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Gewähr dafür bieten würde, daß ich unbedingt
nur eine deutschnationale Kolonialpolitik
treiben werde.
Wenn ich auf etwas in meiner amtlichen
Tätigkeit stolz bin, so ist es das Vertrauen, wel-
ches mir unsere Deutschen in Britisch-Südafrika
in der für das Deutschtum Südafrikas kritischsten
und schwierigsten Zeit während des Burenkrieges
entgegengebracht haben, und die Anhänglichkeit,
welche sie mir auch, seitdem ich nicht mehr ihr
Generalkonsul bin, immer noch entgegenbringen.
Ich glaube, daß sie das nicht getan hätten, wenn sie
nicht der Meinung gewesen wären, daß ich in
jener Zeit ihre Interessen und damit auch die
deutschen Interessen so gut und kräftig vertreten
hätte, wie es möglich war. Mein Standpunkt in
dieser Frage hat sich seit jener Zeit in keiner
Weise geändert. Das wird mich aber nicht ab-
halten, den Ausländern in unseren Kolonien
freundlich gegenüberzutreten, ebenso wie wir er-
warten, daß unsere Deutschen im Ausland freund-
lich behandelt werden; wir dürfen doch auch nicht
übersehen, daß die Zahl der Ausländer in unseren
Kolonien sehr klein ist im Vergleich zu den
Deutschen, welche ihre zweite Heimat im Ausland
gefunden haben. In dieser Beziehung wird die
Kolonialpolitik naturgemäß sich nicht loslösen
können von unserer gesamten deutschen Politik
und von unserer auswärtigen Politik. Auch bin
ich nicht blind gegen das, was wir vom Ausland
lernen können. Ich bin heute noch dem Reichs-
kanzler Grafen v. Caprivi dankbar dafür, daß er
mir, als ich als junger Regierungsassessor zum
ersten Male 1894 nach Deutsch-Südwestafrika
hinausging, gestattete, über Südafrika zu reisen
und dort zu sehen, was in einem so trostlosen
Lande, wie die Karoo ist, geschehen konnte; denn
ohne das wäre ich sicher mit einem Pessimismus
nach Südwestafrika gekommen, der meiner ganzen
Tätigkeit schädlich gewesen wäre. Ebenso habe
ich auf meiner letzten Reise in Ostafrika viele
wertvolle Anregungen sowohl in Britisch-Ostafrika
als in Britisch-Ryassaland empfangen. Trotzdem
werden wir uns davor hüten müssen, daß wir
nicht etwa das, was in anderen ausländischen
Kolonien getan wird, sklavisch nachahmen, sondern
daß wir nur das Nützliche daraus für uns
nehmen. Wenn ich in dieser Beziehung dem
Auslande gerecht werde, so dürfen Sie doch über-
heugt sein, daß ich, solange ich hier an der Spitze
des Kolonialamts stehe, nur eine durch und durch
deutschnationale Politik treiben werde.
Er ist dann noch eingegangen auf einen
Artikel der „Deutschen Tageszeitung“ über Samoa,
in dem angenommen wird, daß dort die deutschen
Interessen von dem Gorverneur nicht genügend
gewahrt würden.
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Ich möchte da doch darauf hinweisen, daß
die Verhältnisse in Samoa ganz besonders
und eigenartig liegen, namentlich wenn wir zehn
Jahre zurückschauen und an die Zeit denken, wo
Samoa von uns übernommen wurde. Da war
Samoa mehr oder weniger englisch; es war
damals die Verwaltungssprache, die Gerichts-
sprache, die Geschäftssprache, die Währung, die
Buchführung, die einzige Zeitung, welche existierte
— alles englisch. Alles dieses ist in der Zeit
und wesentlich durch den jetzigen Gouverneur,
der nunmehr zehn Jahre an der Spitze der
Kolonie steht, deutsch geworden. Die deutsche
Währung ist dort, trotz des Widerstandes der Be-
völkerung, vom Gouverneur im Einvernehmen
mit der Kolonialverwaltung eingeführt. Die
englische Sprache ist in den Schulen für die Ein-
gebornen nicht mehr erlaubt; es wird dort nur
Samoanisch oder Deutsch gesprochen. Der Gou-
verneur hat seinerzeit im Interesse des Deutsch-
tums aus eigenen Mitteln die englische Zeitung
angekauft, um sie deutsch zu machen, und sie
dann mit erheblichen pekuniären Verlusten weiter
verkauft. Er hat die deutsche Schule auf das
energischste unterstützt und sich ihrer angenommen;
und wenn man in dieser Beziehung noch nicht
so weit gekommen ist, wie man wünschen möchte,
so liegt das wesentlich daran, daß die Mittel
dafür nicht zur Verfügung standen. Es ist richtig,
daß auch in Samoa von den Eingebornen noch
Englisch gesprochen wird; aber das Deutsche wird
von ihnen jetzt durchaus bevorzugt. Das ist auch
erst eine Folge der deutschen Herrschaft.
Was nun die Abschiedsfeier für den Gouver-
neur angeht, so hatte sich dazu in Samoa ein
Festkomitee gebildet, trotzdem der Gonverneur ge-
beten hatte, davon Abstand zu nehmen. Er war
schwer erkrankt und befand sich noch in der
Rekonvaleszenz. Die Einwohner hatten aber
darauf bestanden, und das Festkomitee hat, ohne
daß er eine Einwirkung darauf gehabt hätte, das
Festprogramm aufgestellt. Die Festrede ist von
einem Deutschen gehalten worden, einem Mit-
gliede des Gouvernementsrats. Der Gouverneur
hat in deutscher Sprache geantwortet; er hat
einige englische Worte einfließen lassen für die
zahlreichen Engländer, die anwesend waren und
die seit langen Zeiten dort wohnen, speziell auch
für den englischen, amerikanischen und chinesischen
Konsul, die nur englisch verstehen und sprechen.
Diese drei Konsuln haben dann nachher — so
war es vom Festkomitee bestimmt worden — den
Gouverneur in englischer Sprache angesprochen.
Das war im wesentlichen der Hergang bei der
Festversammlung.
Nun kann ich nicht annehmen, daß wirklich
in Samoa die Meinung allgemein verbreitet ist,