Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Kolonialwirtschaftliche MOittellungen. 
Lindi-Ku#ndi- Geseulschatt.) 
Pflanzung Pemba. 
Agaven. Unsere Erwartung, den Bau der Hanuf- 
fabrik Ende Juni 1911 vollenden zu können, hat sich 
erfüllt, so daß wir Anfang Juli den regelmäßigen 
Fabrikbetrieb aufnehmen konuten. Das in Auosicht 
genommene Quantum von 200 Tonnen Hauf konnte 
mangels eingeübter Fabrikarbeiter nicht ganz erreicht 
werden, es wurden vielmehr einschließlich Abfallhanf 
nur 161 Tonnen erzielt, die auf dem Hamburger Markt 
zu zufriedenstellenden Preisen Absatz fanden. In- 
zwischen haben nun unsere Arbeiter Gelegenheit ge- 
habt, sich in alle Zweige des Fabrikbetriebes einzu- 
arbeiten, so daß wir der Normalleistung einer Neu- 
Korona-Anlage allmählich immer näher kommen und 
diese in absehbarer zeit ganz zu erreichen hoffen. 
Die Onalität unseres Haufes ist noch nicht ganz 
zufriedenstellend, insbesondere was Farbe und Reinheit 
der Faser anlangt: doch sind dies Kinderkrankheiten, 
die mehr oder weniger jeder Fabrikbetrieb durch- 
zumachen hat; auch in dieser Beziehung müssen eben 
erst praktische Erfahrungen gesammelt werden. 
Infolge des Hinausschiebens der Eröffnung des 
Fabrikbetriebes konnten die schnittreifen 100 000 Agaven 
noch nicht sämtlich in Angriff genommen werden, es 
mußte vielmehr die Aberntung einer Reihe von schnitt- 
reifen Feldern in das neue Jahr hinübergenommen 
werden. Anfang 1912 sind nun weitere 400 000 Agaven 
schnittreif geworden, so daß für das Betriebsjahr 1912 
800 000 Agaven zum Schnitt zur Verfügung stehen. 
Da zur Verarbeitung dieser Ernte die eine Nen-Korona- 
Anlage nicht ausreicht, mußten wir Anfang 1912 eine 
zweite Anlage, bestehend aus einer Kruppschen Neu- 
Korona-Maschine. zwei Doppelbürstmaschinen, einer 
weiteren Lokomobile und der erforderlichen Anzahl 
von Feldbahnwagen und Feldbahngleis, hinübersenden. 
Diese Anlage konnte verhältnismäßjg schnell aufgestellt 
werden und ist bereits Ende Februar in Betrieb gesetzt. 
Nach den vorliegenden Berichten arbeiten auch die 
neuen Maschinen ausgezeichnet, wir können daher, wenn 
keine unvorhergesehenen Zwischenfälle eintreten, für 
das Jahr 1912 mit einer Hanfergeugung von min- 
desteno 600 Tonnen rechnen. Eine fünfte Doppelbürst- 
maschine ist Ende April nach Mikindani abgegangen. 
Um die Pflanzung auf der festgesetzten Höhe von 
1u000000 schnittreifen Agaven ständig zu erhalten, mußten 
Ende 1911 350 000 Agaven neu ansgepflanzt werden. 
Von 1913 ab, wo weitere 200 000 Agaven zur Schnitt- 
reise gelangen, haben wir die vorgesehene Zahl von 
1 000 000 schnittreifen Agaven erntebereit. Wir werden 
dann jährlich mit einer Hanfproduktion von 900 bis 
1000 Tonnen rechnen können, eine Menge, die nach 
den bioherigen Erfahrungen der Leistung von zwei 
Neu-Korona-Maschinen entspricht. Um gang sicher zu 
gehen, daß wir die vorhandenen Maschinen bis zur 
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit anonutzen können, 
haben wir Ende 1911 außer obigen 350 000 Agaven 
noch weitere 50 ha mit rund 130 000 Agaven be- 
pflangen lassen. 
o3wischenkulturen. Die Baumwoll-zwischen- 
kultur hatte stark unter der Kräuselkrankheit zu leiden, 
wodurch das Ergebnis namrgemäß beeinträchtigt wurde. 
Die Ernte belief sich auf 42 Normalballen zu 250 kg 
Baumwolle und 51 Tonnen Baumwollsaat. Die Jua- 
lität war zufriedenstellend, die ergielten Preise blieben 
*) Aus dem Geschäftobericht für 1911. 
