Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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allgemein behauptet. Die Zufuhren nach Hamburg 
beirugen von Westafrika 
an Palmöl 1911: 29 900 Faß = 20 930 tons 
gegen 1910: 343 400 Faß = 23 380 tons, 
Palmkerne 1911: 280 300 tons 
gegen 1910: 256 600 tons. " 
(Zummi-Elasticum 
1911: 358 Kisten, 8446 Fässer, 6661 Ballen 
gegen 1910: 300 Kisten, 7121 Fässer, 5819 Ballen. 
Die Zufuhr von afrikanischem Mahagoni- 
holz betrug 
1911: 70 136 Blöcke = 1/10, chm 9639 701 
gegen 1910: 32 437 Blöcke = 1100 cbm 5371559. 
Ebenholz: Die Zusuhren haben gegen das Vor- 
jahr merklich zugenommen, und es wurden im all- 
gemeinen gute Preise erzielt. 
Maisd= Zufuhren sind 
nicht erfolgt. 
An daes Reichs-Kolonialamt wurden im Berichto- 
jahre im Interesse der Mitglieder Eingaben über fol- 
gende Angelegenheiten gemacht: Bahnbau Lome — Atak- 
pame, Südkamerun-Bahn, Rompensationdverhandlungen 
Maroklo-Logo, Lundungebrücke in Lome, Arbeiter- 
ausfuhr von Kamerun nach Deutsch-Südwestafrika, 
Anlage von Kautschul-Plautagen in Süd-Namerun, 
Beförderung der Post durch die Brandung in Lome — 
die zum Teil im Sinne der Kaufmannschaft einen be- 
friedigenden Erfolg hatten. 
Wir lassen im nachstehenden die Berichte über die 
Entwicklung des Geschäfts und des Handels 
in den eingelnen Rolonien im Jahre 1911 folgen: 
in nennenswerter Weise 
Togo. 
Die kleine und infolge ihrer friedlichen, ruhigen 
Euntwicklung oft wenig beachtete Togokolonie hat im 
Berichtsjahre einige zeit im Mittelpunkte des poli- 
tischen Interesses gestanden, weil ihre Abtretung an 
Frankreich im Zusammenhange mit den Nongo-Kom- 
pensationen erwogen wurde. Man wird es freudig 
begrüßen, daß dieser Gedanke nicht zur Auoführung 
kam, denn es wäre nicht zu verftehen gewesen, wenn 
man gerade diese schon seit vielen Jahren sich selbst 
erhaltende Rolonie aufgegeben hätte, die in jeder 
Beziehung einen so deutschen Charakter zeigt wie 
keine andere. Der Handel ist fast ganz, der Plau- 
ltagenbau ganz in demschen Händen, die Curopäer sind 
zu 10 Demsche, demsches Geld, deutsches Gewicht 
gelten im ganzen Lane, in den Schulen lernen 
Tausende von Negerkindern neben ihrer Muttersprache 
als einzgige europäische Sprache Deutsch. 
In der Kolonie selbst war der durch sehr heftigen 
Sceegang herbeigeführte Einsturz des mittleren Teiles 
der Landungsbrücke im Mai eine recht unangenehme 
lhberraschung; selbst die zunächst geplante provisorische 
Wiederherstellung wird noch Monate auf sich warten 
lassen. Unterdessen wickelt sich der Verkehr in der 
primitiven Weise mit offenen Boboten ab, was gahl- 
reiche Beschädigungen mit sich bringt und eine recht 
betrachtliche Erhohung der Seeversicherungprämien 
nach sich gezogen hat. Von großer Bedemung ist die 
hünktlich am 1. April erfolgte Eröffuung der 160 km 
langen Bahn Lome —Atatpamebe zirk; doch wird ihre 
Wirkung dadurch beeinträchtigt., daß man ihren End- 
nunkt nach dem ungesunden Dörschen Agbonn gelegt 
hat, statt die Bahn weitere 4 km., wenn auch an- 
steigend, in die Handelsftadt Atalpame hinein zuführen. 
Die Witterung war im allgemeinen wieder günstig, 
wenn auch an der Küfste die Niederschlagemengen im 
zweiten HLalbjahr so sehr bhinter dem Dunuchsähmitt 
zurückblieben, daß die ganze Maiserne wiederum 
verdorben ist. 
