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u. dgl.) tätig gewesen. Ein Teil der letzteren sei
dabei zu einem gewissen Wohlstand gelangt; an-
dere aber, denen das nicht geglückt sei, hätten sich
entweder mit untergeordneten Stellungen begnügen
oder das Schutzgebiet verlassen müssen.
Als dann die Versuche, Kakao und Kautschuk
anzupflanzen, günstig ausgefallen seien, seien
einige größere Pflanzungsgesellschaften in Deutsch-
land und England gegründet worden, auch sei
ein Teil der Kaufleute und Händler, die einige
Mittel in Händen hatten, dazu übergegaugen,
Pflanzungen anzulegen; zugleich aber hätten auch
Leute ohne nennenswerte Mittel dies versucht.
Dabei sei ein sehr starkes Kreditbedürfnis hervor-
getreten, das aber bisher nicht habe befriedigt
werden können. Soweit dagegen größere Pflan-
zungsgesellschaften in Frage stünden, bestehe kein
Bedürfnis nach Kredit im Schutzgebiet, da diese
Gesellschaften entweder genügend Kapital hätten
oder doch sich Kredit in der Heimat verschaffen
konnten.
Da zugleich ein Mangel an kaufmännischem
Kredit bestehe, gingen die Bestrebungen in erster
Linie dahin, daß eine Bank im Schutzgebiet er-
richtet werde. Die Bestrebungen seien bisher
gescheitert, wohl weil man annehme, daß kein
genügender Umsatz zu erzielen sein werde. Neuer-
dings sei die Nachricht hierher gelangt, daß eine
anstralische Bank sich auf Samoa niederlassen wolle.
Daraufhin erneut unternommene Versuche, eine
deutsche Bank zur Errichtung einer Filiale in dem
Schutzgebiet zu veranlassen, seien erfolglos ge-
blieben. Es sei aber fraglich, ob es wirklich zur
Niederlassung einer australischen Bank in Samoa
kommen würde.
Ob sich durch die Bildung von Genossen-
schaften etwas erzielen lassen werde, sei sehr
zweifelhaft. Im Schutzgebiet lebten alles in
allem etwa 500 Weiße; hiervon seien ein großer
Teil Beamte, Angestellte der Firmen und Gesell-
schaften, Handwerker usw., die hier ausschieden,
so daß für einen genossenschaftlichen Zusammen-
schluß nur ein ganz geringer Personenkreis in
Frage komme.
Der Vorsitzende: Er müsse die Niederlassung
ciner ausländischen Bank auf Samoa als sehr
unerwünscht bezeichnen, zumal da in diesem Schutz-
gebiet an sich schon fremdländische Einflüsse sich
stark bemerkbar machten.
Herr Dr. Salomonsohn: Die Norddeutsche
Bank habe die Frage der Errichtung einer deut-
schen Bank auf Samoa eingehend geprüft, sei
aber zu dem Ergebnis gekommen, daß, da die
Hauptgesellschaft des Schutzgebiets, die Deutsche
Handels= und Plantagengesellschaft der Südsee,
keinen Kredit brauche und selbst Bankgeschäfte
mache, das Arbeitsfeld zu eng und die Spesen
zu groß sein würden.
Da niemand mehr das Mort wünschte, er-
klärte der Vorsitzende: Er könne den 1. Punkt
der Tagesordnung wohl als erledigt ansehen. Es
sei nunmehr Sache des Kolonialamts, auf Grund
des vielen Materials, das die Verhandlungen
gebracht hätten, die Angelegenheit weiter zu ver-
folgen. Er halte es für ungemein wertvoll,
wenn bei der weiteren Behandlung einige Mit-
glieder der Kommission zu einer Subkommission
zusammentreten und dem Amte mit ihrem Rate
zur Seite stehen würden; auch mit den Herren
Sachverständigen bitte er in Fühlung bleiben zu
dürfen.
Daraufhin stellten sich auf Wunsch des Vor-
sitzenden die Herren Generalkonsul v. Mendels-
sohn, Dr. Salomonsohn und Senator Strandes
zur Verfügung und auch die Herren Sachver-
ständigen sagten ihre weitere Mitwirkung zu.
Punkt 2: „Maßnahmen gegen unsolide kolo-
niale Neugründungen“ und
Punkt 3: „Förderung der Handelsbeziehungen
der deutschen Schutzgebiete mit dem
Mutterlande“
wurden von der Tagesordnung abgesetzt und ihre
Erörterung für die nächste Sitzung in Aussicht
genommen, weil beide Fragen nicht für brennend
gehalten wurden und die Herbeischaffung umfang-
reicheren Materials für wesentlich erachtet wurde.
Nachdem der Vorsitzende den Migliedern
der Kommission und den Sachverständigen noch
für ihre Mitarbeit in der Sitzung gedankt hatte,
wurde die Sitzung geschlossen.