  
indessen infolge des Zurückgehens der Preise für ägup- 
tische Baumwolle erheblich hinter denen des Vorjahres 
zurück. Während wir für die ersten Abladungen noch 
74 Pf. pro ½ kg erzielen konnten, waren die späteren 
Abladungen nur zu 66 bis 68 Pf. pro ½ kg ver- 
käuflich. 
Die Aufbereitung unserer Baumwolle erfolgte zum 
ersten Male in unserer eigenen mit der Hauffabrik 
verbundenen Entkörnungsanlage, die aus zwei Walzen- 
gins und einer Lintergin besteht. Die Pressung 
erfolgt mit der vorhandenen Haufballenpresse, deren 
Preßlasten für diesen Zweck besonders eingerichtet ist. 
Außer unserer eigenen Baumwolle konnten wir in 
unserer Entkörnungs-Anlage auch die Baumwolle 
anderer Interessenten aufbereiten. Die unserer 
Pflanzung Pemba benachbarte Pflanzung Mrita der 
Ostafrikanischen Gesellschaft „Südküste“ G. m. b. H. 
stellte uus ihre gesamte Baumwollernte zur Auf- 
bereitung und zum Verkauf zur Verfügung. 
In der Pflanzzeit 1911/12 sind 350 ha mit Baum- 
wolle in Zwischenkultur bepflanzt worden. Es wurde 
hierbei ausschließlich eigene von unserer Pflanzung 
stammende Saat verwendet. Bekanntlich handelte co 
sich bei unserer bioherigen Baumwollkultur stets um 
die äguptische Matififi-Varietät. Nachdem neuerdinge 
von verschiedenen Seiten Versuche mit ameritanischer 
Upland-Baumwolle angeregt sind, hat auch unsere 
Pflanzungsleitung versuchsweise 5hha mit dieser Varietät 
bepflangt, wozu die Saat aus Uganda bezogen wurde. 
In llganda sind mit der amerikanischen Upland---Baum- 
wolle ganz hervorragende Resultate erzielt worden. 
Pflanzung Kilindi. 
Kokospalmen. Über die Entwicklung der Palmen- 
pflanzung können wir nur Günstiges berichten. Ende 
1911 waren rund 6500 tragende Palmen vorhanden. 
und wir dürfen damit rechnen, daß diese Zahl bio 
Ende 1912 anf 12000 anwachsen wird. Der Ertrag 
an Kokosnüssen belief sich im Berichtsjahr aufs 
54 186 Nüsse, wovon ein Teil zur Wiederauosaat in 
Saatbeete gelegt wurde; ein weiterer Teil wurde an 
benachbarte Pflanzungen zu günstigen Preisen als 
Saatnüsse verkauft und der Rest zu Kopra verarbeitet, 
die, da es sich naturgemäß noch um geringe Mengen 
handelte, in Mikindani zu guten Preisen verkauft 
werden konnte. Das Ergebnis der Koprabereitung 
war recht günstig, indem wir aus rund 5000 Kokos- 
nüssen eine Tonne Kopra ergielten. Dieses Verhältnis 
wird auch in der Südsee alo durchaus zufriedenstellend 
angesehen. 
Mit der wachsenden Zahl der tragfähigen Bäume 
und mit dem steigenden Erträgnis der bereits tragenden 
Palmen wächst naturgemäß auch der Ertrag an Kokos- 
nüssen bzw. Kopra; während die Kokoonußernte sich 
Ende 1911 noch auf 8000- 9000 Rüsse monatlich belief, 
konnten im Jannar 1912 bereits 11 919 Kokosnüsse 
geerntet werden. Wir glauben 1912 mit 20—25 Tonnen 
Kopra rechnen zu dürfen, die wir jetzt regelmäßig nach 
Europa verfrachten werden. 
In den alten Beständen der Pflanzung trat die 
Herzfäule auf, der 708 Palmen zum Opfer fielen. Die 
Krankheit wird dadurch erfolgreich bekämpft, daß die 
ganze Pflangung mehrere Male im Jahre mit Bordeau- 
laiser Brühe gespritzt wird. Der auf allen Palmen- 
pflanzungen vorkommende Nashornkäfer ist auch bei 
uns vorhanden und muß ständig energisch bekämpft 
werden.
	        
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