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weitgehende Unterstützung zu erlangen. Sie sind
namentlich bestrebt, eine Abänderung des be-
stehenden Zolltarifs zu erwirken.
Wesentliche Neuerungen sind im Bereiche des
Eisenbahn= und Hafenwesens zu erwarten.
Durch ihre Verselbständigung fallen sie als Ein-
nahmegquelle für den Staat in einigen Jahren ganz
aus; sie werden ausschließlich der Förderung
nationaler wirtschaftlicher Interessen dienen. Land=
wirtschaft und Industrie sollen durch ermäßigte
Frachtraten gefördert und neue Gebiete durch An-
schlußbahnen dem Verkehr eröffnet werden. Hafen-
erweiterungen und Verbesserungen bestehender An-
lagen sind geplant, der Schiffsverkehr soll bedeu-
tende Erleichterungen erfahren, namentlich werden
im Kapstädter Hafen Vorrichtungen getroffen, um
das Kohlenbunkergeschäft zu fördern.
Die Arbeiterfrage hat in der Kapprovinz
noch nicht die Bedeutung gewonnen, die ihr in
Natal, im Transvaal und in Rhodesien zukommt.
Mangels größerer Industrien ist es weniger der
Arbeitermangel, welcher zu Klagen Anlaß gibt,
als vielmehr eine zunehmende Verdrängung der
weißen Arbeiter durch die einheimische Bevölkerung.
Das Gebiet der gelernten Arbeit ist nicht mehr
wie früher im ausschließlichen Besitz der Weißen.
Farbige Arbeiter mit guter technischer Ausbildung
mehren sich an Zahl und bekleiden schon vielfach
Posten sowohl im Staatsdienst als auch bei Privat-
unternehmungen, die früher nur Weiße innehatten.
Eine ähnliche Konkurrenz erwächst dem weißen
Kleinhändler durch das eingewanderte indische
Element. Durch ihre größere Anspruchslosigkeit
sind die Inder vielfach in der Lage, ihre weißen
Konkurrenten zu unterbieten und zu verdrängen.
Durch gesetzliche Maßregeln glaubt man jedoch
diese Frage zufriedenstellend lösen zu können.
Leider droht der Kapkolonie von Osten her
eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Das ur-
sprünglich auf die Kolonie Natal und Teile des
Transvaal und Rhodesiens beschränkt gewesene
Ostküstenfieber hat nunmehr die Kapgrenze
überschritten und sich in den Eingeborenenterrito-
rien jenseit des Großen Keiflusses festgesetzt. Es
ist sehr zu hoffen, daß es den ausgedehnten Maß-
regeln der Regierung gelingt, der Seuche mit der
Zeit wieder Herr zu werden und das Land, das
unter Viehseuchen schon so viel gelitten hat, vor
neuen großen Verlusten zu bewahren.
(Nach einem Berichte des Kaiserl. General=
konsulats in Kapstadt.)
v Der Handel Sanzibars 1910.
Nach den bisher veröffentlichten zollstatistischen
Ausweisen ist das Geschäftsjahr 1910 im all-
gemeinen für Zanzibar nicht schlecht gewesen.
Die Einfuhr betrug 1910 (und 1909)
13 445 445 (13 475 957) und die Ausfuhr
14 669 308 (14 327 540) Rupien.
Die Ein= und Ausfuhr nach den einzelnen
Weltteilen stellte sich 1910 und 1909 (in 1000
Rupien) wie folgt:
Einfuhr: Europa 3469,3 (3925,5), Ver-
einigten Staaten von Amerika 834,9 (686,6),
Asien 5094,8 (5084,4), Afrika 4046,1 (3779,2).
Ausfuhr: Europa 5888,8 (5723,9), Ver-
einigten Staaten von Amerika 574,4 (1037,8),
Asien 2902,8 (2683,5), Afrika 5303,4 (4877,1).
Die deutsche Einfuhr betrug 523 527
(614 622) und die Ausfuhr 1 012 673 (1 562 395)
Rupien.
Das Gesamtergebnis in Ein= und Ausfuhr
ist um so bemerkenswerter, als die Nelkenernte
im Jahre 1909/10 nicht besonders groß war.
Die Ausfuhr an Nelken belief sich nur auf
3 802 048 Rupien gegenüber 4 956 142 Rupien
im Vorjahre.
Ganz erheblich gestiegen ist dagegen die Aus-
fuhr und auch die Produktion von Kopra. Die
Kopra-Ausfuhr betrug 1910 (und 1909) 3290539
(1 666 852) und die Einfuhr zwecks Ausfuhr
1 059 370 (415 922) Rupien, wovon aus Deutsch-
Ostafrika für 976 119 (375 954) Rupien kamen.
Einigermaßen im Gegensatz zu dem günstigen
Resultat, wie es die Zollstatistik auf den ersten
Blick erscheinen läßt, steht die Beurteilung, die
die Geschäftslage im verflossenen Jahre seitens
der Handelswelt erfährt.
Allgemein wird über Geschäftsstillstand
geklagt, der durch mehrere Umstände verursacht
worden ist. Zunächst sind zu Beginn des Jahres
1910 noch ganz erhebliche Lager von Waren
aller Art vorhanden gewesen, namentlich von
Baumwollwaren, die abgestoßen werden mußten
und auch tatsächlich während des Jahres ab-
gestoßen wurden.
Es fand deshalb auch ein bemerkenswerter
Export von Baumwollwaren nach Daressalam
und Mombasa statt, freilich mit erheblichen Preis-
abschlägen. ,
Viele Artikel wurden auch in Zanzibar mit
Preisabschlägen untergebracht. Die zu der Klasse
„verschiedene Gewebe“ gehörenden weißen Baum-
wolltücher mit bunten Kanten — Lendentücher
Kikois — standen beispielsweise sogar teilweise
um 25 v. H. niedriger als in Europa. Das Korja
zu 20 Stück kostete 13/14 Rp. gegen 19 Rp. in
Europa. 7
Als weitere Ursache des Geschäftsstillstandes
werden die nicht unbedeutenden Verluste an-
gegeben, die die Kaufleute durch die Inder-
Bankerotte in den letzten Jahren erlitten haben.