Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Zweifellos ist es, daß der Holzerport Kameruns, 
der sprunghaften Entwicklung Kameruns folgend, 
großere Ausdehnung annehmen wird, zumal unsere 
meisten auesichtsreichen Rameruner Hölzer dieselben 
Holzer sind, die bereits einen festen und guten Marktwert 
baben. Besonders werden häufig auftretende Holg- 
arten von bestimmten Esgenschaften, wie Lophira 
Bongosi oder Eisenhol3r CTei Baumwollbaum oder 
Kapok; Blindholz) usw. für den künftigen Holzerport 
Hunserer Kolonie von großer Bedenutung werden. 
Rheinische Hbandes Plantagen-Gesellschaft in Köln.") 
Im Geschäftsiahre 1910 betrug die Kaffeeernte 
inogesamt 75 400 kg, von denen 67 400 kg in Europa 
und die restlichen 8000 kg direkt von der Pflanzung 
abgesetzt wurden. Das Gesamterträgnis war weit 
geringer als im Vorjahre und blieb ungefähr 5000 kg 
binter der Schätzung zurück. 
Der in Europa erzielte Preis betrug im Durch- 
schnin 1.38.%¼ brutto und abgüglich Seefracht und 
aller sonstigen Spesen 1.10.#x pro Kilo. Diese Preis- 
steigerung ist hauptsächlich auf die wesentliche Besserung 
des NRaffeemarktes zurückguführen, die durch geringere 
Brasilernten hervorgerufen wurde Es ist nicht aus- 
geschlossen., daß die Abnahme der Brasilernten nicht 
allein auf Witterungseinflüsse vorübergehender Art 
zurück zuführen ist, sondern daß jetzt auch das seit 
mebreren Jahren geltende Verbot von Anlage neuer 
Pflanzungen sich fühlbar zu machen beginnt. 
Der Regenfall war sehr niedrig und betrug nur 
1153 mm gegen 1672 mm im Vorjahre. Es muß bis 
auf 1903 zurückgegriffen werden, um ähnliche geringe 
KNiederschlagmengen festzustellen; in senem Jahre betrug 
der Regenfall nur 1003 mm. 
Auch über Arbeitermangel hatten wir wieder 
sehr zu klagen, denn die Arbeiterzahl betrug im Durch- 
schnitt 229 mit einer Mindestzahl von 193 im August 
und einer Höchstzahl von 317 im Haupterntemonat 
Dezember. Besonders beunrnhigend ist der stete Rück- 
gung dieser Höchstzahl, die 1908 noch 410, 1909 330 
betragen hatte. Durch diese Abnahme an Arbeitskräften 
konnte das Pflücken einer immerhin möglichen größeren 
*) Aus dem Geschäftsbericht über das fünfzgehnte 
Geschäftsjahr (1910). 
  
