Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Für die ständige Ausstellung hat das Komitee 
bereits eine Reihe bedeutender Maschinen= und 
Gerätefabriken gewonnen. Die auszustellenden 
Maschinen und Geräte bleiben zum Teil Eigentum 
der Aussteller; zum Teil sind sie auch dem Ko- 
mitee zur freien Verfügung gestellt. Eine Platz= 
miete für die ausstellenden Firmen gelangt nicht 
zur Erhebung. 
Unter den Ausstellungsgegenständen seien u. a. 
genannt: Pflüge verschiedener Systeme, wie Uni- 
versal-, Schwing-, Hack-, Häufel= und Stelzrad- 
pflüge, Eggen, Baumwollkultivatoren, verschiedene 
Geschirre für Maultiere und Ochsen, Maschinen 
und Geschirre für den Molkereibetrieb, verschiedene 
Geräte für den landwirtschaftlichen Betrieb, 
Baumspritzen u. a. 
Eine Halle von etwa 20 m Länge und 15 m 
Breite hat das Gouvernement dem Komitee für 
die Ausstellung kostenlos zur Verfügung gestellt. 
Bestellungen auf Maschinen und Geräte müssen 
natürlich von dem Interessenten direkt bei dem 
Aussteller oder bei einer in der Kolonie ansässigen 
Handelsfirma erfolgen. Das Komitee kann nur 
in Ausnahmefällen die Vermittlung übernehmen. 
* 
Mit der Ausbreitung des Baumwollbaus in 
Deutsch = Ostafrika Schritt haltend, haben das 
Komitee und Interessenten im Laufe der letzten 
Jahre eine Reihe von Baumwollentkörnungs- 
anlagen in Deutsch-Ostafrika eingerichtet, und 
zwar naturgemäß vorwiegend au der Küste und 
längs der Eisenbahnen, weil dort günstige Trans- 
portbedingungen vorhanden sind. Gleich günstige 
Transportbedingungen finden sich am Viktoriasee, 
der bekanntlich durch die Ugandabahn mit Mom- 
basa verbunden ist. 
Infolge des zunehmenden Baumwollanbaus 
im Bezirk Muansca hat sich die Hinaussendung 
einer Kraftentkörnungsanlage auch dahin als not- 
wendig erwiesen. Die erforderlichen Maschinen 
sind Anfang August nach Muansa verladen worden. 
Die Anlage besteht aus einer hydraulischen Ballen- 
presse mit Nachfüllvorrichtung und doppeltem Preß- 
pumpwerk, zwei Walzengins und einer Sattdampf- 
Hochdrucklokomobile von 15 PS. 
Die Kosten der Anlage belaufen sich frei Muansa 
auf etwa 17.000 bis 18 000 4. 
Der Betrieb der Ginanlage wird durch das 
Komitee erfolgen. Die Ausstellung der Anlage 
und der Betrieb geschieht unter der Leitung des 
vom Komitee hinausgesandten Technikers unter 
Kontrolle des Bezirksamts Muansa. 
  
Die zunehmende Baumwollproduktion in 
Deutsch-Ostafrika, die pro 1910 voraussichtlich 
ein Quantum von 1500 bis 2000 t Baumwollsaat 
liefern wird, hat das Komitee zur Prüfung der 
Frage veranlaßt, ob es nicht an der Zeit ist, die 
Verarbeitung von Baumwollsaat an Ort und 
Stelle in Deutsch-Ostafrika zu Baumwollsaatöl 
und -kuchen in Erwägung zu ziehen. 
Nach den eingeholten Kostenanschlägen würde 
eine Anlage, die in der Lage ist, 2t Baumwoll= 
saat in zehn Arbeitsstunden zu verarbeiten, nach 
Ostafrika gelegt und ausgestellt rund 40 000 /# 
kosten. Weiteres Material hat das Komitee von der 
British Cotton Growing Association erhalten, die 
in dieser Frage bereits praktische Erfahrungen in 
Afrika gesammelt hat. Eine Anlage, die von der 
British Cotton Growing Association in Lagos auf- 
gestellt ist und 4 t pro Tag verarbeitet, hat auf- 
gestellt etwa 55 000 .4 gekostet. Die Leistung 
der Olmühle in Lagos belief sich bei 7 t Saat 
auf 6½ t Kuchen und ½t Ol. Ol und Kuchen 
wurden nach England zum Verkauf gesandt und 
ergaben bei der Verarbeitung von 700 t Baum- 
wollsaat einen Nettoverlust von rund 35 000 
Bei den Lagos-Olkuchen waren übrigens die Kosten 
für Fracht und Spesen höher als der erzielte 
Erlös. In Uganda, wo die British Cotton Gro- 
wing Association durch die Uganda-Company eine 
gleiche Anlage wie in Lagos aufgestellt hat, soll 
das Unternehmen ebenfalls nicht nutzbringend 
arbeiten. 
Diese Tatsache hat das Komitee veranlaßt 
vorläufig von der Aufstellung einer Baumwoll 
saatölmühle in Deutsch-Ostofrika abzusehen und 
weitere Erfahrungen der British Cotton Growing 
Association und der Uganda-Company, die ihr 
Material liebenswürdigerweise zur Verfügung stellen 
werden, abzuwarten. 
Kapok. 
Auch die Kapok= und Kalotropis-Frage 
war Gegenstand der Verhandlungen. 
Unter den kolonialen Faserstoffen hat der 
Kapok in der letzten Zeit immer mehr an Inter#- 
esse gewonnen. Auf Grund seiner Elastizität, dit 
ihn zu Polstermaterial geeignet macht, und u 
Grund seiner Fähigleit, bei großer Leichtigle 
nur wenig Wasser aufzunehmen, wodurch er si 
besonders für Rettungsgürtel eignet, ist sein Absah 
gebiet bereits groß geworden und anscheinen 
noch bedeutend ausdehnungsfähig. 
Kapok wird bisher in ansehnlichen Mengen 
in Holländisch-Indien, zum Teil auch plantagen, 
mäßig, gewonnen, daneben auch in Deuts 
Ostafrika, wo die Ausfuhr 1909 etwa 20 t betrut
	        
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