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fügung stände. Ob dort auch eine erfolgreiche
Schafzucht möglich ist, erscheint mirzum mindesten
zweifelhaft. Jedenfalls ist dieses Land für eine
derartige Nutzungseinrichtung weit weniger ge-
eignet als die ausgedehnten, vulkanischen Hoch-
flächen im Nordwesten des Bezirks Moschi. Dies
gilt in allererster Linie für den Talkessel von
Ngorongoro, der neben einer hervorragenden
kurzen und geschlossenen Grasnarbe auch die
denkbar günstigsten Wasserverhältnisse für Vieh-
zucht aufweist. Es ist daher auch kein Wunder,
daß gerade dieses Gebiet einen selten großen
Wildreichtum aufweist, der Jahrtausende lang
verbessernd auf den Grasbestand eingewirkt hat.
Neben feinen Gräsern findet sich hier auch eine
unserem Weißklee ähnliche Kleeart, die große
Flächen fast bestandbildend bedeckt. Süßwasser
und Brackwasser findet sich in mannigfacher Ab-
wechslung; dabei ist der klimatische Charakter
ausgesprochen trocken. Die Regenzeiten sind er-
giebig genug, um zweimalig im Jahre eine junge
Grasdecke hervorsprießen zu lassen, während eine
Unvorteilhafte Auslaugung des allmählich abtrock-
nenden Grases durch spätere Regen vermieden wird.
Das Vieh des Ansiedlers Siedentopf, Rinder
sowohl auch Masaischafe und Ziegen, entspricht
der dortigen Weide. Auch seine allerdings noch
in den Anfängen stehende Pferde= und Schweine-
zucht verdient Beachtung. Die Rinder sind be-
sonders in ihrer Nachzucht von einer Ausgeglichen-
heit und Schönheit der Formen, wie ich es ein
zweites Mal nicht wieder gesehen habe. Er hat
von vornherein mit gutem Mtussiblut aufgekreuzt
und vor allem auch die Schwere seiner Nachzucht
durch eine verständige Regulierung der Zulassung
seiner Färsen günstig beeinflußt.
Die dicht bevölkerten Gebiete von Umbulu
und Umbugwe gelten schon von jeher als ein
reiches Viehland, dessen Rinder sich eines be-
sonderen Rufes erfreuen. In neuerer Zeit ist
allerdings die Ansicht laut geworden, daß die
Qualität in der Nachzucht im Zurückgehen be-
griffen sei, da mit der Zunahme der Bereitung
von Butterfett (samli), das von den Indern
gern gekauft wird, die Ernährung der Kälber
eine wesentliche Verschlechterung erfahre. Dieser
Grund ist einleuchtend und würde ein Analogon
bilden zu der in Deutschland generell beobachteten
Erscheinung, daß nämlich mit der Verbreitung
der ländlichen Genossenschafts-Molkereien die Auf-
zucht und damit der Bestand an Jungvieh er-
heblich zurückgeht.
Die Ausfuhr von Vieh aus dem Bezirk Iraku
hatte sich in den letzten Jahren, dank der dort
noch herrschenden niedrigen Preise unverhältnis-
mäßig stark gehoben und ist von gewissenlosen
Händlern mit allen Mitteln betrieben worden.
Mit der Belehrung der noch stark rückständigen
Eingeborenen und der Steigerung der Preise
auf zurzeit 30 bis 35 Rps. pro Kuh und 12
bis 15 Rps. pro Ochse hat sich die Ausfuhr=
ziffer einer gesünderen und normaleren Höhe ge-
nähert, wodurch einer weiteren Verarmung der
Bevölkerung gesteuert wird. Die Zufuhr fremder
Zuchttiere zum Zwecke der Blutauffrischung wäre
auch hier geboten, da seit der Einführung ge-
ordneter politischer Verhältnisse, die eine gewalt-
same Vermischung der Rinder ausschließen, eine
ständige Inzucht innerhalb der Herden betrieben
wird.
Die Bodenbearbeitung mit Hilfe einer
selbstgeschnitzten hölzernen Hacke ist sehr intensiv.
Die dichte Bevölkerung und die Knappheit des
für Ackerbau geeigneten Landes in den engen
Talmulden zwangen den Eingeborenen dazu, sich
die Vorteile einer Düngung wie auch einer regel-
rechten Brache bei sorgfältiger Durchlüftung der
Krume zunutze zu machen.
Die Hauptfrucht auf dem meist stark sandigen
und rauhen Boden bildet die Hirse, die in 3
bis 4 Varietäten angebaut wird und die ver-
schiedensten Verwendungen findet. Mais wird nur
wenig und in einer höchst minderwertigen Sorte
angepflanzt. Alle europäischen Getreide-
arten wachsen in diesem rauhen Hochlandklima
ganz ausgezeichnet, und von seiten des Militär-
postens besteht die Absicht, mit der Verteilung
von Saatgut von Weizen und auch von Kartoffeln
an die Häuptlinge einen Versuch zu machen.
Hier, wo für weiße Besiedlung kaum Platz ist,
können in Form von Eingeborenenkulturen große
Werte geschaffen werden, die hoffentlich ihrer
baldigen Erschließung entgegengehen.
Der Gesamteindruck des Bezirks Moschi und
seiner wirtschaftlichen Aussichten, trotz seiner
großen wasserlosen Gebiete, ist der einer stark
vorwärts strebenden Entwicklung. Viel ist aller-
orts noch zu tun; aber die Voraussetzungen für
eine ersprießliche Arbeit sind nicht ungünstig und
schließen daher die Erwartungen sicheren Erfolges
in sich.
Jur Frage des spnthetiischen Kautschuks
äußerte sich ein Fachmann, Dr. Gerlach, Direktor
der Continental Caoutchouc= und Gutta-Percha-
Compagnie, Hannover, bei den Verhandlungen
der neu gebildeten Kautschuk-Kommission des
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees etwa
wie folgt:
Die Frage des synthetischen Kautschuks ist als
solche heute wohl als gelöst zu betrachten. Wenn
schon nach der Lösung der synthetischen Herstellung