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projektierten Baumwollplantagen für die Samen-
zucht zu erweitern, um auf diesem Wege ausge-
suchte Samensorten der amerikanischen Baumwoll-
staude zu verbreiten sowie um die Aussaat und
bessere Bearbeitung der Saaten mit Maschinen
einzubürgern, da dadurch eine Ersparnis um 20
bis 30 v. H. erzielt wird.
(Nach der Torg. Prom. (ingeta.)
Jurüchhaltung von Baumwolle aus dem Markte
in den Vereinigten Staaten von Kmerika.
Die Bereisung der Südstaaten der Union zum
Zwecke der Herabsetzung der Baumwoll-Anbau-
fläche für das kommende Erntejahr ist im wesent-
lichen durchgeführt. Nach den der Offentlichkeit
übergebenen Nachrichten ist man mit dem Ergebnis
der Propaganda zufrieden; es wird angegeben,
daß man eine Verringerung der Anbaufläche um
21 bis 24 v. H. wohl werde erwarten können
und bei vorsichtiger Beurteilung der Lage daher
wohl mit einer sicheren Verkleinerung um 15 v. H.
rechnen könne. Nur im Staate Lonisiana hat
die Bewegung einen Erfolg nicht gehabt. Die
dortigen Baumwollpflanzer haben darauf hin-
gewiesen, daß infolge der Verwüstungen durch
den Kapselwurm (boll weevil) Lonisiana schon
längst nur noch ¼ seiner in früheren Jahren
gezogenen Baumwolle produziere und daher nur
auf einen günstigen Augenblick warte, um wieder
zu einem vergrößerten Anbau überzugehen.
Bei der Beurteilung der Berichte sind besonders
die zu beachten, die von der Herabsetzung der
Anbaufläche um 15 v. H. sprechen. Diese zeigen,
daß sich die Hoffnungen, die Pflanzer zu einer
Beschränkung um mindestens 25 v. H. zu ver-
anlassen, nicht erfüllt haben. Es wurde schon
früher mit der Möglichkeit gerechnet, daß die
günstigen Vorbedingungen für eine gute Ernte
durch die während des ganzen Winters herrschenden
Witterungsverhältnisse der Bewegung leicht hinder-
lich werden könuten. Jetzt kommt ein neues
Moment hinzu, das ohne Zweifel manchen Farmer
zum Umfallen bringen wird: die kürzlich ein-
getretene Aufwärtsbewegung der Preise für Roh-
baumwolle. Middling notiert im Effektivgeschäfte
jetzt bereits wieder 107/16 Cent, und im Termin-
geschäfte wird Mai-Baumwolle wieder zu 10,63
und Juli-Baumwolle zu 10,68 gehandelt.
Unter diesen Umständen ist kaum anzunehmen,
daß, wenn Anfang Juni der erste Regierungs-
bericht über die Größe der Anbaufläche heraus-
kommt, das Bild gegen früher ein wesentlich
anderes sein wird.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in New-Orleaus
vom 13. Februar 1912.)
Die Hahaovalorisation.)
Die Bestrebungen der ecuadorianischen Pflanzer,
durch organisatorischen Zusammenschluß die Kakao-
preise hochzuhalten, gehen in ihren Anfängen be-
reits auf das vergangene Jahr zurück, in dem
sich in Guayaquil zu dem angegebenen Zweck ein
Ausschuß bildete.
Der Mittelpunkt der Bewegung ist Tito G.
Saenz de Tejada, Gerent des Guayaquilener
Erporthauses Julian Aspiazu, das selbst große
Plantagen besitzt. Nachdem ein ursprünglicher
Plan, durch freiwillige Beiträge der Interessenten
die zur Durchführung des Projekts nötigen Gelder
aufzubringen, gescheitert waren, suchte er die beiden
Hauptproduktionsländer, Brasilien (Bahia) und
Portugal (Inseln Principe und San Thomo) für
eine gemeinsame Aktion zu gewinnen. In jedem
der drei Länder müßten sich, so war sein Plan,
die Produzenten zu einer Vereinigung zusammen-
schließen, die einen Delegierten zu ernennen habe.
Diese drei Delegierten hätten
1. die Stadt in Europa zu bestimmen, in der
sie ihre Tätigkeit ausüben wollten,
2. die Häfen auszusuchen, in denen der für
den Augenblick unverkäufliche Kakao eingelagert
werden sollte,
3. nach genauem Studium des Kakaomarkts
den Minimalpreis festzusetzen, wobei die Herkunft
des Produkts sowie die Interessen der Industrie
und des Verbrauchs in Berücksichtigung zu ziehen
seien.
Seine Vorschläge wurden in den beteiligten
Ländern freundlich ausgenommen.
Im August 1911 überreichte dann der er-
wähnte Ausschuß dem Kongreß eine von Saenz
verfaßte Denkschrift, in der über den Preisrückgang
des Kakaos und über die zur Beseitigung dieses
Ubelstandes zu treffenden Maßnahmen folgendes
ausgeführt wurde:
„Für die wirtschaftliche Lage eines Landes,
dessen Haupteinnahmequelle die Kakavernte dar-
stelle (auf Kakao entfällt weit mehr als die Hälfte
der ecnadorianischen Gesamtausfuhr), sei der
Niedergang der Preise ein äußerst beunruhigendes
Symptom. Das Sinken des Wertes sei nicht
darauf zurückzuführen, daß die Produktion den
Konsum übersteige, sondern auf den Umstand, daß
die ecuadorianischen Pflanzer seit einiger Zeit
europäischen Baissespekulanten zum Opfer fielen,
die, im Besitz reichlicher Geldmittel, sich die
mangelnde Kapitalkraft der Produzenten zunutze
machten, um die Preise zu drücken. Diese Zwischen-
händler verkauften lange vor der Ernte den
Fabrikanten deren Jahresbedarf im Wege des
Termingeschäfts; wenn dann die Pflanzer nach
—
*) Agl. zuletzt „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 265.