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Bauwerk schon gar nicht zu passieren; das jen-
seitige Steilufer mußte man von einem Felsblock
aus mittels angelehnter Stangen, an denen man
emporkletterte, gewinnen. Das Hinüberbefördern
der Lasten machte erhebliche Schwierigkeiten.
Von jetzt ab wurde die Sache für uns inso-
fern schwieriger, als die Kaisprache hier zu Ende
war. Die Leute auch diesseits des Sopa sprechen
zwar schon einen anderen Dialekt, aber es sind
doch immer einige darunter, die Kai verstehen.
Wir mußten also einen Dolmetscher anwerben,
und gegen ein Buschmesser erklärte sich auch ein
junger Mann bereit, uns zu begleiten, obschon
jenseits des Flusses nach seiner Versicherung seine
Feinde wohnten. Aber einerseits setzte er in bezug
auf seine Sicherheit wohl einige Hoffnung in uns
und unsere Gewehre, anderseits ist in jener Gegend
ein Buschmesser ein sehr verlockender Artikel, der
hoch im Werte steht. So zogen wir denn weiter
los und erreichten auch gegen Abend das Dorf
Gulu Masuang auf 680 m Höhe. Alle Bewohner
waren ausgerissen bis auf eine junge Frau mit
einem kleinen Kind, die uns, anscheinend gar nicht
schüchtern, mit lebhafter Rede empfing. Die andern
Bewohner steckten, für uns unsichtbar, wie sich
nachher herausstellte, gar nicht weit davon im
Busch; sie wollten zusehen, was wir mit der Frau
anfingen und danach ihr Verhalten einrichten.
Das ist zwar mehr vorsichtig als ritterlich, ist
aber, wie ich selber mehrfach schon früher erfahren
habe, hier verschiedentlich Brauch. Geschmeichelt
konnten wir uns insofern fühlen, als sie dazu,
wie wir hernach feststellen konnten, wirklich das
schönste Exemplar einer Frau ausgesucht hatten,
über das sie verfügten, und wenn man von der
gut 5 mm dicken Schmutzkruste auf ihren Wangen
und sonstwo absah, mochte sie auch nach euro-
päischem Geschmack für passabel gelten. Als unser
Dolmetscher ihr den Zweck unseres Kommens er-
klärt hatte und wir unsere Tauschartikel sowie
die hohlen Bäuche unserer Jungen zeigten, rief
sie die übrigen Bewohner herbei, und ein gutes
Einvernehmen war bald hergestellt. Wir fingen
nun auch an, die Temperaturen zu messen und
hatten früh um ½9 Uhr beim Abmarsch 26 Grad
Celsius. Die Temperatur sank nun, je weiter wir
anstiegen; wir hatten um ½10 Uhr auf 800 m
26,5 Grad und ½11 Uhr auf 1000 m Höhe
26 Grad. Nachmittags ¾5 Uhr erreichten wir
auf gutem Wege 1466 m und hatten hier 25 Grad.
Von hier kamen wir dann auf 1230 m in das
Dorf Helianqueque, wo wir übernachteten. Tem-
peratur früh 8 Uhr 25 Grad Celsius.
Wir mußten nun in das tiefe Kuatal auf
sehr steilen Pfaden hinunter, und stellenweise war
die Gefahr groß, daß man durch sich in Bewegung
setzendes Gestein verletzt wurde. Der Fluß liegt
auf 540 m und war ganz ungeheuer reißend.
Er befördert an der Uüberschreitungsstelle mindestens
10 chm Wasser pro Sekunde. Wir überschritten
den Fluß auf einer primitiven Hängebrücke, die
aber sehr geschickt angebracht war. Beim über-
gang mußten Hände und Füße gebraucht werden,
und ein Blick auf das unten vorbeischießende
Wasser genügte, um sofort starken Schwindel her-
vorzurufen. Nachdem wir mit Gepäck und allem
glücklich hinüber waren, blieb nichts anderes übrig,
als von neuem zu klettern anzufangen, denn Ge-
birgszug erhebt sich hier hinter Gebirgszug. Den
Tag vorher hatten wir auf 1400 m Höhe die
ersten Fichten angetroffen. Die Nadeln derselben
mochten etwas kürzer und dünner als die bei den
europäischen sein, der Astbau und die Benadelung
an und für sich war aber den deutschen Fichten
vollkommen gleich. Die Berge, die wir zwischen
dem Kua und dem Bulong passierten, waren zum
weitaus größten Teil mit Gras bestanden. Um
¾¾10 Uhr erreichten wir wieder eine Höhe von
1570 m und hatten eine Temperatur von 23,5
Grad Celsius. Der Berg war bewaldet, und
Nadelhölzer kamen hier schon ziemlich häufig vor.
Wir konnten drei Arten feststellen. Unsere Leistungs-
fähigkeit im Bergsteigen hatte, trotz der oft sehr
schwierigen Wege, ganz bedeutend zugenommen,
was teils auf die Übung, teils auf die günstigere
Temperatur zurückzuführen war. Mit dem weiteren
Vordringen ins Gebirge nahm auch unser Appetit
zu, und wir konnten in bezug auf Essen ganz
Ungeheuerliches leisten, so daß ich mich geniere,
die Quantitäten zu verraten, die wir jeweils ver-
schlangen. Eingeborene können nach dieser Rich-
tung hin auch etwas zuwege bringen, aber wir
gaben ihnen nichts mehr nach.
Dieser Zustand war aber nicht vorübergehend,
sondern hielt an, so daß wir schließlich unsere
Reise, trotz der damit verbundenen körperlichen
Anstrengungen, als sehr gute Erholung betrachten
konnten. Moskitos bemerkten wir nicht, aber da-
für machte sich bald eine andere Plage geltend,
und das waren die Flöhe. Diesen Tierchen sagt
das Höhenklima auch entschieden besser zu als die
heiße Küste, denn die Hunderte, die wir schließlich
mit herausbrachten, verschwanden in zwei Tagen,
als wir wieder im heißen Küstengebiet waren.
Ich werde nicht verfehlen, mich bei künftigen,
ähnlichen Touren reichlich mit Insektenpulver zu
versehen. Mit spätem Abend erreichten wir das
Dorf Simisaum auf 1060 m Höhe, wo wir auch
übernachteten. Es ist bei derartigen Expeditionen
immer zu beachten, daß man möglichst Dörfer
zum Lagern zu gewinnen sucht. Erstens bekommt
man für seine Leute zu essen, und das Handels-
geschäft ist sehr geeignet, das Vertrauen der Leute
zu gewinnen; zweitens kommt man leichter dazu,