Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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noch 24 Stunden vollkommen frisch. Die Milch 
wird, der Konkurrenz mit der Büchsenmilch halber, 
mit 55 Pf. für das Liter verkauft. Obwohl die 
Unkosten durch den Transport und die viel Raum 
und Gewicht erfordernde Verpackung recht groß 
sind, kommt der Farmer gut auf seine Kosten 
und hofft die Büchsenmilch mehr und mehr ver- 
drängen zu können. Im Bezirk Windhuk führte 
die Trockenheit eine Minderung des Milchverkaufs 
herbei; im entlegenen Distrikt Gobabis konnte 
frische Milch nur in geringem Umfange in Go- 
babis selbst und den Truppenstationen abgesetzt 
werden. Im Bezirk Rehoboth ist frische Milch 
noch nicht zur Versendung gekommen. Es dürfte 
darin jedoch nach Eröffnung der Strecke nach 
Windhnk bald eine Anderung eintreten. 
Der Versand von Butter hat besonders im 
Bezirk Omarurn (57 350 Pfund) und im Bezirk 
Karibib (51 000 Pfund) einen erheblichen Um- 
fang erreicht. Auch der Bezirk Rehoboth lieferte 
beträchtliche Mengen nach Windhuk, wo der sehr 
orhebliche Bedarf aus dem Bezirke selbst zeitweise 
nicht gedeckt werden konnte. Selbst ein im Distrikt 
Gobabis sitzender Farmer hat mit gutem Erfolge 
Butter nach Windhuk verkauft und damit den 
Beweis geliefert, daß ein Buttertrausport bei 
geeigneten Maßregeln auch über weitere Ent- 
fernungen hin möglich und gewinnbringend ist. 
Zentrifugen und Buttermaschinen sind fast überall 
vorhanden. Der Herstellung einer guten Daner- 
butter hinderlich ist vor allem die Schwierigkeit, 
bei der Butterbereitung die richtige Temperatur 
herzustellen. Kleine Kühlanlagen sind dazu auf 
die Dauer unumgänglich notwendig. 
Noch störender macht sich das Fehlen von 
Kühlanlagen bei der Herstellung von Käse be- 
merkbar. Infolgedessen produzieren die meisten 
Farmen heute, soweit sie es überhaupt tun, Käse 
nur für den eigenen Bedarf. Nur der Farmer 
Schlettwein auf Otjitambi, Bezirk Outio, 
siellt in bedeutenden Mengen einen Käse zum 
Verkauf her, der im ganzen Schutzgebiet lebhaften 
Absatz findet. Ferner besteht in Osona, Distrikt 
  
Okahandja, eine Käserei, die einen im Schutz- 
gebiet recht beliebten Süßmilchkäse liefert. Die 
dort angestellten Versuche, eine Dauerpackung 
herzustellen, die das infolge der Trockenheit der 
Luft sehr rasche Austrocknen des Käses verhindert 
und billiger ist als die Blechdose, haben zu brauch- 
baren Ergebnissen bisher nicht geführt. Außerdem 
bestehen im Bozirk Windhuk und Distrikt Go- 
babis mehrere kleine Käsereien. 
Anscheinend arbeiten alle Käsefabrikanten mit 
gutem Gewinn, so daß eine Vergrößerung der 
Produktion für die Zukunft zu erwarten ist. 
Im Süden produzieren die Farmen im 
wesentlichen nur für den eigenen Bedarf. Die 
in der Nähe der wenigen größeren Ortschaften 
und der Truppenstationen belegenen finden dort 
guten und gewinnbringenden Absatz. Wo solcher 
möglich ist, insbesondere im Bezirk Maltahöhe, 
sind fast überall Zentrifugen und Buttermaschinen 
in Benutzung. Auch im Distrikt Hafuur wenden 
die deutschen Farmer trotz der geringen Absatz- 
möglichkeit mehr und mehr Zentrifugen und 
Buttermaschinen an. 
Im Bezirk Keetmanshoop und dem Distrikt 
Warmbad wird frische Butter nur sehr selten 
und zu sehr hohen Preisen (3 bis 3,50 /() zum 
Kaufe angeboten. Auch im Distrikt Bethanien 
wird Butter nur an die im Distrikt stehenden 
Truppen zu den gleichen hohen Preisen verkauft. 
Im übrigen beschränkt sich die Butterbereitung 
auf den eigenen Bedarf. Die vorhandene Ab- 
satzmöglichkeit nach Lüderitzbucht wird nicht 
ausgenutzt. Weder Butter noch Milch gelangt 
aus den Bezirken Keetmanshoop und Bethanien 
dorthin, obwohl die einzige dort betriebene Milch- 
wirtschaft in diesem Jahre zu bestehen ausfgehört 
hat und damit dieser eine reiche Absatzmöglichkeit 
bietende Platz wieder ganz auf Konservenmilch 
und Butter angewiesen ist. 
In den Nordbezirken Outjo und Groot- 
fontein sind wesentliche Anderungen in der 
Milchwirtschaft nicht eingetreten. 
  
  
  
Aus fremden Kolonien und Drodutionsgebieten. 
Die Baumwollernte fAgvptens im Jahre 1911. 
Die Baumwollernte Agyptens im Jahre 
1911 ist mittelmäßig ausgefallen. Infolge der 
kühlen Witterung im September hat sich die Ernte 
um zwei bis drei Wochen verspätet, so daß die 
erste Pflücke im Delta erst Anfang Oktober vor- 
genommen werden konnte. Raupen sind in großen 
Massen aufgetreten, haben aber wegen der 
  
euergischen Maßregeln, die die Regierung zu ihrer 
Vertilgung getroffen hat, keinen größeren Schaden 
als in früheren Jahren angerichtet. 
Der Ertrag der Ernte wird auf 6¾ Millionen 
Kantar (1 Kautar -44, kg) oder 3,03 Millionen dz 
geschätzt, während im Vorjahr") 3,4 Millionen d- 
geerntet worden sind. 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, S. 237 .
	        
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