Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Analogie zur ursprünglichen Pflanzendecke des 
Bodens, die ein untrügliches Kennzeichen für seine 
Qualität und Verwendbarkeit zum Anbau der 
einen oder anderen Kulturpflanze abgibt. Je 
dichter früher der Busch, desto größer der Reichtum 
an Pflanzennährstoffen und Humus und desto 
freudiger das Wachstum und umgekehrt. Zwar 
ist bei dem oft nur oberflächlich bearbeiteten 
Boden für die Verbesserung seiner physikalischen 
Eigenschaften nur wenig getan, da es dem jungen 
Pflanzer vorläufig mehr auf die Größe der be- 
stellten Fläche als auf die Intensität der Boden- 
bearbeitung des unter Kultur genommenen Landes 
ankommt. Es scheint aber schon jetzt unzweifel- 
haft, daß man für den größten Teil des für 
Besiedlungszwecke benutzten oder noch zu ver- 
wendenden Landes nicht mit einer so großen 
Fruchtbarkeit des „jungfräulichen Bodens“ rechnen 
darf, daß sie es gestatten würde, für eine längere 
Reihe von Jahren ohne jegliche Düngung nor- 
male Ernten zu erzielen. Es ist auch meines 
Erachtens anfangs durch eine übertrieben starke 
Zwischenkultur von Mais, der bei der nur geringen 
Aufnahmefähigkeit des örtlichen Marktes nur selten 
günstige Preise erzielte, mit dem Nährstoffkapital 
der weniger reichen Bodenklassen wenig zweck- 
mäßig gewirtschaftet worden. Bei der zur Zeit 
meist noch bestehenden Unmöglichkeit der Auwen- 
dung irgend welcher Düngungen muß es wirt- 
schaftlich zweckmäßig und klug erscheinen, auf das 
sichere Gedeihen hochwertiger Produkte mit allen 
zu Gebote stehenden Mitteln hinzuarbeiten; und 
hierzu gehört in erster Linie eine sorgfältige Vor- 
bereitung des Bodens und ein zweckentsprechendes 
Wirtschaften mit seinen verfügbaren Pflanzennähr-= 
stoffen in dem beabsichtigten Sinne, um nach 
Möglichkeit normales Wachstum und volle Ernte 
äu erzielen. 
Die zwar bis jetzt nur sporadisch aufgetretenen 
Anzeichen einer gewissen Bodenerschöpfung geben 
einen deutlichen und ernsten Hinweis für die 
Notwendigkeit eines rechtzeitigen Wechsels in der 
Betriebsform, die vorläufig noch den Charakter 
eines Raubbaus unmöglich ganz verlieren konnte. 
Die oben geforderte rationelle Verwendung 
des ursprünglichen Nährstoffkapitals des Bodens 
kommt hauptsächlich für den Baumwollbau in 
Betracht, der trotz gewisser Unsicherheit einen 
Hauptfaktor für das Gedeihen kapitalschwacher 
Betriebe in sich schließt. 
Ich würde es im Hinblick auf die erst in 
geringem Maße zur Verfügung stehenden Er- 
fahrungen bei den hier vorherrschenden Betriebs- 
sformen nicht für vorteilhaft halten, das zukünftige 
Gedeihen einer Pflanzung vollkommen auf eine 
Karte zu setzen, sondern es scheint mir zweck- 
mäßiger, mit einer gewissen Vielseitigkeit im Be- 
  
triebe sich entsprechende Freiheit des Wirtschafts- 
svstems zu erhalten. Es werden bei den starken 
Schwankungen der Konjunkturen die Zeiten nicht 
ausbleiben, in denen zum Beispiel die Produk- 
tionskosten des hiesigen Ceara-Kautschuks einen 
Gewinn kaum noch zulassen. In solchen Fällen 
ist der Pflege der übrigen Kulturen besondere 
Aufmerksamkeit zu schenken, wodurch gleichzeitig 
die gewünschte Stetigkeit in der Fortführung des 
Betriebes gewährleistet wird. 
In der Tat findet man hier am Berge in 
der Mehrzahl der Fälle vornehmlich zwei Kultur- 
pflanzen, nämlich Kautschuk und Baumwolle, die 
auch im Ingendstadium des Kautschuls zusammen 
angebaut werden, in die Betriebe aufgenommen. 
Der übliche Zwischenfruchtbau, wobei Bohnen 
auch für Baumwolle mit Recht beliebt sind, würde 
in noch höherem Maße in Anwendung gekommen 
sein, wenn für die dabei erzielten Produkte eine 
günstige Absatzgelegenheit vorhanden wäre, die 
zum Beispiel einen tatsächlich vorgekommenen 
Preissturz fast unter die Höhe der Produktions= 
kosten hätte vermeiden können. 
Es besteht kein Zweifel, daß die Produktions= 
ziffer für alle Erzeugnisse des Gebiets in kurzer 
Zeit um ein Vielfaches gehoben werden kann, 
und auch mit der Verbesserung der Verkehrs= und 
Absatzverhältnisse und somit der Verbilligung der 
Transportkosten gehoben werden wird. Dies gilt 
in erster Linie für die verhältnismäßig anspruchs- 
losen bzw. nur geringe Pflege erfordernden Kul- 
turen, wie Bohnen und Mais, die als Massen- 
produkte von anerstrebenswerter, gleichartiger 
Sorte und Qualität hier bisher auf eine lohnende 
Absatzmöglichkeit vergeblich gewartet haben. 
Mit der von Jahr zu Jahr zunehmenden 
Erfahrung im Baumwollbau und mit der bal- 
digen Ausführung der hierfür so notwendigen 
exakten Versuche wird auch diese wichtige Kultur 
auf eine sichere Basis gestellt werden, die mit 
der Einführung der Uplandsorten eine wesentliche 
Erweiterung erfahren dürfte. Die geplanten Ver- 
suche werden zu zeigen haben, ob die an sich 
robustere Hirsutum-Art, die in den humosen und 
reichen Böden Ugandas hervorragend gedeiht, 
die äyyptischen Sea-Island-Sorten zu übertreffen 
imstande ist. Dabei wäre es meines Erachtens 
falsch, die ägyptische Baumwolle, die beim 
Übergang aus ihrer Heimat hier stark veränderte 
klimatische Verhältnisse vorfsindet, in ihrer Bedeu- 
tung für den hiesigen Baumwollbau zu unter- 
schätzen, zumal praktische Erfolge den Beweis 
geliefert haben, daß sie nicht nur eine gut be- 
wertete Faser, sondern auch in guten Jahren 
eine recht befriedigende Ertragsmenge zu geben 
vermag. Schlechte Baumwolljahre werden unab- 
hängig von der Sortenwahl in den hiesigen
	        
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