Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Baumwollstationen in Togo. 
Zum Zwecke der Baumwoll-Saatzucht und 
Saatvermehrung hat das Kaiserliche Gouverne- 
ment zwei Baumwollstationen eingerichtet. 
Die eine, für die Bezirke Atakpame und Lome- 
Land bestimmt, befindet sich in Nuatjä, die 
zweite, für die Hinterlandbezirke, ist am 
Kamaa, 14 km ostnordöstlich von Bassari, 
gelegen. 
Die der Ackerbauschule angegliederte Baum- 
wollstation Nuatjä steht bereits in vollem Be- 
triebe. Diese Station hat in erster Linie die 
Verbesserung der Togo-Sea-Island-Baumwolle, 
die durch Verbastardierung in den letzten Jahren 
sehr an Güte eingebüßt hatte, in Angriff ge- 
nommen. Schon bei der letzten Ernte wurde die 
Saatauslese für die weiteren Züchtungsarbeiten 
mit größter Sorgfalt durchgeführt. 
Außerdem werden große Vermehrungsfelder 
angelegt, aus denen später der Bezirk Atakpame 
mit Saat versorgt werden soll. 
Um den an die Station Nuatjä zu stellenden 
erhöhten Ansprüchen betreffs Saatgewinnung ge- 
recht werden zu können, soll das Anbaugelände 
der Ackerbauschule um 100 ha vergrößert werden. 
Die Station am Kamaa hat den eigentlichen 
Zuchtbetrieb noch nicht aufnehmen können. Nach- 
dem nämlich die diesjährigen Anbauversuche von 
neuem das vollständige Versagen der Ne- 
glectum-Sorte ergeben haben, wird es vorerst 
Aufgabe der neuen Station sein, durch weitere 
vergleichende Anbauversuche die beste Sorte aus- 
findig zu machen. Dazu werden in der kommen- 
den Pflanzperiode folgende Arten und Sorten 
herangezogen werden: 
. Sokode-Sea-Island, 
. Togo-Sea-JIsland, 
. Küstenbaumwolle, 
u. Neglectum (alte Saat), 
. - (neue Saat), 
. Hinghanghat (neue Saat). 
Eine dritte Baumwollstation ist bekanntlich für 
den Bezirk Misahöhe geplant. Bevor jedoch 
der Platz für diese Station endgültig festgelegt 
werden kann, sollen nochmals an mehreren Orten 
des Bezirks größere Versuchsfelder angelegt wer- 
den. Dafür kommen zunächst in Betracht: die 
Orte Towe (in der gleichnamigen Landschaft) 
und Glikophe (in der Landschaft Atigbe). 
An beiden Plätzen werden je 10 ha mit aus- 
gesuchter Togo-Sea-Island bestellt werden. 
Endlich soll in Kpandu, um die teuren 
Saattransporte über das Agome-Gebirge zu 
vermeiden, eine Saatvermehrungsstelle ge- 
schaffen werden. 
————————2 
  
Die auf den Versuchsfeldern der drei letzt- 
genannten Plätze zu gewinnende Saat wird im 
Jahre 1913 zur Versorgung der Landschaft 
Adaklu dienen. 
Nachdem schon die letzte Baumwollernte im 
Schutzgebiet nach Urteilen heimischer Sachverstän- 
diger aus Handel und Industrie eine erfreuliche 
Verbesserung in der Qualität der Togo-Baumwolle 
hat erkennen lassen, ist zu erwarten, daß die 
neuesten Maßnahmen zu weiteren Fortschritten 
in dieser Richtung führen werden. 
1 
Über die Milchwirtschaft in Deutsch-Südwestakrika 
berichtet der Kaiserliche Gouverneur folgendes: 
Wesentliche Anderungen in der Lage und dem 
Umfange der Milchwirtschaft im Schutzgebiete 
sind im letzten Jahre nicht eingetreten. 
Die beschränkte Absatzmöglichkeit verhindert 
eine erhebliche Vergrößerung der Produktion, so 
daß nur in den von Bahnen durchschnittenen 
Bezirken sich eine erheblichere Milch= und Butter- 
erzeugung zu Verkaufszwecken entwickeln konnte. 
Der Ausdehnung der Milchwirtschaft im 
Schutzgebiet wirken auch die hohen VWiehpreise 
entgegen, welche die Farmer vielfach veranlaßt 
haben, die Milch zu verfuttern, um schwereres 
Schlachtvieh zu erhalten; ferner die in diesem 
Jahre ungewöhnliche Trockenheit, die häufig dazu 
zwang, die-Milch den Kälbern zu lassen. 
Molkereien befinden sich nur in der Stadt 
Swakopmund. Sie beziehen die Milch teils 
aus dem Innern, teils haben sie eigene Milch= 
kühe in Swakopmund stehen. Butter und Käse 
wird dort nicht bereitet. In den übrigen Teilen 
des Schutzgebiets haben sich Molkereien nicht 
entwickeln können, weil bei den großen Ent- 
fernungen der Farmen ein weiter Transport der 
Milch auf Wagen unvermeidlich wäre, den diese 
nicht verträgt. 
Das Hauptgebiet für die Milchwirtschaft ist 
nach wie wie vor die Mitte des Schutzgebiets. 
Von dort wurde frische Milch in größerer Menge 
versandt, vornehmlich aus den Bezirken Karibib 
(77 500 Liter) und Omaruru und dem Distrikt 
Okahandja. In letzterem Bezirke versendet 
seit Januar d. J. ein Farmer täglich 300 Liter 
Milch nach Swakopmund. Mit Hilfe einer Kühl- 
anlage (Kohlensäurekältemaschine) kühlt er die 
Milch bis auf etwa 0 Grad ab und bringt sie 
dann in viereckigen mit einer trockenen Korkschicht 
umgebenen Kannen, die in starke Kisten verpackt 
werden, zum Versand. Die Milch übersteht auf 
diese Weise den Transport vorzüglich, kommt 
nach 24 stündiger Eisenbahnfahrt etwa mit 6 Grad 
Wärme in Swakopmund an und hält sich dort
	        
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