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auch auf das Samarkand= und Kaspigebiet, ebenso
das Transkaukasische in vollem Maße zu, nur
mit dem Bemerken, daß in den beiden genannten
Gebieten der Faserstoff in manchen Gegenden
bei seiner ausgezeichneten Qualität etwas kürzer
sein dürfte als im vorigen Jahre infolge des
unzureichenden Begießens der Plantagen mit
Irrigationswässern. Im Syr-Darja-Gebiet hat
der im Tschimkensker Kreise zu Ende Juli wehende
sengende Wind die Baumwollstanden sehr be-
schädigt, indem er ihre Blüten herabwehte und
auf diese Weise die Hoffnungen auf einen reich-
lichen Baumwollertrag in diesen Distrikten ver-
minderte. In den anderen Teilen des Gebietes
sind die Aussichten für den Ertrag sowohl in
qualitativer als auch gquantitativer Beziehung
ausgezeichnet und besser als im vorigen Jahre.
Endlich wird auch in Buchara ein sehr guter
Baumwollertrag erwartet. Die Anbaufläche ist
aber dort sehr erheblich eingeschränkt (in manchen
Fällen um 40 v. H.) infolge des Mangels an
Pflanzen und der Teuerung des Weizens und
des Getreides im Jahre 1911. Bemerkt sei noch,
daß die Heuschrecke den Baumwollpflanzen in
diesem Jahre im allgemeinen wenig Schaden im
Turkestan und in dem Transkaukasus zugefügt hat,
überhaupt haben die Baumwollstauden wenig
durch Schädlinge gelitten. Anderseits sind aus
verschiedenen Gegenden der russischen Baumwoll-
gebiete Klagen über das Auftauchen von Fäulnis,
Rost und anderer Krankheiten (im Gouv. Eriwan)
eingetroffen, doch konnten diese Krankheiten keine
zu gefährlichen Dimensionen annehmen, um den
Baumwollplantagen irgendeinen besonderen Scha-
den zuzufügen.
(St. Petersburger Herold.)
Vermischtes.
Im. 0 r
Deutsche siolonlalschule in Witzenhausen-Wilhelmshof,
")
Die Deutsche Kolonialschule in Witzenhausen
hat sich im abgelaufenen Schuljahr (1. April 1911
bis 31. März 1912) stetig und ruhig weiter-
entwickelt. Aus der Einrichtung des bisherigen
Frauenschulhauses als Praktikantenhaus haben sich
verschiedene Vorteile in der Verteilung und Er-
ziehung der Schüler ergeben. Bei dem großen
Andrang zu der Schule war es nicht möglich, die
Schülerzahl auf der im Jahre 1909 festgesetzten
Höchstzahl von 70 zu halten. Durch die Ver-
mehrung der Schülerzahl wird auch die finanzielle
Leistungsfähigkeit verbessert. Trotzdem hatte die
Anstalt mit der Sorge um den nötigen Ausgleich
zwischen Einnahmen und Ausgaben ernstlich zu
kämpfen, so daß die Schule sich mit einem Aufruf
um Beiträge an weitere Kreise des deutschen
Volkes wenden mußte. Das Ergebnis hat aber
nicht den Hoffnungen entsprochen. Trotz des
Reichszuschusses und dieser Beiträge und einer
durch die Fürsprache des Reichs-Kolonialamtes
vermittelten besonderen Zuwendung, schließt das
abgelaufene Jahr mit einem Fehlbetrage von
2192 1¼ ab, durch den der Gesamtverlust sich
auf 15 100 erhöht. Zur Beschaffung der
nötigen Betriebsmittel mußte bei der Landes-
Kreditkasse ein Darlehen von 13 400 “ auf-
genommen werden. Dem Erwerbswert der Grund-
stücke und des Inventars von 951 324 stand
*) Aus dem Rechenschaftsberichte für das Jahr
1911•12.
am Schlusse des Berichtsjahres ein Buchwert von
903 918 “ und nach sachverständiger Schätzung
ein wirklicher Wert von 1294675 .KM gegenüber.
In der Schulabteilung waren infolge von größeren
Ausbesserungs= und Anderungsarbeiten größere
einmalige Aufwendungen notwendig. Der Lehr-
und Pensionspreis wurde etwas erhöbt. In der
Handwerksabteilung wurden einige für den Ge-
samtbetrieb, besonders für die Landwirtschaft und
Gärtnerei notwendige Arbeiten durch eigene
Arbeitskräfte ausgeführt, so vor allem ein Kalt-
haus im Anschluß an die Gewächshäuser. In der
landwirtschaftlichen Abteilung wurde auf 612
Morgen eine Erute im Werte von 57169 77
erzielt. Der Viehbestand war am 31. März 1912:
11 Ackerpferde, 6 Reit= und Wagenpferde, 2 Fohlen,
39 Kühe, 3 Bullen, 17 Rinder, 8 Kälber, 371
Schafe, 62 Schweine. Die Milchwirtschaft hat
einen Gesamterlös von 43267. (i. V. 43 157.7/)
erbracht. Der Gärtnereibetrieb hatte noch mehr als
der landwirtschaftliche Betrieb unter den ungünstigen
Witterungsverhältnissen zu leiden. Dagegen hat die
Forstwirtschaft sich im ganzen erfreulich entwickelt.
Bis Ostern 1912 waren im ganzen 491
Schüler durch die Kolonialschule gegangen. Da-
von haben sich nach Deutsch-Südwestafrika 123,
nach Deutsch-Ostafrika 70, nach Deutsch-Neu-
Guinea 11, nach Kamerun 23, nach Samoa 12,
nach Togo 10, nach Kiantschon 1, nach der
Südsee (Marianen) 1 und in sonstiges Ausland
102 gewendet. Deutsche Landwirte wurden 21,
deutsche Kaufleute, Beamte, Offiziere 11.