Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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forschung der Grundwasserverhältnisse und Untersuchung 
auf Verwendbarkeit für eine bessere Wasserversorgung 
Rabauls. 
Abgabe von Sämereien, jungen Pflanzen, 
Früchten und botanischen Präparaten. 
Aus dem Versuchsgarten wurde kostenlos Pflanz- 
und Saatmaterial abgegeben. Es sei jedoch hervor- 
geboben, daß nach Moglichkeit ein Austausch von 
Pflanzen und Sämereien angebahnt wurde, wodurch 
dem Garten einige neue Pflangen zugeführt worden sind. 
An zwei Tagen werden wöchentlich auf Wunsch 
Früchte kostenlos abgegeben. 
An das Botanische Museum in Dahlem wurde 
eine Sammlung von Heilpflanzen der Eingeborenen 
aus der Umgebung von Rabaul abgesandt. Ferner 
wurden Präparate von Pflanzen, Blüten und Früchten 
sowie Rohprodukte und Schädlinge, besonders ver- 
schiedene Schildläuse, als Anschanungsmaterial an das 
Oamburger Kolonialinstitut sowie an die Universität 
Jena überwiesen. . 
Eingesandte Präparate von erkrankten Blättern 
und Früchten wurden von dem Königlich Zoologischen 
Museum in Berlin bestimmt, wie folgt: 
1. Auf den Blättern: Aspidiotus destructor Sig. 
2. Auf den Früchten: Chrysomphalus Ficus Astm. 
und Lepidosaphes macgregori Bunks. 
3. Auf dem Fruchtstiel: Lepidosaphes gloviri 
(Tack) Kirk. 
Neuanlagen. Zwecks Anlage einer kleinen Höhen- 
station (450 m) auf der Nordtochter wurden für den 
botanischen Garten 2 bis 3 ha Land angekauft. 
Der Palmengarten wurde, bis an die Südgrenze 
des Gartens, um 1¼ hn vergrößert. Die Vorarbeiten 
beanfspruchten viel Zeit und Arbeitskräfte, da das Ge- 
lände von Alang-Alang völlig überwuchert war. In 
diesem Teil des Gartens werden von Buitengorg ein- 
geführte Palmen ausgepflanzt. 
Für den Obstgarten wurde ein neues Stück Land 
geklärt und mit neuen Obstgehölzen besetzt, die in 
Wardschen Kästen aus dem Botanischen Garten in Dahlem 
nach hier überführt worden waren. 
Die anhaltende Trockenheit in den Monaten April 
bis Juni hat leider einen großen Ausfall unter den 
Obstgehölzen herbeigeführt. Den jungen Pflanzen 
konnte infolge Wassermangels keine Pflege zuteil werden 
Mit Divi-Divi wurde ein neues Versuchsfeld be- 
stellt; infolge der mehrmonatigen Dürre waren un- 
unterbrochen Nachpflanzungen erforderlich. 
Mit der gelben wie mit der schwarzen Sojabohne 
wurden mehrere Anpflanzungsversuche vorgenommen. 
Der Erfolg war weder in der trockenen noch in der 
regenreichen Zeit günstig. Eine weitere Auedehnung 
der Kultur erscheint aus diesem Grunde nicht aus- 
sichtsvoll. 
Aus den ersten Samen der im Garten befindlichen 
Olpalmen konnten junge Palmen herangezogen 
werden, mit denen ein geschlossenes QJnartier bestellt 
worden ist. 
Ein weiteres Stück Land, das Nutzpflanzen 
der Eingeborenen aufnehme. soll. ist in Angriff ge- 
nommen. Bis jetzt sind aus den Inselgebieten ver- 
schiedene Brotfruchtbaumarten angepflanzt, die von den 
Eingeborenen als Nahrungemittel bevorzugt werden. 
Besondere Aufmerksamkeit wird der Anpflanzung 
geeigneter Futtergräser zugewendet. Gut gedeiht 
Paspalm dilatatum. Am Ende des Berichtsjahrs wurden 
Aussaaten vorgenommen von Dnl##lis glomerata. 
  
Lolium italicum, Bromus Schraderi. Ein abschließendes 
Urteil über den Ausfall der Versuche ist zur Zeit 
nicht möglich. 
