unternehmungen besonderer Art sind die
beiden folgenden zu erwähnen:
Auf Veranlassung der Papierindustrie waren
vor zwei Jahren die Gouvernements aufgefordert
worden, Proben von Harzen einzusenden, um
feststellen zu können, ob sich darunter einige finden
würden, die als Ersatz für die immer mehr im
Preise steigenden amerikanischen Kiefern= und
Fichtenharze dienen könnten. Der Aufforderung
kam hauptsächlich das Gouvernement für Ost-
afrika nach, indem es über dreißig verschiedene
Harze einschickte, von denen eine ganze Anzahl
von Herbarpflanzen begleitet war. Während die
Zentralstelle die botanische Bestimmung dieses
Materials übernahm, führte die Kolonial-Abteilung
des Pharmazeutischen Institutes eine chemische
Prüfung durch, die im Laufe dieses Jahres zu
Ende gelangte und zu einem umfassenden Bericht
an das Reichs-Kolonialamt verarbeitet wurde.
Das zweite Unternehmen bezog sich auf eine
Untersuchung der westafrikanisch en Rotang-
arten. Es sollte ermittelt werden, ob sie einen
Ersatz für das von Singapore auf den europäi-
schen Markt kommende Stuhlrohr liefern könnten.
Dank dem Entgegenkommen der Kaiserlichen
Gonvernements für Kamerun und Togo ließ sich
feststellen, daß besonders in den Wäldern Kameruns
eine ganz ungeahnte Zahl von Arten vertreten
sind, leider wie die Prüsung dreier hervor-
ragender Firmen der Stuhlrohrbranche ergab,
darunter aber keine, die den hochgestellten An-
sprüchen der deutschen Fabriken genügte. Hierbei,
wie auch bei den Harzen, zeigte sich aber, daß
ein abschließendes Urteil darum nicht gefällt
werden konnte, weil das beigebrachte Material
einer sachgemäßen Aufbereitung ermangelte.
fehlt in unsern Kolonien an Fachleuten, die die
Rohprodukte so einsammeln und vor der Ver-
schiffung in den Zustand zu bringen verstehen,
den die Handelsfirmen gewöhnt sind und von
vornherein als Grundlage ihrer Bewertung vor-
aussetzen. Es wird dem in der Folge nur da-
durch abgeholfen werden können, daß die Firmen
selbst darangehen, die Rohprodukte, deren sie be-
dürfen, durch eigne Angestellte an Ort und Stelle
einsammeln zu lassen. * ·
Sehr in Anspruch genommen wurde die
Zentralstelle auch im vergangenen Jahre durch
Anfragen von behördlicher und privater Seite.
Sie erteilte an Behörden und Private zahlreiche
Gutachten, Auskünfte und Ratschläge, bei denen
vielfach die Kolonial-Abteilung des Pharmazen“
tischen Institutes, sowie andere wissenschaftliche
Institute und Handelsfirmen mitwirkten.
Zur Ausbildung wurden der Zenrralstelle
seitens des Reichs-Kolonialamts überwiesen und
an ihr für kürzere oder längere Zeit unterrichtet
und beschäftigt acht Beamte des land= und forst-
wirtschaftlichen Dienstes. Mit Ausrüstungsgegen“
ständen zum botanischen Sammeln und In-
struktionen wurden elf Herren versehen.
Von den von der Zentralstelle ausgebildeten
Gärtnern traten fünf in die Dienste privater
Pflanzungs-Gesellschaften.
Die kolonialen Schausammlungen und Kulturen
des Botanischen Museums bzw. Gartens er-
freuten sich im Berichtsjahre eines überaus zahl-
reichen Besuchs, sowohl von seiten einzelner ##
größerer Gesellschaften und Vereinigungen.