Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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findlichen Bezirkschef von dem Vorfall Anzeige, 
und dieser ersuchte den mit seiner Kompagnie in 
Ost-Urundi stehenden Oberleutnant Tafel, die 
Angelegenheit zu regeln. Letzerer rückte in die 
Landschaft der Mutessi, die zu Tetruje flüchtete. 
Alle Versuche, auf friedlichem Wege mit ihm 
Fühlung zu gewinnen, ihn zum Erscheinen und 
zur Auslieferung der Mutessi zu veranlassen, miß- 
glückten. Selbst die Beschlagnahme eines Teils 
seines Viehes vermochte nicht, ihn gefügiger zu 
machen. 
Oberleutnant Tafel mußte unverrichteter Sache 
abziehen, stellte das beschlagnahmte Vieh bei 
einigen benachbarten Watuale ein und ließ Tetruje 
sagen, er möge sich sein Vieh bei der Residentur 
zurückerbitten. Einige Zeit später erschien er denn 
auch, markierte den gänzlich Harmlosen, tat so, 
als ob ihn die ganze Sache gar nichts anginge 
und verlangte sein Vieh zurück. Es wurde ihm 
jedoch bedeutet, daß die Rückgabe des Viehes von 
der Herbeischaffung der Mutessi abhängig gemacht 
werden müsse. Tetruje ließ jedoch nichts von 
sich hören. 
Die Angelegenheit sollte nuunmehr an Ort und 
Stelle geregelt werden. In Ikarama angekommen, 
schickte ich zu Tetruje und Lugambagisa und ließ 
sie auffordern, zu mir zu kommen; einen andern 
schickte ich zu der einige Stunden entfernt in der 
Nähe des Mlagarasi wohnenden Mutessi, um 
diese herbeizuholen. 
Lugambagisa war nicht zu finden. Frau 
Mutessi war bereits längst in Sicherheit; nur 
Tetruje schien sich die Sache überlegt zu haben 
und kam nach einigem Zögern am nächstfolgenden 
Tage. Auf die Frage nach dem Verbleib der 
Mutessi, erklärte er zunächst, daß er ihren Auf- 
enthalt nicht kenne, gab aber dann an, sie sei 
nach Uha entflohen. Ich gab ihm den Auftrag, 
seinen zahlreich erschienenen Leuten den Befehl zu 
geben, sofort aufzubrechen, und die Mutessi her- 
beizuschaffen, während er selbst im Lager zu bleiben 
habe. Die Leute gingen und kamen nicht wieder. 
Ich nahm darauf Tetruje mit bis nach Mujaga 
und schickte ihn später zum Sultan Mutaga, 
um dort die Sache weiterzuverhandeln. Dort 
traf ich dann, wenn auch nicht die Mutessi, so 
doch einen angeblichen Verwandten von ihr, den 
die Tetrujeleute angebracht hatten. Dieser er- 
klärte dann, daß die Mutessi in Uha sei und sich 
dort bei dem Mtuale Terula aufhalte. (Die 
Mutessi ist unterdessen tatsächlich in Uha ausge- 
griffen worden.) 
In den Tagen vom 18. bis 21. November 
wurde der Marsch, am Fuße der Nkomaberge 
entlang, bis in die Gegend westlich des Lumpungn 
(richtiger: Lumpungwe) fortgesetzt, dann nach 
Norden umgebogen und — nach Ersteigung des 
  
hier schon etwas weniger steilen Abfalles des 
Urundihochlandes — die Landschaft Ujogoma 
erreicht. 
Der südliche Teil dieser Landschaft untersteht 
dem Mtuale Kiraranganya, während der 
nördliche, in dem die Missionsstation Mujaga 
liegt, dem Mtuale Senyawarungu (auch 
Muhisa genannt) gehört, der jedoch seinen Wohn- 
sitz in der Landschaft Bujensi, auf dem west- 
lichen Ruvuvuufer hat. Beide sind mit dem 
Sultan Mutaga verwandt. Diesen erkennen sie 
wohl als ihr nominelles Oberhaupt an, senden 
ihm auch Geschenke, erfreuen sich aber im übrigen 
ziemlicher Selbständigkeit und pflegen Ein- 
mischungen des „Obersultans“ gänzlich zu 
ignorieren. Das war schon unter Kisabo so. 
Untereinander haben sie sich infolge von Familien- 
streitigkeiten entzweit. 
Kiraranganya, ein noch junger Mann im 
Alter von etwa zwanzig Jahren, macht einen 
recht guten Eindruck. Er ist recht lebhaft, zeigt 
Eifer und besitzt auch eine gewisse Energie; 
Eigenschaften, die ihn vorteilhaft von der größeren 
Anzahl der meist schlassen und energielosen 
Waganua unterscheiden. Er besitzt daher auch 
die nötige Autorität bei seinen Leuten und es 
herrscht Ordnung im Lande. Sehr aufmerksam 
folgte er auch den ihm erteilten Ratschlägen und 
Belehrungen, die sich auf rationelle Viehzucht und 
vermehrten Anbau von Feldfrüchten erstreckten. 
Am 25. November wurde die Missionsstation 
Mufjaga erreicht und dort bis zum 27. gelagert. 
Die Beziehungen der Mission zu den umwohnenden 
Eingeborenen, namentlich zu den beiden Watualen 
Kiraranganya und Senyawarungu, sind recht gut. 
Die Bevölkerung ist zahlreich. Der Anbau 
von Feldfrüchten läßt zu wünschen übrig, nament- 
lich was die Mannigfaltigkeit anbelangt. Es gibt 
eigentlich nur Bananen und Bohnen. Etwas 
roter Mtama wird zur Pombebereitung gebaut, 
auch Mais findet man in geringen Mengen. 
Dagegen fehlen vollkommen Süßkartoffeln und 
der bei Hungersnöten so sehr wichtige Muhogo. 
Großvieh scheint reichlich vorhanden; Kleinvieh 
ist spärlicher. 
Am 28. November wurde der Marsch in 
nordöstlicher Richtung nach Bujensi fortgesetzt, 
wo wir nach Jüberschreitung des Kajongosi und 
Ruvuvru am 30. in Kagombe (auf der Karte 
Muhisas genannt), dem Wohnsitz des bereits 
genannten Mtuale Senyawarungu eintrafen. 
Dieser selbst war bereits am 28. abends zu uns 
gestoßen. " 
Senyawarungu ist der Mtuale, in dessen 
Land gegen Ende 1909 Unruhen ausbrachen. 
Senyawarungu, der damals geflohen, war trotz 
friedfertiger Versicherungen nicht dazu zu bewegen 
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