Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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fügung stände. Ob dort auch eine erfolgreiche 
Schafzucht möglich ist, erscheint mirzum mindesten 
zweifelhaft. Jedenfalls ist dieses Land für eine 
derartige Nutzungseinrichtung weit weniger ge- 
eignet als die ausgedehnten, vulkanischen Hoch- 
flächen im Nordwesten des Bezirks Moschi. Dies 
gilt in allererster Linie für den Talkessel von 
Ngorongoro, der neben einer hervorragenden 
kurzen und geschlossenen Grasnarbe auch die 
denkbar günstigsten Wasserverhältnisse für Vieh- 
zucht aufweist. Es ist daher auch kein Wunder, 
daß gerade dieses Gebiet einen selten großen 
Wildreichtum aufweist, der Jahrtausende lang 
verbessernd auf den Grasbestand eingewirkt hat. 
Neben feinen Gräsern findet sich hier auch eine 
unserem Weißklee ähnliche Kleeart, die große 
Flächen fast bestandbildend bedeckt. Süßwasser 
und Brackwasser findet sich in mannigfacher Ab- 
wechslung; dabei ist der klimatische Charakter 
ausgesprochen trocken. Die Regenzeiten sind er- 
giebig genug, um zweimalig im Jahre eine junge 
Grasdecke hervorsprießen zu lassen, während eine 
Unvorteilhafte Auslaugung des allmählich abtrock- 
nenden Grases durch spätere Regen vermieden wird. 
Das Vieh des Ansiedlers Siedentopf, Rinder 
sowohl auch Masaischafe und Ziegen, entspricht 
der dortigen Weide. Auch seine allerdings noch 
in den Anfängen stehende Pferde= und Schweine- 
zucht verdient Beachtung. Die Rinder sind be- 
sonders in ihrer Nachzucht von einer Ausgeglichen- 
heit und Schönheit der Formen, wie ich es ein 
zweites Mal nicht wieder gesehen habe. Er hat 
von vornherein mit gutem Mtussiblut aufgekreuzt 
und vor allem auch die Schwere seiner Nachzucht 
durch eine verständige Regulierung der Zulassung 
seiner Färsen günstig beeinflußt. 
Die dicht bevölkerten Gebiete von Umbulu 
und Umbugwe gelten schon von jeher als ein 
reiches Viehland, dessen Rinder sich eines be- 
sonderen Rufes erfreuen. In neuerer Zeit ist 
allerdings die Ansicht laut geworden, daß die 
Qualität in der Nachzucht im Zurückgehen be- 
griffen sei, da mit der Zunahme der Bereitung 
von Butterfett (samli), das von den Indern 
gern gekauft wird, die Ernährung der Kälber 
eine wesentliche Verschlechterung erfahre. Dieser 
Grund ist einleuchtend und würde ein Analogon 
bilden zu der in Deutschland generell beobachteten 
Erscheinung, daß nämlich mit der Verbreitung 
der ländlichen Genossenschafts-Molkereien die Auf- 
zucht und damit der Bestand an Jungvieh er- 
heblich zurückgeht. 
Die Ausfuhr von Vieh aus dem Bezirk Iraku 
hatte sich in den letzten Jahren, dank der dort 
noch herrschenden niedrigen Preise unverhältnis- 
mäßig stark gehoben und ist von gewissenlosen 
Händlern mit allen Mitteln betrieben worden. 
  
Mit der Belehrung der noch stark rückständigen 
Eingeborenen und der Steigerung der Preise 
auf zurzeit 30 bis 35 Rps. pro Kuh und 12 
bis 15 Rps. pro Ochse hat sich die Ausfuhr= 
ziffer einer gesünderen und normaleren Höhe ge- 
nähert, wodurch einer weiteren Verarmung der 
Bevölkerung gesteuert wird. Die Zufuhr fremder 
Zuchttiere zum Zwecke der Blutauffrischung wäre 
auch hier geboten, da seit der Einführung ge- 
ordneter politischer Verhältnisse, die eine gewalt- 
same Vermischung der Rinder ausschließen, eine 
ständige Inzucht innerhalb der Herden betrieben 
wird. 
Die Bodenbearbeitung mit Hilfe einer 
selbstgeschnitzten hölzernen Hacke ist sehr intensiv. 
Die dichte Bevölkerung und die Knappheit des 
für Ackerbau geeigneten Landes in den engen 
Talmulden zwangen den Eingeborenen dazu, sich 
die Vorteile einer Düngung wie auch einer regel- 
rechten Brache bei sorgfältiger Durchlüftung der 
Krume zunutze zu machen. 
Die Hauptfrucht auf dem meist stark sandigen 
und rauhen Boden bildet die Hirse, die in 3 
bis 4 Varietäten angebaut wird und die ver- 
schiedensten Verwendungen findet. Mais wird nur 
wenig und in einer höchst minderwertigen Sorte 
angepflanzt. Alle europäischen Getreide- 
arten wachsen in diesem rauhen Hochlandklima 
ganz ausgezeichnet, und von seiten des Militär- 
postens besteht die Absicht, mit der Verteilung 
von Saatgut von Weizen und auch von Kartoffeln 
an die Häuptlinge einen Versuch zu machen. 
Hier, wo für weiße Besiedlung kaum Platz ist, 
können in Form von Eingeborenenkulturen große 
Werte geschaffen werden, die hoffentlich ihrer 
baldigen Erschließung entgegengehen. 
Der Gesamteindruck des Bezirks Moschi und 
seiner wirtschaftlichen Aussichten, trotz seiner 
großen wasserlosen Gebiete, ist der einer stark 
vorwärts strebenden Entwicklung. Viel ist aller- 
orts noch zu tun; aber die Voraussetzungen für 
eine ersprießliche Arbeit sind nicht ungünstig und 
schließen daher die Erwartungen sicheren Erfolges 
in sich. 
Jur Frage des spnthetiischen Kautschuks 
äußerte sich ein Fachmann, Dr. Gerlach, Direktor 
der Continental Caoutchouc= und Gutta-Percha- 
Compagnie, Hannover, bei den Verhandlungen 
der neu gebildeten Kautschuk-Kommission des 
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees etwa 
wie folgt: 
Die Frage des synthetischen Kautschuks ist als 
solche heute wohl als gelöst zu betrachten. Wenn 
schon nach der Lösung der synthetischen Herstellung
	        
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