Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Stell-, Schleppnetz, Angel, Reuse, Falle und 
Speer liefern in den meisten Fällen nur geringe 
Ausbeute, und mehrfach wird gebeten, fangkundige 
Eingeborene von der Küste ins Hinterland zu 
entsenden, um die Fischerei rationeller zu gestalten. 
Das Bezirksamt Edea läßt im Sanaga mit 
Wurf= und Zugnet fischen und berichtet darüber, 
wie folgt: 
Die Fischerei mit Wurfnetz kann zu jeder 
Jahreszeit ausgeführt werden. Der Fang ist 
sehr gering und ergibt pro Tag nur 10 bis 
30 Fische. Mit dem Zugnetz kann nur an flachen 
Stellen (in der Trockenzeit) gesischt werden. Der 
Fang ist lohnender, 30 bis 50 Fische sind keine 
Seltenheit. Mit starken Netzen würde man noch 
mehr Erfolg haben, da das Netz von großen 
Fischen ständig zerrissen wird. 
Die meisten Fischarten sind so grätenreich, 
aß sie nur von Eingeborenen verzehrt werden 
können; als Nahrungsmittel für Europäer kommen 
nur einige wenige Arten in Betracht. Es wird 
deshalb von einigen Dienststellen der Wunsch 
ausgesprochen auf Einführung von Edelfischen, 
insbesondere Forellen, für die mancherorts die 
Verhältnisse günstig liegen sollen. Jedoch stehen 
vorläufig wohl die erwarteten Erfolge in keinem 
Verhältnis zu den damit verbundenen Unkosten. 
Hierzu berichtet das Bezirksamt Victoria: 
An Süßwassersischen kommen, abgesehen von 
dem größeren Memefluß, über dessen Fischreichtum 
ich nicht orientiert bin, da die Eingeborenen wegen 
der dort zahlreichen Krokodile im Meme nicht 
fischen, 
verschiedenster Art. Es kommt besonders eine 
Art von Karpfen vor, die sehr schwer (5 kg) 
werden und recht schmackhaft sind. Dann gibt 
es Fische, die unseren heimischen Forellen und 
Be- 
Barschen ähneln, und aalähnliche Fische. 
sonders interessant sind die elektrischen Fische, die 
sich auch hier finden. Ferner gibt es Krebse. 
Bei der verhältnismäßig niedrigen und stetigen 
Temperatur, die die hiesigen Gebirgsbäche haben 
(20 bis 22 Grad Celsius), würde vielleicht auch 
die heimische Forelle fortkommen. Jedenfalls 
würde ein Versuch, Forellen auszusetzen, nicht 
von vornherein aussichtslos sein. Die Hauptgefahr 
würde nur darin liegen, daß die Forellen bei 
dem starken Anwachsen und Trübewerden der 
Gewässer in der Regenzeit fortgespült und so ver- 
nichtet würden. Doch würden sie vielleicht auch 
diese Widrigkeiten überstehen. 
Mit Recht wird in einigen Berichten hervor- 
gehoben, daß zwar eßbare Fische in manchen 
Gewässern häufig seien, daß aber bei der dünnen 
nur die in den Gebirgsbächen des 
Kamerunberg-Gebietes lebenden Fische in Frage. 
Die Bäche sind zum Teil sehr reich an Fischen 
  
Besiedlung der Gebiete die Transportschwierig- 
keiten eine allgemeinere Verbreitung dieses Nah- 
rungsmittels, selbst bei rationell betriebenem Fang, 
unmöglich machten. 
Bezüglich der Seefischerei gehen die An- 
sichten auseinander. 
Der Bezirksamtmann von Victoria äußert 
sich dazu, wie folgt: 
Im hiesigen Bezirk kommt für die Ausnutzung 
der Fischerei in erster Linie die See in Frage. 
Ich bin überzeugt, daß ein richtig geleitetes Unter- 
nehmen bei dem Fischreichtum auf dem Bimbia- 
flach, bei Kriegsschiffhafen und an der Küste 
zwischen Betika und der Mememündung sich ren- 
tieren müßte. Zeitweise, besonders in den Monaten 
Juli bis September, ist auch die Bucht von 
Bictoria reich an guten Fischen: Seehecht, 
Karpfen, Scholle usw. Das Unternehmen müßte 
so eingerichtet sein, daß es möglich wäre, die 
Fische in frischem Zustande in Duala und Victoria 
abzusetzen (Barkasse, Eis). Die nicht frisch ver- 
kauften Fische müßten getrocknet werden und 
könnten als Ersatz für die jetzt in so reichen 
Mengen eingeführten Stockfische leichten Absatz 
finden. « 
Die Eingeborenen der Küstendörfer betreiben 
den Fischfang im Meere eifrig, allerdings ohne 
Zwang auch nur insoweit, als die Fische für sie 
selbst nötig sind. Zum Verkauf bringen sie selten 
Fische. In den Monaten August und September 
zeigen sich an der Küste regelmäßig Walfssche 
(Potwale), die von den Botaleuten mittels Har- 
pune gejagt werden. Nach meinen Beobachtungen 
gelingt es ihnen, durchschnittlich drei im Jahre 
zu erlegen. Das Fleisch verzehren sie. 
Außer Fischen gibt es im Meere auch große 
Seeschildkröten. 
Auch die Station Rio del Rey berichtet 
vom Fischreichtum in der See, während das 
Hafenamt in Duala der Ansicht ist, daß im 
allgemeinen der Fischreichtum der Kameruner 
Gewässer von vielen Europäern überschätzt werde. 
Speziell über das Küstengebiet sagt der Bericht 
des Hafenamts: 
In der Brackwasserregion kommt eine Karpfen- 
art, nicht selten bis 10 kg schwer vor. Am 
wohlschmeckendsten ist eine Art von Seezunge, 
welche aber selten gefangen wird und wohl kaum 
für den Bedarf der Europäer ausreichen dürfte. 
Der Fang wird im Kamerunbecken an dem 
flachen Sand um Schlammbänke mit Schlepp- 
netzen, welche an Land gezogen werden, betrieben 
und wie oben mit Wurfnetz und Angel. In 
der trockenen Jahreszeit fischen einige Fischer- 
familien in dem nordwestlichen Kriekgebiet, in den
	        
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