Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

310 e 
projektierten Baumwollplantagen für die Samen- 
zucht zu erweitern, um auf diesem Wege ausge- 
suchte Samensorten der amerikanischen Baumwoll- 
staude zu verbreiten sowie um die Aussaat und 
bessere Bearbeitung der Saaten mit Maschinen 
einzubürgern, da dadurch eine Ersparnis um 20 
bis 30 v. H. erzielt wird. 
(Nach der Torg. Prom. (ingeta.) 
Jurüchhaltung von Baumwolle aus dem Markte 
in den Vereinigten Staaten von Kmerika. 
Die Bereisung der Südstaaten der Union zum 
Zwecke der Herabsetzung der Baumwoll-Anbau- 
fläche für das kommende Erntejahr ist im wesent- 
lichen durchgeführt. Nach den der Offentlichkeit 
übergebenen Nachrichten ist man mit dem Ergebnis 
der Propaganda zufrieden; es wird angegeben, 
daß man eine Verringerung der Anbaufläche um 
21 bis 24 v. H. wohl werde erwarten können 
und bei vorsichtiger Beurteilung der Lage daher 
wohl mit einer sicheren Verkleinerung um 15 v. H. 
rechnen könne. Nur im Staate Lonisiana hat 
die Bewegung einen Erfolg nicht gehabt. Die 
dortigen Baumwollpflanzer haben darauf hin- 
gewiesen, daß infolge der Verwüstungen durch 
den Kapselwurm (boll weevil) Lonisiana schon 
längst nur noch ¼ seiner in früheren Jahren 
gezogenen Baumwolle produziere und daher nur 
auf einen günstigen Augenblick warte, um wieder 
zu einem vergrößerten Anbau überzugehen. 
Bei der Beurteilung der Berichte sind besonders 
die zu beachten, die von der Herabsetzung der 
Anbaufläche um 15 v. H. sprechen. Diese zeigen, 
daß sich die Hoffnungen, die Pflanzer zu einer 
Beschränkung um mindestens 25 v. H. zu ver- 
anlassen, nicht erfüllt haben. Es wurde schon 
früher mit der Möglichkeit gerechnet, daß die 
günstigen Vorbedingungen für eine gute Ernte 
durch die während des ganzen Winters herrschenden 
Witterungsverhältnisse der Bewegung leicht hinder- 
lich werden könuten. Jetzt kommt ein neues 
Moment hinzu, das ohne Zweifel manchen Farmer 
zum Umfallen bringen wird: die kürzlich ein- 
getretene Aufwärtsbewegung der Preise für Roh- 
baumwolle. Middling notiert im Effektivgeschäfte 
jetzt bereits wieder 107/16 Cent, und im Termin- 
geschäfte wird Mai-Baumwolle wieder zu 10,63 
und Juli-Baumwolle zu 10,68 gehandelt. 
Unter diesen Umständen ist kaum anzunehmen, 
daß, wenn Anfang Juni der erste Regierungs- 
bericht über die Größe der Anbaufläche heraus- 
kommt, das Bild gegen früher ein wesentlich 
anderes sein wird. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in New-Orleaus 
vom 13. Februar 1912.) 
  
Die Hahaovalorisation.) 
Die Bestrebungen der ecuadorianischen Pflanzer, 
durch organisatorischen Zusammenschluß die Kakao- 
preise hochzuhalten, gehen in ihren Anfängen be- 
reits auf das vergangene Jahr zurück, in dem 
sich in Guayaquil zu dem angegebenen Zweck ein 
Ausschuß bildete. 
Der Mittelpunkt der Bewegung ist Tito G. 
Saenz de Tejada, Gerent des Guayaquilener 
Erporthauses Julian Aspiazu, das selbst große 
Plantagen besitzt. Nachdem ein ursprünglicher 
Plan, durch freiwillige Beiträge der Interessenten 
die zur Durchführung des Projekts nötigen Gelder 
aufzubringen, gescheitert waren, suchte er die beiden 
Hauptproduktionsländer, Brasilien (Bahia) und 
Portugal (Inseln Principe und San Thomo) für 
eine gemeinsame Aktion zu gewinnen. In jedem 
der drei Länder müßten sich, so war sein Plan, 
die Produzenten zu einer Vereinigung zusammen- 
schließen, die einen Delegierten zu ernennen habe. 
Diese drei Delegierten hätten 
1. die Stadt in Europa zu bestimmen, in der 
sie ihre Tätigkeit ausüben wollten, 
2. die Häfen auszusuchen, in denen der für 
den Augenblick unverkäufliche Kakao eingelagert 
werden sollte, 
3. nach genauem Studium des Kakaomarkts 
den Minimalpreis festzusetzen, wobei die Herkunft 
des Produkts sowie die Interessen der Industrie 
und des Verbrauchs in Berücksichtigung zu ziehen 
seien. 
Seine Vorschläge wurden in den beteiligten 
Ländern freundlich ausgenommen. 
Im August 1911 überreichte dann der er- 
wähnte Ausschuß dem Kongreß eine von Saenz 
verfaßte Denkschrift, in der über den Preisrückgang 
des Kakaos und über die zur Beseitigung dieses 
Ubelstandes zu treffenden Maßnahmen folgendes 
ausgeführt wurde: 
„Für die wirtschaftliche Lage eines Landes, 
dessen Haupteinnahmequelle die Kakavernte dar- 
stelle (auf Kakao entfällt weit mehr als die Hälfte 
der ecnadorianischen Gesamtausfuhr), sei der 
Niedergang der Preise ein äußerst beunruhigendes 
Symptom. Das Sinken des Wertes sei nicht 
darauf zurückzuführen, daß die Produktion den 
Konsum übersteige, sondern auf den Umstand, daß 
die ecuadorianischen Pflanzer seit einiger Zeit 
europäischen Baissespekulanten zum Opfer fielen, 
die, im Besitz reichlicher Geldmittel, sich die 
mangelnde Kapitalkraft der Produzenten zunutze 
machten, um die Preise zu drücken. Diese Zwischen- 
händler verkauften lange vor der Ernte den 
Fabrikanten deren Jahresbedarf im Wege des 
Termingeschäfts; wenn dann die Pflanzer nach 
— 
*) Agl. zuletzt „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 265.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.