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(Fleischschuß linker Unterschenkel), Matrose
Agathon (rechter Oberschenkel), drei schwarze
Soldaten (von denen einer später gestorben) schwer
verwundet; Obermatrose Geißler (Fleischschuß
rechter Oberschenkel), Bootsmannsmaat Bieder
(Streifschuß linker Fuß) leicht verwundet. Alle
Verwundeten waren von der Emden. Besonders
haben sich ausgezeichnet Fregattenkapitän Tägert,
Korvettenkapitän Siemens, Leutnant z. S.
Erhard. Die beobachteten Verluste beim Gegner
waren vier Tote.
Nach den Angaben Gefangener wurden Jo-
matau und der Oberhäuptling von Tomara
verwundet. Am 29. Jannar habe ich Cormoran
nach Metalanim verlegt, Nürnberg nach Ronkiti,
um in der dortigen Gegend das Landungskorps
auszuschiffen und Fühlung mit dem Feinde zu
suchen. Planet ging nach der Pakininsel, um dort
einige schuldige Jokoits festzunehmen. Vom
30. Januar bis zum 2. Februar marschierten alle
Landungskorps konzentrisch auf Impiep südöstlich
und oberhalb Nankiop im Dschokatschgebirge, wo
der Gegner stehen sollte. Seine Stellung wurde
geräumt vorgefunden. Sodann wurden die
Landungskorps mit den Polizeitruppen in De-
tachements auf Kiti, Metalanim, ästliches
Dschokatsch und Palikir zum Fühlungssuchen
mit dem Gegner verteilt, wobei sie von loyalen
Eingeborenen unterstützt wurden.
Am 6. und 7. Februar ergaben sich aus
Hunger und Zweifel am Siege ihrer Sache
28 waffenfähige Jokoits mit 13 Frauen und
8 Kindern, unter ihnen zahlreiche am Blutbade
vom 18. Oktober Beteiligte. Sie sagen aus, die
Erstürmung von Nankiop hätte den Gegner er-
schüttert und zersplittert. Der Feind hätte sich in
kleine Teile zerstreut und suchte durch Umher-
streifen in unwegsamem Terrain unsere Truppen
zu ermüden. Weitere sieben Jokoits haben sich
am 10. und 11. Februar, durch Hunger ge-
zwungen, ergeben. Am 12. Februar wurden vier
Gefangene eingebracht. Am 14. Februar stellte
sich Jomatau mit fünf Rädelsführern. Der
Gegner besteht noch aus 12 bis 14 Zersprengten,
unter ihnen Samuel.
Seit dem 7. Februar durchziehen fünf De-
tachements, je 60 Mann stark, das Gelände von
Nord-Kiti, Tomara, Palikir und Nankiop
mit Unterstützung loyaler Eingeborener. Die
Beendigung der Operationen steht bevor.
Das Befinden der Verwundeten ist befriedigend,
nur beim Obermatrosen Meyer nicht ganz.
Titania muß am 22. Februar von Jap nach
Ponape zurückkehren.
Beiträge Jur Renntnis der Singeborenenmebiin
der Marshallaner.
Von Regierungsarzt Dr. Born (Jaluit).
Der Arzneischatz der einheimischen Arzte und
Arztinnen ist zwar auf den sterilen Atollen der
Marshallinseln wesentlich ärmer als auf den
hohen, mit üppiger Vegetation bedeckten Nachbar-
inseln der Karolinen, aber auch hier hat sich die
leidende Menschheit Methoden ausgedacht und
Mittel zunutze gemacht, die ihr Jahrhunderte
hindurch geholfen haben — oft allerdings wohl
nach der alten medizinischen Regel: post hoco
ergo propter hoc. Trotz ihrer einheimischen
Medizinkunst gibt es für den europäischen Arzt
jedoch keine dankbarere Klientel als die Mar-
sballaner. Nicht dankbar in dem Sinne, daß sie
ihre Erkenntlichkeit gerne durch klingende Münze
beweisen — damit hat es zu allen Zeiten und
auch bei den zivilisiertesten Völkern gehapert —,
aber dankbar wegen des unbegrenzten Vertrauens,
das sie dem weißen Arzte entgegenbringen, und
der peinlichen Gewissenhaftigkeit, mit der alle An-
ordnungen befolgt werden. Allerdings mit einer
Ausnahme. So willig, wie sich der Marshallaner
nämlich seine Lebensweise regeln läßt, so unge-
horsam ist er, wenn ihm der Geschlechtsverkehr
verboten wird. Dies Menschenrecht läßt er sich
nicht nehmen, wenn er auch mit den schrecklichsten
Geschlechtskrankheiten behaftet ist. „Ailinge
jegeron“, sagt er dann: „auf unseren Inseln hat
das nichts zu sagen“. Und gerade auf diesem
Gebiet muß der Hebel angesetzt werden, wenn
die unglaublichen Zustände auf sexualhygienischem
Gebiete gebessert werden sollen.
Das Vertrauen der Marshall-Eingeborenen
zum weißen Arzt ist neben der Person besonders
der Heilkraft der europäischen Syphilisbehandlung,
dann der Chirurgie zu verdanken, die bei einge-
borenen Völkern als die Spezialität der Medizin,
die augensichtliche Erfolge erzielt, immer beson-
deres Ansehen genießt.
Es ist bewundernswert, mit welcher stoischen
Standhaftigkeit die Marshallaner beiderlei Ge-
schlechts, selbst Kinder, Schmerzen bei Operationen
ertragen, während es oft vorkommt, daß Zu-
schauer in Ohnmacht fallen. So erlebte ich, daß
ein dreijähriges Mädchen bei der Eröffnung eines
Abszesses am Kopf brav stille hielt, während seine
Mutter in eine langandauernde Ohnmacht fiel,
so daß ihr Zustand viel bedenklicher wurde als
der des operierten Kindes.
Bei jeder Operation strömt eine große Volks-
menge unter dem Vorgeben, Verwandte des
Patienten zu sein, zur Poliklinik, und es hält
schwer, wenigstens die Umgebung des Operations-
tisches von Neugierigen frei zu halten. Früher