Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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gebieterisch dazu zwingt, ohne Verzug an die 
künstliche Erschliehung von Wasser zu gehen. Die 
heologische Formation läßt Wassererschließung durch 
Bohrung überall aussichtsvoll erscheinen. 
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Kamerun. 
Die Entwicklung Nordhameruns. 
Von Oberleutnant Dühring. 
(Mit drei Abbildungen.) 
Nordkamerun ist in wirtschaftlicher Beziehung 
von den anderen Teilen der Kolonie vollkommen 
Unabhängig und getrennt. Seine Lebensader ist 
er Benue, dessen bedingte Schiffbarkeit erst die 
Uusschliehung dieses Gebiets für den Welthandel 
ermöglichte. Obgleich die Luftlinie zum Kamerun- 
Becken die kürzeste Verbindung mit der See dar- 
stellt ist es doch wegen der Geländeschwierigkeiten 
is heute noch nicht gelungen, hier einen brauch- 
waren Handelsweg zu schaffen. Auch der Benue 
Merst in jüngster Zeit als solcher erkannt und 
ausgenutzt worden; vorher war nur der Handels- 
*# durch die große Wüste bekannt — die einzige 
erbindung der alten Haussa= und Tschadseestaaten 
it der europäischen Kulturwelt. Trotz der 
wannigfachen Gefahren und vielen Opfer wurde 
aar weite Weg nicht gescheut, denn jene fernen 
änder lieferten Tausende und Abertausende von 
Uaven, das wertvollste Handelsobjekt damaliger 
eiten. Tatsächlich verschwanden die anderen 
wenigen Produkte, wie Elfenbein, gegen diese 
ingeheure Menschenware, welche trotz aller Fähr- 
schkeiten reichen Gewinn brachte. 
Die ersten europäischen Handelsversuche be- 
szumen damit, daß man kleine Dampfer den Fluß 
Eiauf schickte, welche dort einige Zeit liegen 
eben und vor allem Elfenbein aufkauften. Der 
Dioval Niger Company gelang es 1892, bei Yola 
ine Faktorei anzulegen, während dies im deut- 
chen Gebiet erst nach der Unterwerfung und 
oltupation des Landes möglich war. Und zwar 
am hier der Vorstoß vom Süden, indem die 
Wid Randad & Stein im Jahre 1904 in 
gaumdere") eine Faktorei aufmachte, die von 
milbi aus geleitet wurde. Die Haussa, welche 
amt Zeugen oder Rindern Kautschuk im Busch 
sehbuften und zur Faktorei brachten, hatten sich 
ben schnell in die Rolle von Zwischenhändlern 
sünden. In der ersten Zeit wurde für das 
ailo Kautschuk nur etwa 20 Pf. bezahlt; trotzdem 
2 
Schre 
—. 
). Nach meinen Erkundigungen ist die richtige 
ibart: Agaundkre. 
  
war der Andrang der Händler so groß, daß der 
eine Faktorist nur mit Mühe die Handelsgeschäfte 
bewältigen konnte. Dieser Kautschuk stammte aber 
Enur zum geringsten Teile aus Adamana, die 
Hauptmasse kam aus Gegenden, die man schon 
zum Süden Kameruns rechnen muß. Sehr bald 
zeigte es sich, daß man zur Erschließung Ada- 
mauas den Wasserweg des Benue benutzen mußte. 
Dies hatte zur Folge, daß einer der Inhaber der 
Firma Randad & Stein ein neues Geschäft unter 
seinem Namen (L. Pagenstecher & Co.) mit dem 
Hauptsitz in Garua aufmachte. 
Garua hatte schon vor unserer Zeit eine ge- 
wisse Bedentung als Benue-Übergang gehabt, 
woraus sich dort auch ein kleiner Markt entwickelt 
hatte. An und für sich war der Ort ganz un- 
bedeutend; selbst der Lamido residierte in dem 
eine Stunde entfernten Leinde. Dies änderte sich 
mit einem Schlage, als durch die Einrichtung der 
Residentur der Ort zur Hauptstadt von Deutsch- 
Adamaua erhoben wurde. Das entscheidende 
Moment war, daß der Platz neben seiner zentralen 
Lage in erster Linie den Endpunkt der guten 
Schiffbarkeit darstellt. Diese ist, wie schon gesagt, 
eine bedingte, indem der Fluß, etwa vom 15. 
August bis 15. Oktober, bis Garna für Dampfer 
befahrbar ist, die bei hohem Waseserstande und 
entsprechendem Bau bis 800 Tons groß sein 
dürfen. In der übrigen Zeit des Jahres können 
(abgesehen von April und Mai in sehr trockenen 
Jahren) teils kleine Dampfer, teils Kanus ver- 
kehren. Hieraus erhellt die Bedeutung Garnas 
als Stapelplatz und Handelszentrale für Deutsch- 
Adamaua. Diese Umstände veranlaßten auch die 
Niger Company Ende 1906 dort eine Nieder- 
lassung anzulegen, um das deutsche Gebiet zu 
bearbeiten. Sehr bald zeigte sich, daß das gute 
Kautschukgeschäft der ersten Jahre nicht anhaltend 
war. Denn mit der Erschließung von Süd- 
kamerun drang die Konkurrenz von dort in die 
Gebiete nördlich Bertua vor, die früher von den 
Händlern aus Ngaumdere besucht wurden. Mit 
dem Einkauf an Ort und Stelle ging dann die 
Zufuhr nach den weiter gelegenen Orten Ngaum- 
dere und Garua zurück. Jedoch hatten die einmal 
begonnenen Handelsbeziehungen zwischen den nörd- 
lichen und südlichen Stämmen eine erfreuliche, 
andauernde Folge. Die Bewohner der Land- 
schaften Baia und Makka, welche durch das Ein- 
greifen der örtlichen Behörden ihren bisher un- 
gestörten Genuß an Menschenfleisch beeinträchtigt 
sahen, hatten an dem Adamana-Vieh Geschmack 
gefunden. Es entwickelte sich hiermit ein schwung- 
hafter Handel, ein erster Schritt zur Verwertung 
eines hervorragenden Landesproduktes durch Ab- 
satz in anderen Teilen der Kolonie. Auf Grund 
von Zählungen wird der Viehbestand Nord- 
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