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Der farbige Feldwebel Bala und der farbige
Gefreite Batinga wurden mit je einer Patrouille
zur Verfolgung rechts und links um die Klippe
herum gesandt. Die Patrouillenführer hatten den
Befehl, ihre Leute unter allen Umständen ge-
schlossen zu halten, möglichst viele Gefangene zu
machen und, wenn irgend möglich, Beutevieh ein-
zubringen; bei Einbruch der Dunkelheit sollten die
Patronillen wieder im Lager sein. Der farbige
Gefreite David sicherte durch einen Patrouillen-
gang in südlicher Richtung. Der Rest der Truppe
suchte unter der Leitung des Expeditionsführers
und des Leutnants v. der Planitz die Höhlen der
nördlichen Klippe ab, in denen ein Teil der Heiden
verschwunden war. Dies war ein sehr schwieriges
Unternehmen, da die Heiden aus dem Dunkel der
engen Höhlen heraus jede Annäherung mit Gift-
pfeilschüssen abwehrten. Die Annäherung gelang
erst mit Hilfe von Schilden. Durch Anlegen von
Rauchfeuern wurden die Heiden zum Verlassen
der Höhlen gezwungen. Hierbei Gefangene zu
machen, erschien aber unmöglich, da die Leute,
aus der Höhle herausfahrend, sofort wieder von
ihren gefährlichen Giftwaffen Gebrauch machten,
so daß eine Schonung ganz ausgeschlossen war.
Es mußte vielmehr zum Selbstschutz sofort gefeuert
werden. Bei diesen Höhlenkämpfen wurde einer
unserer Führer durch Pfeilschuß in den Arm
scheinbar nur leicht verwundet, er starb aber bald
infolge von Blutvergiftung.
Nachmittags waren alle auffindbaren Höhlen
abgesucht. Gegen Abend kamen die Patrouillen
zurück. Sie waren noch mehrfach auf Widerstand
gestoßen. Die Nacht verlief ruhig.
Um den Heiden einen wirklich empfindlichen
Verlust beizubringen, der sie veranlaßt, sich zu
stellen, ist es notwendig, ihnen, wenn irgend mög-
lich, Bieh wegzunehmen. Deshalb wurde noch
vor Tagesanbruch eine starke Patrouille unter
Feldwebel Bala in näördlicher Richtung, wohin
die Spuren des abgetriebenen Viehes führten, aus-
geschickt. Mit dem Rest der Truppe wurde die
weitere Umgebung nochmals nach etwaigen Ver-
stecken der Heiden abgesucht. Hierbei gelang es,
noch eine Anzahl Gefangene zu machen.
Die Patrouille kehrte nachmittags zurück. Ihr
war von seiten der Viehwächter in einem schwer
zugänglichen Teil des Gebirgsstocks anfangs heftiger
Widerstand entgegengesetzt worden, wobei 13 Heiden
fielen, während unsererseits keine Verluste zu ver-
zeichnen waren. Dann aber war auch die Mider-
standskraft der Heiden gebrochen. Erbeutet wurden
16 Rinder. Gefangene konnten nicht gemacht werden.
Vom Geguer war sonst nichts zu sehen gewesen.
Da die Widerstandskraft der Heiden nunmehr
endgültig gebrochen schien, beschloß der Expeditions-
führer, am 21. Oktober unter Mitnahme der Ge-
fangenen und des Viehs weiter zu marschieren
in der (später als richtig erwiesenen) Annahme,
daß die Heiden schneller um Frieden bitten würden,
wenn die Expedition das Dorf verlassen würde.
Der gefangene erste Ratgeber des Arnado wurde
mit dem Auftrage freigelassen, seinen Herrn auf-
zusuchen und ihm zu sagen, daß er sich in Mukta,
wohin die Expedition sich jetzt wandte, mit Sühne-
geschenken stellen solle.
Über Mukta und Mudi wurde nach Schua
marschiert. Schon in Mukta wurde die Erpedition
vom Arnado Sinkoi von Szja eingeholt, der mit
Rindern als Sühnegeschenken um Frieden bat und
seine Unterwerfung anzeigte. Nach seiner Angabe
soll der größere Teil der waffenfähigen jungen
Männer gefallen oder gefangen sein, was aber
sicher eine Ubertreibung ist. Die gefangenen Weiber
und Kinder wurden ihm zurückgegeben; die Männer
aber zur Strafarbeit und die Rinder zum Ver-
kauf zwecks Deckung der Expeditionskosten mitge-
nommen. Nachdem die Sja-Heiden auch die von
ihnen in letzter Zeit geraubten Sklaven ausge-
liefert hatten, wurde ihnen Frieden zugesagt, so-
fern sie sich von nun an friedlich zeigen und jeg-
licher Räubereien enthalten wollten.
Im Verlauf des weiteren Marsches über Gili,
Burha, Ba, Bagira, Mudsola, Gude, Musjara,
Dirbisi nach Bugela wurden überall Versamm-
lungen und Gerichtssitzungen abgehalten, wobei
eine Anzahl geraubter Sklaven zur Auslieferung
gelangte und die Schuldigen zur Verantwortung
gezogen wurden. Der Eindruck, den die Be-
strafung der Sja-Heiden auf die weitere Um-
gebung gemacht hat, war nicht zu verkennen.
Da die Musulwa= und Buri-Heiden, die
nominell zu Gela gehören, sich geweigert hatten,
vor dem Residenten zu Gerichtsversammlungen zu
erscheinen, beschloß der Expeditionsführer, auch
noch dorthin zu marschieren und die Leute zu
zwingen, sich zu stellen. Das Musulwa-Gebiet
wurde völlig leer gefunden. Im befestigten Ge-
höft des Arnado Ilinga von Musulwa wurde
Lager bezogen und sofort wurden Patrouillen zum
Einbringen von Gefangenen und von Vieh aus-
gesandt. Eine starke Patronuille unter Feldwebel
Bala erhielt den Befehl, die östlich an Musulwa
grenzenden Dörfer, in welchen die Musulwa-Heiden
sich versteckt halten sollten, abzusuchen, während
eine andere Patrouille unter dem Gefreiten Ba-
tinga nach Buri ging, um dort möglichst viele
Gefangene zu machen.
Die Patronille Bala stieß in den mit Musulwa
stammverwandten Dörfern Milipa, Kundulanga
und Gungurunga auf Widerstand, der jedoch nicht
allzu züäh war und brachte 68 Gefangene ein.
Des Arnado Ilinga selbst habhaft zu werden ge-
lang jedoch nicht.