  
Infolge der seit Jahren günstigen Regenmengen 
hat sich die Ausfuhr an Palmöl und Palmkernen, bei 
denen allerdings gegen Ende des Jahres die Preise 
beträchtlich zurückgingen, noch weiter gesteigert, so daß 
das Jahr 1911 mit vorauosichtlich rund 4000 t Palmöl 
und 13.000 t Palmkernen einen noch nie erzielten 
Rekord aufstellen wird. 
Kautschuk wird sich mit rund 110 t auf der Höbhe 
der letzten Jahre halten, dagegen holt Baumwolle mit 
rund 2200 Ballen den Rückgang des Vorjahres wieder 
ein und übersteigt sogar das Jahr 1909 etwas. Frei- 
lich wird ein normaler Weltpreis für das Produkt 
nötig sein, um die Anbaufrendigkeit der Neger zu 
erhalten. 
Kopra und Kakao endlich mit annähernd je 200 t 
setzen die Steigerung der Vorjahre fort. Bei beiden 
Produkten fällt auch der europäische Plantagenbau 
ins Gewicht. 
Die wen'gen Plantagen entwickeln sich günstig. 
Die Plautage Rpeme brachte neben KRopra den ersten 
Sisalhauf aus Togo auf den Markt und erzielte die- 
selben Preise wie prima ostafrikanischer Hanf. Die 
Agupflanzung erntete neben Kakago die ersten größeren 
Mengen an Kautschuk und baute ihr Palmölwerk zur 
maschinellen Verarbeitung der Tlpalmfrüchte weiter 
aus. Ein neues Pflanzungenunternehmen, die Togo- 
Pflanzungs-A.-G., wurde in Berlin mit 850 000 6 
Kapital gegründet und nahm den Anbau von Sisal- 
agaven und Kautschuk auf. 
Die Finanzgen des Schutzgebietes entwickeln sich 
wie im Vorjahre glänzend, obwohl die Uberschüsse der 
Verkehrsanlagen infolge des Ausfalles der Mais-= 
ausfuhr und wegen des Einsturzes der Landungs- 
brücke den Erwartungen nicht voll entsprechen. 
Von Bedeutung für die künftige Euntwicklung der 
dem Verkehr noch immer gesperrten Nordbezirke ist 
der Beschluß der Baseler Mission, ihre Tätigkeit dem- 
nächst nach dem Mungubeczirk aus zudehnen. 
Die Togo-Baumwollgesellschaft hat am 23. Oktober 
auf ihrer Generalversammlung den Beschluß gefaßt. 
in Lome eine Anlage zur maschinellen Aufbereitung 
von Clpalmfrüchten zu errichten. Diese Anlage, welche 
bis zu einer Leistungsfähigkeit von 30 tons frischen 
Früchten pro Tag auogebaut werden kann, berechtigt 
zu der Annahme, daß die Ausfuhrziffern von Palmol 
und Palmkernen, nachdem die Eingeborenen sich an 
dic dadurch eintretende Anderung in der Heranbringung 
und Verwertung der Landesprodukte gewöhnt haben, 
nicht unwesentlich gesteigert werden. Die sämilichen 
Maschinen sind zum Teil bereits in Lome eingetroffen 
und ausgeslellt und zum Teil noch unterwegs, so daß 
die Anlage im Laufe des Monats Mai dieses Jahres 
wahrscheinlich den Betrieb wird aufnehmen kann. 
Es ist ferner zu berichten, das das Gouverne- 
ment mit Zustimmung des Gouvernementrats be- 
absichtigt, den Clpalmdistrikt des Anecho-Bezirks durch 
eine Stichbahn zu erschließen. 
Nigeria. 
Im allgemeinen hat sich das Geschäft in Nigeria 
in ähnlichem Umfange bewegt wie im Jahre 1910. 
Die Zufuhren von Palmkernen und Palmöl standen 
ungefähr auf derselben Höhe wie 1910; von Nernen 
wurde etwas mehr, von l eitwas weniger erportiert. 
Eine sehr große Zunahme zeigte der Erport von 
Kalao, der aber zeitweise von recht ungenügender 
Inalität gewesen ist: immerhin licß sich durchschnittlich 
noch ein Preis erzielen, der nur wenig unter dem 
Werte von Accra-stakao lag. 
Der Mais-Erport ist leider fast ganz ausgefallen. 
Nachdem auch schon das Jahre 1910 ein schlechtes
	        
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