Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

Voraussichtliche Malsernte in Britisch-Südafrika. 
Von dem südafrikanischen Handels-Kommissioner 
in London wird die diesjährige Maisernte fol- 
gendermaßen geschätzt: Transvaalprovinz auf 
1 041 666, Orange-Freistaatprovinz auf 312 500 
und Natalprovinz auf 520 833, zusammen auf 
1874999 Quarters gegenüber dem wirklichen 
Ertrage von 2 620 831 Quarters im Jahre 1910. 
Die Abnahme findet in der diesjährigen großen 
Dürre in den Provinzen ihre Erklärung. Die 
Maisernte in der Kapprovinz ist normal gewesen, 
aber die dort erzugte Menge wird in der Regel 
an Ort und Stelle verbraucht und daher den 
Exporthandel nicht beeinflussen. 
(The Board of Trade Journal.) 
Die Rarahul-Schafzucht in Olttelaslten. 
Für die mittelasiatische Schafzucht ist charak- 
teristisch die Zucht des Karakul-Schafes, das 
nach dort von den Arabern eingeführt worden 
ist und insbesondere in der Bucharei gezogen 
wird. Das Hauptzentrum für den Handel mit 
den Fellen dieser Tiere bildet die Stadt Karakul, 
deren Name dann die Bezeichnung für das Tier 
selbst gegeben hat. 
Zur Herstellung der wertvollen Karakul-Felle 
werden die ein bis sieben Tage jungen Lämmer 
geschlachtet, sobald nur erst bei ihnen die Wolle 
die erforderliche Schönheit erlangt hat. Je 
jünger das Tier ist, umso kleiner sind die Locken 
und umso kostbarer das Fellchen. Nach dem 
Abziehen des Felles wird es zum Trocknen auf- 
gezogen und gereinigt, das Fleisch der geschlach- 
teten Tiere wird gegessen. Der Wert eines un- 
bearbeiteten Fellchens schwankt zwischen 7 bis 
10 Rbl., es kommen jedoch auch noch teurere 
Felle vor. Die Felle werden sodann gegerbt, 
damit sie fest und weich werden und die Wolle 
sodann auf denselben gefärbt, indem man die 
Fellchen in schwarze Farbe steckt. Bei einer 
solchen Bearbeitung erhalten die Fellchen eine 
gleichmäßige schwarze Färbung. Aus dem Lande 
werden unbearbeitete Felle ausgeführt. 
Die zusammengekaufte Ware wird den 
Stationen der Mittelasiatischen Eisenbahn Kara- 
kul, Kagan, Tschardjui usw. zugeführt und von 
hier entweder nach dem Norden auf der Oren- 
burger Bahn oder nach Krasnowodsfk gebracht. 
Im Jahre 1906 wurden aus Krasnowodsk 
64 800 Pud Karakulfellchen, 1907: 35 500 Pud, 
  
—ei 
1908: 35 400 Pud und 1909: 32 900 Pud 
Karakulfellchen ausgeführt. Aus Krasnowodsk 
geht die Ware in das Ausland über Batum und 
nach dem europäischen Rußland nach Südosten 
über Petwask. Auf die Messe in Nishny-Now- 
gorod und auf den Moskauer Markt werden die 
Karakulfelle über Orenburg versandt. Man 
rechnet, daß im ganzen jährlich aus ganz Mittel- 
asien 1 500 000 bis 2 000 000 Karakulfelle ver- 
sandt werden, deren Wert auf annähernd 10 
bis 12 Mill. Rbl. geschätzt werden kann. 
Für die Verbreitung der Karakul-Schafzucht 
in Transkaspien wurde bei Aschabad im Engpaß 
Bekraw eine Kronschäferei auf Kosten des 
Departements für Landwirtschaft eingerichtet. 
Zuchthammel und Mutterschafe wurden aus 
Buchara nach besonderer Auswahl verschrieben. 
Gegemnwärtig besitzt die Schäferei schon eine Herde 
von 400 Kopf Karakulschafen, welche in den 
Umgegenden der Schäferei zur Weide getrieben 
und sodann für den Sommer zu den Salzsteppen 
gebracht werden. Alljährlich wird eine bestimmte 
Zahl von Zuchthammeln und Schafen zur Zucht 
an die örtlichen Einwohner, sowie nach anderen 
Gegenden des Landes verkauft. Es sind Fälle 
vorgekommen, daß man ganze Partien dieser 
Schafe in das Kubangebiet versandte. Da es 
nicht überall gelingt, die etwas zarten Karakul- 
Schafe heranzuziehen, so werden diese mit ört- 
lichen Schafrassen gekreuzt. 
Die Karakul-Schafzucht ist sehr vorteilhaft. 
Ein Schaf gibt jährlich ein bis zwei Lämmer im 
Werte von 5 bis 10 Rböl. je nach dem Werte 
des Fellchens, welches im Frühling und Herbst 
geschoren wird, und außerdem gibt das Schaf 
Milch, welche zur Nahrung oder zur Butter= und 
Käsebereitung verwandt wird. Das alt werdende 
Schaf wird geschlachtet und gibt gutes Schaf- 
fleisch. Das gewöhnliche Schaf wird für 8 bis 
15 Rbl. verkauft. Rassehammel dagegen werden 
viel teurer bezahlt. Die Schafe werden 7 bis 
10 Jahre alt. 
Für die Anzucht der Karakul-Schafe inter- 
essieren sich viele Landwirte der Krim, der süd- 
russischen Gouvernements und des nördlichen 
Kaukasus, wohin Zuchthammel aus der Bucharei 
versandt werden. Ebenso bezog im Jahre 1909 
Rumänien Zuchttiere, da die rumänische Re- 
gierung die Absicht hat, diesen Schlag der Schafe 
in der rumänischen Landwirtschaft zu verbreiten. 
(Nach der Torg. Prom. (inzeta.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.