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damit der Farmer von der dauernden Besorgnis,
es könne ihm plötzlich gekündigt werden, befreit
würde und wahrscheinlich auch das Geld billiger
bekommen würde.
Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Siller
erklärt, lediglich in seiner privaten Eigenschaft
als Mitglied der Genossenschaftsbank in Windhuk
das Wort ergreifen zu können. Er kenne die
Verhältnisse dieser Bank aus eigener Anschauung.
Er sei der Bank zuerst mit Mißtrauen gegen die
Aussichten ihrer Wirksamkeit entgegengetreten, habe
aber an Ort und Stelle die Überzeugung erlangt,
daß sich für das genossenschaftliche Leben dort
ein sehr weites Feld bicte. Die Bank habe
außerordentlich günstige Erfolge erzielt. Sie ver-
danke das einmal ihrer guten Leitung, sodann
dem Umstande, daß sie mit der Wirtschafts-
genossenschaft der Farmer in Personalunion stehe.
Dadurch sei ihr eine ständige, eingehende Kon-
trolle möglich. In den anderen Bezirken des
Schutzgebietes fänden sich nur teilweise bescheidene
Ansätze zu gleichen Instituten.
In erster Linie sei wohl darauf Bedacht zu
nehmen, die genossenschaftliche Organisation auf
die anderen Bezirke des Schutzgebietes zu er-
strecken und sie etwa durch Schaffung einer
Zentralstelle im Lande auszubauen.
Es mache sich auch bereits im Lande selbst
ein gewisser Ausgleich geltend; im vorigen Jahre
seien verhältnismäßig ganz beträchtliche Beträge
bei der Bank eingezahlt worden.
Hinsichtlich der 3 200 000.% wolle er be-
merken: nach seinen Informationen handle es
sich überwiegend um einen ursprünglich zur Vieh-
bestockung und ähnlichen Zwecken ausgenommenen
Kredit, der dann in einen hypothekarischen Kredit
übergegangen sei. Die kaufmännischen Kreise
strebten danach, diesen Kredit frei zu bekommen,
um ihn zu Handelszwecken zur Verfügung zu
haben. Ein Teil der Kaufleute sei geneigt, die
hohe Preishaltung im Lande in erster Linie auf
den durch den hypothekarischen Kredit veranlaßten
Mangel von freiem Kapital zurückzuführen.
Herr Präsident Dr. Heiligenstadt: Er wende
sich zunächst der Frage zu, welche Jnstitute für
die Pflege des Meliorationskredits zu schaffen
seien. Dabei nehme er, wie er wiederholt her-
vorheben wolle, die hiesigen Verhältnisse zum
Muster. Für Meliorationen, die lediglich im
Interesse des einzelnen liegen, käme die freie
Genossenschaft in Frage. Seien die Meliorationen
für weitere Kreise von Nutzen, so sei zur Bildung
einer Zwangsgenossenschaft mit den Adjazenten
zu schreiten.
Die Genossenschaften im Deutschen Reiche
ließen sich in ganz beträchtlichem Umfange, ohne
Rücksicht auf die Art des gewährten Kredits,
Sicherungshypotheken hinter den Hypotheken der
Landschaft eintragen. Auch für Südwestafrika
dürfte es sich empfehlen, wenn die Genossen-
schaften, soweit angängig, darauf hielten, wenn
es nicht anders ginge, wenigstens hinter den Rest-
kaufgeldern und Siedlungsbeihilfen Sicherungs-
hypotheken zu erlangen.
Nach den Ausführungen des Herrn Geheim-
rats Siller halte er es für eine wichtige Aufgabe,
daß außer der Förderung des genossenschaftlichen
Kredits die genossenschaftlichen Bestrebungen auch
auf den anderen Gebieten, auf denen sich die
Genossenschaften betätigen könnten, gepflegt werden.
Die Farmer müßten aufgeklärt werden, für welche
Zwecke der Zusammenschluß zu einer Genossen-
schaft möglich sei und welche Kraft einem solchen
Zusammenschluß innewohne. Aus ihm häufig
zugehenden Berichten über Java habe er er-
sehen, daß dort mit gutem Erfolge mit der Grün-
dung von Genossenschaften begonnen sei.
In reichsdeutschen Verhältnissen seien die
ländlichen Genossenschaften zur Unterbringung
ihrer überflüssigen Gelder auf provinzielle Ver-
bandskassen geradezu angewiesen. Diese Verbands-
kassen bildeten den Mittelpunkt des genossenschaft-
lichen Lebens, erteilten Instruktionen und übten
eine ständige Kontrolle aus.
In Südwestafrika die Zentralstelle in genossen-
schaftlicher Form zu errichten, halte er nicht für
zweckmäßig, weil die Verhältnisse noch zu extensiv
seien; er halte daran fest, daß dies Institut am
richtigsten auf öffentlich-rechtlicher Basis errichtet
werde.
Was die 3200 000. “ betreffe, so habe er
Herrn Dr. Salomonsohn wohl richtig dahin ver-
standen, daß dieser Kredit, der der Niederschloag
nicht bezahlter Warenschulden sei, jetzt inkorporiert
werden solle. Ein Urteil, ob das richtig sei,
könne nur abgeben, wer die Verhältnisse des
Schutzgebiets kenne. Seine Ausführungen hätten
deshalb insoweit theoretischen Charak er. Auf
Grund seiner Kenntnis der hiesigen Verhältnisse
müsse er sich aber ganz entschieden gegen eine
solche Maßnahme aussprechen. Gerade die In-
korporierung rein persönlichen Kredits habe zum
erheblichsten Teil die Verschuldung der deutschen
Landwirtschaft herbeigeführt; sie habe früher er-
solgen müssen, weil keine Organisation für Ge-
währung von ländlichem Personalkredit vorhanden
gewesen sei. Erst durch das Eintreten der Ge-
nossenschaften hätten dann diese Schulden wieder
beseitigt werden können. Die Umwandlung von
Schulden, die nicht den Charakter der Besitzschuld
trügen, in Hypotheken lasse sich nicht rechtfertigen.
Auch die Wissenschaft vertrete diese Auffassung;
insbesondere habe der Verein für Sozialpolitik