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Das Osthüstenfleber.
Eine der verderblichsten Rinderseuchen ist das
Sstküstenfieber; in seiner verheerenden Wirkung
ist es für ganze Landstriche gefährlicher als die
Rinderpest. Über 90 v. H. der ergriffenen Tiere
gehen daran zugrunde. Ein Mittel, die Krank-
heit zu heilen oder Rinder unempfänglich zu
machen, ist noch nicht gefunden. Für unsere
Schutzgebiete hat die Seuche große wirtschaft-
liche Bedeutung. In Ostafrika ist sie endemisch;
dort wird ein harter Kampf gegen sie gedührt.
Bei ihrem Zuge nach dem Süden, namentlich
seit dem Einbruch in die Kapkolonie, bedroht sie
auch Südwestafrika. Es erscheint deshalb von
erheblichem Wert, daß die Krankheit in Ursache
und Art der Verbreitung von Züchtern und In-
teressenten allgemein erkannt ist — muß doch ge-
rade bei dieser Seuche der einzelne Viehbesitzer
zu ihrer erfolgreichen Bekämpfung verständnisvoll
eitragen.
WVir veröffentlichen daher nachstehend die Über-
letzung einer gemeinfaßlichen Darstellung, die der
bekannte tierärztliche Forscher Dr. Theiler in
Pretoria gegeben hat.“)
Der Krankheitserreger.
Das Ostküstenfieber ist eine Piroplasmosis,
d. h.eine Krankheit, die durcheinen Blutkörper-Para-
siten, das „kleine Piroplasma“ (P. parvum)
verursacht wird. Außer diesem Parasiten in den
Blutkörperchen fanden die ersten wissenschaftlichen
orscher (Koch und seine Schule) in der Milz
und den Lymphdrüsen erkrankter Tiere Gebilde,
die sie Plasmakugeln oder Blaukörperchen nannten.
ie vermuteten mit Recht, daß diese Plasma-
geln, die man nur bei an Ostküstenfieber er-
krankten Tieren findet, zu den als Küstenfieber-
Ereger angesprochenen Piroplasmen in Blut in
Beziehung ständen. Neuerdings hat Dr. Gonder
aus Hamburg in dem G ts-Laboratori
in Onderstepoort den Zusammenhang beider Er-
einungen sicher nachgewiesen, nämlich, daß die
Ulasmakugeln (auch Kochsche Kugeln genannt)
m Lymphgefäßsystem und der Milz eine Ent-
wicklungsperiode innerhalb der Lebenzgeschichte
es Ostküstenfieber-Parasiten (Pioplasma parvum)
reichtiger der zoologische Ntme Babesia
Darva- — bilden. Das entspricht in gewissem
vun., ranskaul department ol agriculture Farmers
* etin Nr. 129: The prevention uand eradication of
vernist korer= von Dr. A. Theiler. C. M. G. Go-
4 cllment. Veterinary Bacteriologist und J. M. Christy,
ühr## Prineipal Veterinn# Surgeon Trnunsvanl. Aus-
Dr. iches Referat, fast wörtliche Übersetzung von
e, Landwirtschaftlichem Sachverständigen
oͤc Guradz
eim Generalkonsulat in Kapstadt.
Grade einer ähnlichen Erscheinung in der Ent-
wicklung anderer Blut-Parasiten, besonders der
Erreger des Malariafiebers (Plasmodium vivax)
im Menschen. Die Blaukörperchen (Plasma-
kugeln") sind für die Diagnose des Ostküstenfiebers
von größtem praktischen Wert, da die bloße
Gegenwart von Piroplasmen allein keine sichere
Diagnose ermöglicht. Es gibt nämlich einen in
der Regel ganz harmlosen Blutparasiten, Piro-
Pplasma mutans, der morphologisch vom Piro-
plasma parvum sehr schwer zu unterscheiden ist.
Der Ausdruck Piroplasmosis ist wissenschaftlich
nicht ganz korrekt, aber gebräuchlich. Das Piro-
plasma, ein lebendes Wesen mit eigenartigem
Entwicklungsgang, ist in jedem Falle der Erreger
des Ostküstenfiebers. Es tritt in den tierischen
Körper durch den Biß von Zecken ein, entwickelt
sich im Lymphgefäßsystem und wird im Zustand
der Reife dann in den Blutkörperchen dem Blut-
strom zugeführt. Während das Piroplasma sich
im Blute der Rinder befindet, nehmen Zecken, die
an dembetreffenden Tiere saugen, den Infektionsstoff
in sich auf. Die Zecken fallen, wenn sie sich mit
Blut vollgesogen haben, zur Erde. Im Körper
der Zecke setzt sich der Lebensgang des Piro-
plasmas fort und es ist wahrscheinlich, daß analog
den Entwicklungsvorgängen bei anderen Blut-
parasiten hier die geschlechtliche Entwicklung vor
sich geht und junge Parasiten gebildet werden,
die dann wiederum durch den Biß der Zecke in
das Lymphgefäßsystem eines anderen Tieres über-
geführt werden. Ist dieses Tier ein Rind, so
entwickeln sich die Piroplasmen weiter und nach
der gewöhnlichen Inkubationszeit bricht die Krank-
heit aus. #
Inkubationszeit.
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel
12 Tage und die Dauer der Krankheit 13 Tage;
es kommen in Ausnahmefällen auch Inkubations=
zeiten von 18 Tagen vor. Nur während der
Krankheitszeit, nicht während der Inkubationszeit,
nehmen Zecken, welche das Rind beißen, den
Infektionsstoff auf.
Krankheitsüberträger.
Es ist natürlich von größtem praktischen Wert,
zu wissen, welche Zeckenarten die Rolle des Ver-
breiters des Ostküstenfiebers und zeitweiligen Gast-
tieres für das Piroplasma spielen. Der Gouver=
nements-Entomologist Launsbury in Kapstadt
und der Gov. Sect. Bact. Dr. Theiler in Pre-
toria haben festgestellt, daß die gewöhnliche blaue
Zecke (Boophilus decoloratus), welche bekanntlich
der Überträger des Piroplasma bigeminum, des
)Sie sind erst nach Giemsafärbung blau.