Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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im übrigen aber Vorsicht als der bessere Teil der 
Tapferkeit gilt. 
Sehr kriegerisch und zu hartnäckigem Wider- 
stande fähig scheint die Bevölkerung einschließlich 
der Watussi nicht zu sein. Darauf deutet auch 
schon ihre eigentlich recht humane Bewaffnung, 
die in einem leichten etwa 2 langen Wurfspeer, 
Bogen und Pfeilen mit langer Spitze, ohne 
Viderhaken und vor allem ohne Gift, sowie 
einem dolchartigen Messer besteht. Gewehre sind 
in Inner-Urundi kaum vorhanden. 
Stark aber ist die gesamte Bevölkerung vom 
Mganua bis zum geringsten Mhutu') im Leisten 
passiven Widerstandes. In Gebieten, die 
noch wenig oder gar nicht von Europäern berührt 
worden sind, ist ja ein passives Verhalten der 
Bevölkerung noch erklärlich. Jedoch macht sich 
diese Haltung auch in Gegenden bemerkbar, die 
schon wiederholt von Europäern besucht worden 
sind. Es kommt immer darauf an, ob der be- 
treffende Mtuale ein vernünftiger Mensch ist, der 
auch den nötigen Einfluß auf seine Leute hat. 
Merkwürdig ist, daß jenes ablehnende Ver- 
halten der Bevölkerung sich — mit ganz geringen 
Ausnahmen — am häufigsten gerade bei den 
dem Obersultan direkt unterstehenden und zum 
Teil in seiner näheren und nächsten Umgebung 
ansässigen Watuale bemerkbar macht, während beie 
den weiter entfernt wohnenden, ganz oder teil- 
weise unabhängigen Watuale eine bedeutend 
straffere Zucht und bessere Ordnung herrscht. 
Eine gründliche Anderung dieser Zustände ist 
erst dann zu erwarten, wenn der Sitz der Ver- 
waltung nach Inner-Urundi, und zwar 
möglichst zentral, gelegt wird. Erst dann ist 
die Möglichkeit gegeben, durch häufige Reisen, die 
sich dann bald hierhin, bald dorthin in kürzester 
Zeit ausführen lassen, die Bevölkerung systematisch 
zu bearbeiten und — mit oder ohne Hilfe des 
„Mami“ — Ordnung zu halten. 
Unterrichtshurse in Kmani.“") 
Wie bereits früher mitgeteilt wurde, hat das 
Gouvernement von Deutsch-Ostafrika in Amani 
*) Bantu, im Gegensatz zu der herrschenden Klasse 
der Watussi. 
*") Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, Nr. 17, S. 727. 
  
Unterrichtskurse für Beamte und Privat- 
personen, namentlich auch für die Pflanzer, 
eingerichtet. Die Kurse werden von den Beamten 
des Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts unter 
Beteiligung des Leiters der Hauptwetterwarte und 
eines Gouvernementstierarztes abgehalten. 
Nach einem Bericht des Gouvernements haben 
an dem Unterrichtskursus im Januar erstmalig 
vierzehn Pflanzer bzw. Ansiedler und fünf Beamte, 
abgesehen von den Beamten des Instituts, teil- 
genommen. Fünf von den Pflanzern haben dem 
ganzen sechzehntägigen Kursus, die übrigen nur 
je einigen Vorlesungen beigewohnt. 
In diesem Jahre wird ein weiterer Kursus 
nicht mehr stattfinden. Für das nächste Jahr 
sollen nur kleinere Spezialkurse von je drei bis 
vier Tagen abgehalten werden. Das Justitut 
Amani ist beauftragt, durch Rücksprache mit den 
Interessenten die Wünsche der einzelnen Gruppen 
festzustellen. Nach Abschluß dieser Erhebungen 
sollen die Termine für die einzelnen Kurse fest- 
gesetzt werden. 
  
  
Eine neue Baumwollversuchsstation. 
Nach einem Bericht des Gouvernements in 
Daressalam wird die in Myombo bei Kilossa 
bereits provisorisch eingerichtete Station zu einer 
neuen Baumwollversuchsstation ausgestaltet 
werden. Myombo liegt etwa zweieinhalb Stunden 
von Kilossa an dem Wege Kilossa —FIringa 
und ist von der Station Kilossa bequem zu er- 
reichen. Südlich vom Gelände der neuen Station 
liegen noch weite, für Baumwollbau geeignete 
Landflächen. Das Gelände der Station ist größten- 
teils eben, der Boden steinlos, humusreich, ver- 
hältnismäßig leicht zu bearbeiten und gleichmäßig 
in seiner Beschaffenheit. Das Land liegt am 
Myombo-Bach, kann leicht bewässert werden und 
ist auch zur Bewässerung geeignet, da der Boden 
durchlässig ist und nicht zur Verschlammung neigt. 
Die Versuchsarbeiten sind bereits in vollem 
Gange.
	        
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