Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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gleiche Ergebnis gehabt. Die Straße dürfte daher 
inzwischen wieder dem Verkehr freigegeben sein. 
Einige der gerodeten Flußtäler hatten die Ein- 
geborenen unter Kultur genommen, das sicherste 
Mittel, um die Glossinen dauernd fern zu halten. 
An anderen Ubergängen war die Vegetation schon 
üppig nachgewachsen, so daß die Fliegen ihre 
Daseinsbedingungen wieder gehabt hätten; trotz- 
dem konnten Fliegen nicht gefunden werden. 
Abbildung 6 stellt einen solchen alten Fliegenherd 
dar, an welchem trotz Nachwachsens der Vege- 
tation sich Fliegen nicht wieder eingestellt hatten. 
Erst in dem Lager von Uramata, zwei kleine 
Tagereisen vom Tanganikasee entfernt, brachten 
uns die Fliegenfänger drei Palpales an, welche 
sie am Russissi gefangen hatten. Der Weg nach 
dem Fangplatz führte uns nach einer von der 
Usumburastraße mindestens einen Kilometer ent- 
fernten Fähre über den Russissi. Hier am Fähr- 
boot sitzend hatten die Fliegenfänger die Glossinen 
gefangen und wir bemerkten sofort noch eine 
Anzahl anderer Glossinen um das Boot her- 
umschwärmen. Auch am jenseitigen belgischen 
Ufer fanden sich am Landungsplatz Glossinen, 
einer konnten wir habhaft werden, es war eine 
Palpalis. Auf dem Wege zur Fährstelle, der 
durch nicht abgeschlagenen Schilfbestand am Ufer 
des Russissi entlang führte, hatten wir Fliegen 
nicht finden können. Am deutschen Ufer war in 
der Nähe der Fährstelle ein aus wenigen Hütten 
bestehendes Dorf, in welchem die Fährleute 
wohnten. Wir untersuchten die wenigen an- 
wesenden Personen und fanden bei einem das 
Boot bedienenden Manne und bei einer Frau 
geschwollene Nackendrüsen; zugleich erfuhren wir, 
daß der eigentliche Fährmann seit einiger Zeit 
in das Schlafkrankenlager von Usumbura auf- 
genommen sei; dort konnten wir ihn später aus- 
findig machen, er hatte eine Atorylkur nahezu 
beendigt und war bei gutem Wohlbefinden. Wir 
hatten also einen kleinen Herd von Schlafkrankheit 
aufgefunden, der nicht ohne Bedeutung war, da 
bei dem Fährverkehr die Gefahr besteht, daß 
zahlreiche die Fähre passierende Personen ange- 
steckt werden. Stabsarzt Penschke wollte durch 
Verlegung der Fähre an eine glossinenfreie 
Stelle und durch Aufnahme der Kranken in das 
Schlafkrankenlager Abhilfe schaffen. 
Am unteren Russissi, besonders zwischen den 
ebenflüssen Kutschunkusi und Kutamguru, 
finden sich sehr große Schilfbestände, welche, als 
zu ausgedehnt, bei den gemeinsamen belgisch- 
deutschen Sanierungsarbeiten von der Abholzung 
ausgenommen und gesperrt werden sollen. Es 
scheint mir doch für später notwendig und er- 
reichbar, sie umzulegen. Das Schilf ist mit Busch- 
messern von Eingeborenen so leicht niederzulegen, 
  
daß sehr große Flächen in verhältnismäßig kurzer 
Zeit bewältigt werden können. Das Schilf wächst 
zwar rasch wieder, indem aus dem Wurzelstock 
eines dicken Rohres etwa sechs dünnere Rohre 
nachwachsen. Am Tanganikasee hat man aber 
die Erfahrung gemacht, daß das Schilf, wenn der 
Nachwuchs noch zweimal abgeschlagen wird, ehe 
es zur Blüte und Samenbildung kommt, über- 
haupt keine Rohre mehr treibt, sondern nur noch 
als Schilfgras nachwächst, welches den Glossinen 
keinen genügenden Schutz mehr gewährt. Ich 
habe große Schilfgrasbestände, welche durch 
Degeneration von mehrfach geschnittenem Schilf- 
rohr entstanden sind, am Tanganikasee gesehen. 
Die großen Schilfbestände am Russissi bilden an 
sich keine erhebliche Gefahr, weil Menschen darin 
nur wenig verkehren, immerhin zeigt das oben 
geschilderte Beispiel, daß sich auch gefährliche 
Herde darin verbergen können. Die Glossina 
palpalis ist in den Schilfwäldern nicht gleichmäßig 
verbreitet, sondern sie findet sich offenbar nur da, 
wo sie ihr Nahrungsbedürfnis regelmäßig be- 
friedigen kann. Stabsarzt Taute erzählte, daß 
er in einem Schilfwalde am Russissi von einem 
Schwarm von Palpales belästigt worden, daß dieser 
aber sofort verschwunden sei, als er sich einer 
Elephantenherde näherte, deren Wechsel er gefolgt 
war. Er glaubt, daß hier die Elephanten die 
regelmäßigen Blutspender der Palpalis waren. 
Im ganzen scheint mir, wenn der deutsch- 
belgische Sanierungsplan durchgeführt ist, die 
Gefahr der weiteren Ausbreitung der Schlaf- 
krankheit für die Bevölkerung im Russissital in 
der Hauptsache abgewendet zu sein. Um Sicher- 
heit zu erhalten, wird noch eine Reihe von 
Jahren kontrolliert und nachgearbeitet werden 
müssen. 
Am Tanganikasee bestehen zur Zeit nur zwei 
geschlossene Schlafkrankenlager in Usumbura 
und Udjidji, welche Schlafkranke aufnehmen und 
verpflegen und auch Isolierräume für Tobsüchtige 
haben; an allen übrigen Orten, die aus früherer 
Zeit noch den Namen Schlafkrankenlager beibe- 
halten haben, werden Schlafkranke nur noch 
ambulant behandelt; die anfangs versuchte allge- 
meine Lagerbehandlung der Schlafkranken ist einem 
unüberwindlichen Widerstand der Bevölkerung be- 
gegnet. Werden Schlafkranke von den Einge- 
borenen gebracht, dann werden sie von den nörd- 
lichen Lagern nach Usumbura, von den südlichen 
nach Udjidji übergeführt. Außer der ambulanten 
Behandlung Kranker bilden die Sanierungs- 
arbeiten eine Hauptaufgabe der Schlafkranken- 
lager. 
Von Usumbura aus besuchte ich den zwei bis 
drei Stunden nordöstlich gelegenen Mtara-Wald, 
den die Straße nach Kigali schneidet. Es ist
	        
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