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Kolonialwirtschaftliche MOittellungen.
Lindi-Ku#ndi- Geseulschatt.)
Pflanzung Pemba.
Agaven. Unsere Erwartung, den Bau der Hanuf-
fabrik Ende Juni 1911 vollenden zu können, hat sich
erfüllt, so daß wir Anfang Juli den regelmäßigen
Fabrikbetrieb aufnehmen konuten. Das in Auosicht
genommene Quantum von 200 Tonnen Hauf konnte
mangels eingeübter Fabrikarbeiter nicht ganz erreicht
werden, es wurden vielmehr einschließlich Abfallhanf
nur 161 Tonnen erzielt, die auf dem Hamburger Markt
zu zufriedenstellenden Preisen Absatz fanden. In-
zwischen haben nun unsere Arbeiter Gelegenheit ge-
habt, sich in alle Zweige des Fabrikbetriebes einzu-
arbeiten, so daß wir der Normalleistung einer Neu-
Korona-Anlage allmählich immer näher kommen und
diese in absehbarer zeit ganz zu erreichen hoffen.
Die Onalität unseres Haufes ist noch nicht ganz
zufriedenstellend, insbesondere was Farbe und Reinheit
der Faser anlangt: doch sind dies Kinderkrankheiten,
die mehr oder weniger jeder Fabrikbetrieb durch-
zumachen hat; auch in dieser Beziehung müssen eben
erst praktische Erfahrungen gesammelt werden.
Infolge des Hinausschiebens der Eröffnung des
Fabrikbetriebes konnten die schnittreifen 100 000 Agaven
noch nicht sämtlich in Angriff genommen werden, es
mußte vielmehr die Aberntung einer Reihe von schnitt-
reifen Feldern in das neue Jahr hinübergenommen
werden. Anfang 1912 sind nun weitere 400 000 Agaven
schnittreif geworden, so daß für das Betriebsjahr 1912
800 000 Agaven zum Schnitt zur Verfügung stehen.
Da zur Verarbeitung dieser Ernte die eine Nen-Korona-
Anlage nicht ausreicht, mußten wir Anfang 1912 eine
zweite Anlage, bestehend aus einer Kruppschen Neu-
Korona-Maschine. zwei Doppelbürstmaschinen, einer
weiteren Lokomobile und der erforderlichen Anzahl
von Feldbahnwagen und Feldbahngleis, hinübersenden.
Diese Anlage konnte verhältnismäßjg schnell aufgestellt
werden und ist bereits Ende Februar in Betrieb gesetzt.
Nach den vorliegenden Berichten arbeiten auch die
neuen Maschinen ausgezeichnet, wir können daher, wenn
keine unvorhergesehenen Zwischenfälle eintreten, für
das Jahr 1912 mit einer Hanfergeugung von min-
desteno 600 Tonnen rechnen. Eine fünfte Doppelbürst-
maschine ist Ende April nach Mikindani abgegangen.
Um die Pflanzung auf der festgesetzten Höhe von
1u000000 schnittreifen Agaven ständig zu erhalten, mußten
Ende 1911 350 000 Agaven neu ansgepflanzt werden.
Von 1913 ab, wo weitere 200 000 Agaven zur Schnitt-
reise gelangen, haben wir die vorgesehene Zahl von
1 000 000 schnittreifen Agaven erntebereit. Wir werden
dann jährlich mit einer Hanfproduktion von 900 bis
1000 Tonnen rechnen können, eine Menge, die nach
den bioherigen Erfahrungen der Leistung von zwei
Neu-Korona-Maschinen entspricht. Um gang sicher zu
gehen, daß wir die vorhandenen Maschinen bis zur
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit anonutzen können,
haben wir Ende 1911 außer obigen 350 000 Agaven
noch weitere 50 ha mit rund 130 000 Agaven be-
pflangen lassen.
o3wischenkulturen. Die Baumwoll-zwischen-
kultur hatte stark unter der Kräuselkrankheit zu leiden,
wodurch das Ergebnis namrgemäß beeinträchtigt wurde.