Altere Kulturen. Bergreis. Die Reiskultur 
hatte im vergangenen Jahr nicht den gewünschten Er- 
solg aufzuweisen. Man hat die Beobachtung gemacht, 
daß durch mehrfache Aussaat von hier gezogenem Reis 
viele Samen unentwickelt bleiben. Die Einführung 
neuen Saatguts wird deshalb öfters notwendig. Die 
mehrmaligen Anpflangungeversuche haben zu dem Er- 
gebnis geführt, daß der Bergreis im Schutzgebiet 
sowohl auf dem sandigen Bimssteinboden wie auf dem 
kalkhaltigen Lehmboden Bainingens wohl gedeiht, daß 
aber der Ertrag dieser Kultur im Vergleich zu anderen 
Kulturen in keinem Verhältnis zur ausgewendeten 
Mühe und zu den Betriebskosten steht. Im Garten 
wurden mehrmals Reisaufbereitungen vorgeführt, wozu 
Poligeisoldaten, Gonvernementsarbeiter, die Schüler 
der Regierungsschule und freie Eingeborene Zutritt 
hatten. Das Mißtrauen der Eingeborenen gegen diese 
Kultur ist noch nicht geschwunden, und sie werden sich 
ihr wohl schwerlich zuwenden. Ihre Einwendungen, daß 
Vögel und Schweine in der Reiskultur großen Schaden 
anrichten würden, sind nicht ohne weiteres von der 
Hand zu weisen. 
Knollengewächse. Von den Knuollengewächsen 
fand die Süßkartoffel (lpomoea Batatas) als Unter- 
pflanzung in den Versuchsquartieren zur Unterdrückung 
des Unkrauts Verwendung. Pachyrrhizus tuberosus 
wächst zwar gut, der Anbau hat jedoch keine Zunahme 
erfahren, da die Knolle sowohl wie die Bohne durchaus 
nicht schmackhaft sind. 
Die Eingeborenenkulturen Taro, Nams und Maniok 
kommen zur Zeit fast nur für den lokalen Markt in 
Frage, da die Eingeborenen sich schwer daran gewöhnen, 
über den Eigenbedarf hinaus anzubauen. 
Genußmittel. Kakao. Auf den beiden Kakao- 
quartieren wurden zunächst Bananen als Schatten- 
spender angepflangt. Diese haben während der an- 
haltenden Dürre vollauf ihren Zweck erfüllt und den 
jungen Pflanzgen genügend Schatten gegeben. Gleich- 
zeitig ist aber den Kakaopflänzchen durch die stärkere 
Beschattung reichlich Luft und Licht entzogen worden, 
so daß die beiden Nakaosorten kein besonders günstiges 
Wachstum zeigen. Das Forasteroquartier konnte vor- 
läufig nicht weiter ausgebaut werden, da aus den bo- 
tanischen Gärten in Singapore und Buitengorg kein 
Pflanz= oder Saatmaterial von echtem Forastero-Kakao 
zu bekommen war. 
Zum Unterschied von den beiden genannten Quar- 
tieren des Criollo= und Forastero-Rakao ist der Boden 
des Qnartiers für Bastard-Kakao (Criollo —# Forastero) 
zu steinig: außerdem erhält dieses Versuchsfeld Be- 
schattung im Osten durch Buschbestand, im Westen von 
einer hohen Erdwand. Das kräftige Wachstum der 
Bastard-Rakaos erklärt sich neben der günstigen Ver- 
mischung der beiden Kakaosorten zweifellos aus den 
beiden Unterschieden des Bodens und der Lage des 
Quartiers. 
Ein Düngungsversuch mit Chlorkalium. Super- 
phosphat und schwefelsaurem Ammoniak hatte bei einem 
fünfjährigen Kakaobaum überraschenden Erfolg. Zwei 
Criollo-Bäumchen aus Nicaragua haben sich kraftig 
entwickelt und werden im kommenden Jahr die ersten 
Früchte liefern. 
liber Raffee ist nichts zu berichten. Mit Tee 
kann später auf der Höhenftation ein kleiner An- 
pflan zungsversuch vorgenommen werden. 
Gewürzpflanzen. Auf dem Muskatunß-Qnartier 
sind die jungen Pflanzen während der Dürre zum
	        
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