Ernte tatsächlich in Frage gestellt werden; aber auch 
abgesehen hiervon ist die Arbeiterzahl vollständig un- 
genügend für die zu bewältigenden laufenden Arbeiten 
und mußdte daher,. weil Ngambo, auf dessen Kaffee- 
ernte als einzige Einnahmequelle wir angewiesen sind, 
in erster Linie berücksichtigt werden mußte, unter diesen 
mißlichen Verhältnissen die HRautschukpflanzung Ma- 
gunga leider vernachlässigt werden. 
Ein weiterer sehr ungünstiger Umstand für eine 
gute Entwicklung dieser Pflanzung war der geringe 
Regenfall, denn in Magunga waren die Niederschläge 
noch spärlicher als in Ngambo. Wegen Mangels an 
Europäeraufsicht konnten die Regenmessungen nicht 
während des ganzen Jahres vorgenommen werden, 
jedoch betrug für die beiden Regenmonate April und 
Mai der Unterschied bei 251,4 und 368 1 mm für 
Ngambo und 188.5 sowie 190,5 mm für Magunga 
bereits einige 210 mm. Hierzu kommt noch, daß von 
Mai bis Dezember überhaupt keine Regenfälle in 
Magunga eintraten. Unter dieser ungewoöhnlichen 
sechomonatigen Dürre hat die Pflanzung denn auch 
sehr gelitten. Die älteren Bäume sind allerdings nur 
in ihrer Entwicklung zurückgeblieben, die ganz jungen 
Bäumechen aber, die von den 111 ha der Pflanzung 
einen Flächenraum von 65 ha bedecken, sind zum großen 
Teil entweder völlig eingegangen oder doch derartig 
mitgenommen, daß eine umfangreiche Erneuerung er- 
forderlich wurde. Eine weitere Ausdehnung der 
Pflanzung war dadurch für 1911 nicht möglich. 
Hoffentlich läßt sich diese im nächsten Jahre nachholen. 
Ein kleiner Versuchsposten Kautschuk, 19 kg brutto, 
wurde im September 1911 in Oamburg an den Markt 
gestellt und ergielte einen Preis von 8 /#K pro Kilo. 
Einnahmen von einiger Bedentung dürften jedoch erst 
für 1913 zu erwarten sein. 
Die Kaffeepflanzung NRgambo hat unter dem 
geringeren Regenfall nicht sichtbar gelitten; unser 
Pflanzungsleiter schätzt die Ernte für 1911 auf min- 
destens 100 000 kua 
Die Betriebskosten Ngambo stellten sich auf 
121 781,33.¼, wovon für die Kautschulpflan zung Ma- 
gunga rund 16 000 verausgabt wurden. 
Nach dem Jahresabschluß für 1910 hat die Unter- 
bilanz der Gesellschaft sich von 113066 auf 
122 458. erhöht bei einem eingegahlten Grundkapital 
von 1 180 000 .“¾. 
Die Pflanzung Ngambo steht mit 866 6°5 .1¼ 
zu Bush, die Warenvorräte sind mit 78060.4 bilanziert. 
  
  
Aus fremden Rolonien und Produktionsgebieten. 
Die Cage des Baumwollmarktes und die Baumwoll- 
konferenz iIin ew Orleans. 
Die Baumwollernte der Vereinigten Staaten von 
Amerika im Jahre 1910 mit 12,1 Millionen Ballen 
bliob hinter dem Weltbedarf an amerikanischer Baum- 
wolle zurück, während für 1911 eine solche von mehr 
als 14 Millionen Ballen zu erwarten ist, d. h. die größte 
bisber dagewesene (die bisher größte war die von 
1908 mit 13.8 Millionen Ballen). Der Baumwoll- 
markt wurde durch diesen Umstand stark beeinflußt. 
ZBeigen im Handelsverkehr ganz allgemein die Preise 
bei vermehrtem Angebot eine rückläufige Bewegung, 
so ist das in erhöhtem Maße bei der Baumwolle der 
Fall, weil diese Ernte in drei bis vier Monaten auf 
den Markt gebracht und finanziert wird. Die Furcht 
vor dem boll weevil hat bewirkt, daß der Pflanger die 
  
Vaumwolle so frühzeitig zu pflanzen und zu pflücken 
versucht, daß der Hauptteil der Ernte möglichst vor 
denjenigen Monaten beendet ist, in denen dieser Schäd— 
ling erfahrungsgemäß am stärksten und verheerendsten 
auftritt. Daher kommt jetzt Baumwolle neuer Ernte 
schon früh in verhältnismäßig großen Mengen auf den 
Markt. Die Spinner nehmen diese frühe Baumwolle 
um so rascher und bereitwilliger auf, je kleiner die 
Ernte voraussichtlich ist, denn sie wollen und müssen 
sich ihren Bedarf an Rohmaterial sichern. Ist aber 
eine grosze Ernte zu erwarten, so steht dem vergrößer- 
ten Angebot eine verhältniemäßige Zurückhaltung der 
Spinner gegenüber. Sie rechnen auf das Herabgehen 
der Preise infolge des größeren Angebots. So liegen 
auch in diesem Jahr die Berhältnisse, wie die Sta- 
tistik zeigt. 
Die Folge ist, daß die amerikanischen Ipinnereien
	        
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