Die Ernte belief sich auf 42 Normalballen zu 250 kg
Baumwolle und 51 Tonnen Baumwollsaat. Die Jua-
lität war zufriedenstellend, die ergielten Preise blieben
*) Aus dem Geschäftobericht für 1911.
indessen infolge des Zurückgehens der Preise für ägup-
tische Baumwolle erheblich hinter denen des Vorjahres
zurück. Während wir für die ersten Abladungen noch
74 Pf. pro ½ kg erzielen konnten, waren die späteren
Abladungen nur zu 66 bis 68 Pf. pro ½ kg ver-
käuflich.
Die Aufbereitung unserer Baumwolle erfolgte zum
ersten Male in unserer eigenen mit der Hauffabrik
verbundenen Entkörnungsanlage, die aus zwei Walzen-
gins und einer Lintergin besteht. Die Pressung
erfolgt mit der vorhandenen Haufballenpresse, deren
Preßlasten für diesen Zweck besonders eingerichtet ist.
Außer unserer eigenen Baumwolle konnten wir in
unserer Entkörnungs-Anlage auch die Baumwolle
anderer Interessenten aufbereiten. Die unserer
Pflanzung Pemba benachbarte Pflanzung Mrita der
Ostafrikanischen Gesellschaft „Südküste“ G. m. b. H.
stellte uus ihre gesamte Baumwollernte zur Auf-
bereitung und zum Verkauf zur Verfügung.
In der Pflanzzeit 1911/12 sind 350 ha mit Baum-
wolle in Zwischenkultur bepflanzt worden. Es wurde
hierbei ausschließlich eigene von unserer Pflanzung
stammende Saat verwendet. Bekanntlich handelte co
sich bei unserer bioherigen Baumwollkultur stets um
die äguptische Matififi-Varietät. Nachdem neuerdinge
von verschiedenen Seiten Versuche mit ameritanischer
Upland-Baumwolle angeregt sind, hat auch unsere
Pflanzungsleitung versuchsweise 5hha mit dieser Varietät
bepflangt, wozu die Saat aus Uganda bezogen wurde.
In llganda sind mit der amerikanischen Upland---Baum-
wolle ganz hervorragende Resultate erzielt worden.
Pflanzung Kilindi.
Kokospalmen. Über die Entwicklung der Palmen-
pflanzung können wir nur Günstiges berichten. Ende
1911 waren rund 6500 tragende Palmen vorhanden.
und wir dürfen damit rechnen, daß diese Zahl bio
Ende 1912 anf 12000 anwachsen wird. Der Ertrag
an Kokosnüssen belief sich im Berichtsjahr aufs
54 186 Nüsse, wovon ein Teil zur Wiederauosaat in
Saatbeete gelegt wurde; ein weiterer Teil wurde an
benachbarte Pflanzungen zu günstigen Preisen als
Saatnüsse verkauft und der Rest zu Kopra verarbeitet,
die, da es sich naturgemäß noch um geringe Mengen
handelte, in Mikindani zu guten Preisen verkauft
werden konnte. Das Ergebnis der Koprabereitung
war recht günstig, indem wir aus rund 5000 Kokos-
nüssen eine Tonne Kopra ergielten. Dieses Verhältnis
wird auch in der Südsee alo durchaus zufriedenstellend
angesehen.
Mit der wachsenden Zahl der tragfähigen Bäume
und mit dem steigenden Erträgnis der bereits tragenden
Palmen wächst naturgemäß auch der Ertrag an Kokos-
nüssen bzw. Kopra; während die Kokoonußernte sich
Ende 1911 noch auf 8000- 9000 Rüsse monatlich belief,
konnten im Jannar 1912 bereits 11 919 Kokosnüsse
geerntet werden. Wir glauben 1912 mit 20—25 Tonnen
Kopra rechnen zu dürfen, die wir jetzt regelmäßig nach
Europa verfrachten werden.
In den alten Beständen der Pflanzung trat die
Herzfäule auf, der 708 Palmen zum Opfer fielen. Die
Krankheit wird dadurch erfolgreich bekämpft, daß die
ganze Pflangung mehrere Male im Jahre mit Bordeau-
laiser Brühe gespritzt wird. Der auf allen Palmen-
pflanzungen vorkommende Nashornkäfer ist auch bei
uns vorhanden und muß ständig energisch bekämpft
werden.