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zwischen findet sich aber auch — mehr im Innern,
selten nahe dem See — welliges Hügelland,
dessen granitner Ursprung an der Oberfläche
nicht mehr ins Auge fällt und dessen runde
Formen und allmähliche Steigungen den Eindruck
der Hochebene hervorrufen. Das Gewirr dieser
Hügel= und Steinwallmassen zu ordnen und die
herrschenden Richtungen festzustellen, war so lange
unmöglich, als der größere Teil der Flüsse und
wasserführenden Täler unbekannt blieb. Hier
konnte ich manches ergänzen und zeigen, wie die
großen südnördlichen Teilungslinien des Muansa—
Smith-Golfs, des Moame= und Ssimiju-Flusses
mehrfach in ostwestlicher Richtung gekreuzt werden;
5. B. durch die in Bulemesi am Muansa-Golf
beginnende, durch Wanungu und Nord-Usmao
zum Ssimiju und jenseits bis Ikoma weiterlaufende
Höhenkette, welche gleichsam ein Randgebirge des
Viktoriasees bildet, und die eigentümlichen Quer-
läufe des Magogo= und des weiter östlich ge-
legenen, nicht mehr dargestellten Duma-Flusses
verursacht. Charakteristisch für die Flußläufe
Usukumas — wie überhaupt des südlichen und
östlichen See-Ufers — ist ihre Einbettung in
breite, bruchartige, tonhaltige Täler, deren meist
gerade Linien von den Windungen der nur in
der Regenzeit „fließenden“ Flüsse gar nicht
beeinflußt erscheinen. Mit der Oberflächengestaltung
wetteifert an Einförmigkeit das Vegetationsbild,
für welches einzig das Bedürfnis der Landwirt-
schaft bestimmend ist. Der Msukuma haßt Gebüsch
und Wald als Herberge körnerfressender Vögel,
schädlichen Schwarzwildes und seuchenverbreitender
Fliegen; er hat auf dem hier dargestellten Gebiet
fast die letzten Reste des alten Urbusches vertilgt,
und nur zwei Winkel, die er noch nicht besiedelte,
nämlich das Gebirge südlich Buhungukuras und
ein Teil Sengeremas, weisen noch waldartige
Bestände auf. Überall sonst wechseln riesige Ge-
treidefelder mit Weiden, im Herbste dürre Stoppeln
mit versengten Halden ab — ein Bild, dessen
Langweiligkeit nur durch den Anblick der dicht-
gesäten, freundlichen Eingeborenendörfer gemildert
wird. Denn fast um jeden Hügel am Fuße der
Felsen gruppieren sich die malerisch zerstreuten
Einzelgehöfte, die je nach der Zahl in eine oder
mehrere Dorfgemeinschaften zusammengefaßt sind.
Nur wo natürliche Stützpunkte fehlen, sind ge-
schlossene Dörfer gebildet und Höfe, Wege und
Plätze mit dunklen, hohen Wolfsmilchhecken ein-
gefaßt, die dem Ganzen das Gepräge geben.
Dörfer von 100 bis 200 Hütten sind nichts
Seltenes, und selbst solche mit 400 kommen vor.
Ebenso verschieden nach Größe und Bewohnerzahl
sind die über den Gemeinden stehenden Häuptlings-
verbände, unter denen solche mit einigen hundert
Seelen, wie Iwanda und Njamhanda, dem großen
75 000 Bewohner zählenden Nera gegenüber--
stehen; der Gesamtstamm ist politisch nicht or-
ganisiert. Der Wirksamkeit der deutschen Ver-
waltung ist die Entstehung der drei hauptsächlichen,
den Verkehr lenkenden Wege Usukumas zu ver-
danken, deren von Muansa ausgehende Anfangs-
strecken in der Skizze dargestellt sind und die zu
den benachbarten Regierungsstationen Tabora,
Mkalama und Ikoma führen.
Als Grundlage diente mir die Karte des
Südufers des Viktoriasees vom englischen Com-
mander Whitehouse, von deren bekannten Ufer-
punkten aus ich die rückwärts gelegenen Höhen
und so allmählich immer weiter im Innern ge-
legenen hervorragenden Punkte bestimmen konnte.
Die meisten, wichtigeren Plätze sind von mehreren
Seiten ausgenommen worden, anderes wieder
mußte auf Grund flüchtigerer Feststellung skizziert
werden. Ich nahm nur bei Gelegenheit allge-
meiner Bezirksreisen auf und mußte deshalb
meine Arbeitsweise den wichtigeren Verwaltungs-
zwecken anpassen. Ich benutzte nur den Routen-
kompaß, keine anderen Instrumente. Es wird
deshalb kaum nötig sein, hier nochmals zu be-
tonen, daß ich keine geographisch absolut genaue
Karte, sondern nur eine praktisch brauchbare Skizze
liefern wollte und konnte.
Zum Schlusse habe ich noch dankbar der
Mitarbeit mehrerer Beamter des Bezirksamts
Muansa zu gedenken, von welchen mich namentlich
Gerichtssekretär Paulssen und Leutnant v. Stülp-
nagel durch Kontrollaufnahmen unterstützten.
Gunzert, Kaiserlicher Bezirksamtmann.