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Kolonialwirtschaftliche Oitteilungen.
Eime Dienstreise nach Oschang.“)
Von Dr. H. Bücher.
(Mit drei Kartenstizzen und vier Abbildungen.)
In Gemeinschaft mit dem stellvertretenden Gou-
verneur Geheimrat Hansen und dem Sekretär
Mühling wurde die Reise am 17. April 1909 von
He aus angetreten. Der äußere Verlauf der Reise
i
t kurz folgender:
17. April Fahrt mit der Manenguba-Eisenbahn
bis zur Gleisspitze bei Palapa; 18. April Mursch von
Palapa nach Adung ; 19. April Marsch von Ndunge
nach Barsametu; 20. April Marsch von Barsametu
nach Bare; 21. April Aufenthalt auf der Station
Bare; 22. April Marsch nach Esäku; 23. April Marsch
von Esäku nach Mbo; 24. ril Marsch von Mbo
nach Fossong -Wendschen; 25. April Marsch
Fossong-Wendschen nach Dschang; 26. April B
des Vorwerks Djuttitsa; 29. April Antritt des Rück-
marsches nach Mbo, sodann in Eilmärschen zur Küste
(Duala) infolge des Eintreffens der Nachricht von
dem Ausbruch des großen Kamerunberges.
Für mich persönlich war die Reise hauptsächlich
eine informatorische. Infolge der großen Tage-
märsche und vor allen Dingen des überaus schnellen
Rückmarsches (in 4 Tagen von Dschang zur Küste)
sind meine gigenen. Beobachtungen sehr läckenhaft.
Diesen Nachteil habe ich versucht dadurch auszuglei-
chen, daß ich mein Augenmerk nur auf solche Fragen
richtete, mit denen ich mich seit längerer Zeit be-
schäftige und in denen mir die Grundzüge bekannt
waren. Das sind:
1. Landwirtschaft der Eingeborenen, und 2. Ver-
breitung und Nutzung der Olpalme. über diese letztere
Frage ist ein Spezialbericht angefügt.“")
Während des Aufenthaltes auf der Station
Dschang hatte ich Gelegenheit, einen Galim-Jungen,
der dort als Viehwärter beschäftigt war, bei der Her-
stellung der bekannten Haussah-Matten zu beobachten,
auch konnte ich mir die Verarbeitung es Rohmate-
rials (Phönixblätter) genauer ansehen. Dieses sowie
einige Beobachtungen über Raphien habe ich in einem
besonderen Berichte niedergelegt.“") ·
Die Angaben in diesen Berichten und im folgen-
den stützen sich zum großen Teil auf Aussagen der
betreffenden Stationsbeamten; insbesondere bin ich
Oberleutnant Rausch für seine Angaben zu großem
Danke verpflichtet.
*) Der vorliegende Bericht wurde kurz nach Be-
endigung der Reise verfaßt. Der Abdruck hat sich durch
Nachforschung nach fehlenden Anlagen im Schutzgebiet
und Einholen von Gutachten über die eingereichten Ge-
flechtsproben verzögert. Oberleutnant Rausch, der
die Station Dschang gegründet und bis jetzt geleitet
hat, hatte die Freundlichkeit, einige ergänzende Bemer-
kungen inzu uUsügen; diese sind an den betreffen-
den Stellen als Fußnoten eingedruckt und mit R. ge-
deichnet.
**) Bericht über die Olpealmenbestände im Dschang-
bezirk (s. u.).
*#) Möglichkeit der Ausnutzung der Raphiabestände
sowie einer Phönixart der Savannenländer (s. u.).
von
Landwirtschaft der Eingeborenen.
a. Postenbezirk Bare.
Die Landwirtschaft der Eingeborenen längs der
Bahnstrecke der Nordbahn ist in ihren Grundzügen
WMenthalben dieselbe, es ist die Wanderwirtschaft der
Waldlandvölker, wie ich sie für die Bakwiri in meinen
„Beiträgen zur Regelung der Kautschukfrage“ genauer
beschrieben habe. In den Einzelheiten zeigen sich
jedoch schon jenseits Lum beträchtliche Unterschiede
von den Bakwiri und den benachbarten Duala. Die
Bodenbearbeitung ist intensiver, und der Anbau man-
nigfaltiger. Die Eingeborenen beginnen, nachdem der
Busch oder das Gras geschlagen ist, zunächst damit,
daß sie in dem zu bestellenden Felde Erdhaufen von
etwa 1 m. Durchmesser und 50 cm Höhe errichten.
Im Februar und März, an manchen Stellen auch noch
in dieser Zeit (April), werden nun die Pflanzen bzw.
Samen wie folgt auf diesen Hügeln gepflanzt:
1. Mais, Makabo, Batate; 2. Mais, Planten; 3. Ba-
tate und Planten; 4. Erdbohnen, Mais. (Siehe hier
die beigedruckte schematische Zeichnung 1.)
Makabo und Erdbohnen habe ich auch östers in
Reinkultur angepflanzt gefunden. ur Bearbeitung
Abb. 1. Schema der Pflanzweise in den Landschaften
am Kupe-- und Nlonako-Berge.
J. I.
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